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Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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seine Füße im Wasser baumeln.
    «Wie   … wie hast du diesen Schmerz ausgehalten?», fragte ich. Es beschäftigte mich viel zu sehr, als dass ich hätte schweigen können.
    Joshua starrte weiter in den Himmel, er wollte einfach nicht darauf eingehen. Ich dumme Kuh hatte anscheinend wirklich mit diesen Fragen eine Grenze überschritten. Gerade wollte ich mir wieder gegen den Kopf hauen, da antwortete Joshua: «Mein Glaube an Gott hat mir geholfen, alles zu ertragen.»
    Die Antwort klang etwas zu deklamatorisch und tapfer, um die alleinige Wahrheit zu sein.
    «Du hast die ganze Zeit an Gott geglaubt, trotz der Qual?», hakte ich nach.
    Er schwieg. In ihm arbeitete es sichtlich. Schließlich antwortete er im melancholischen Tonfall: «Eloi, Eloi, lema sabachtani.»
    «Wie bitte, was?», fragte ich verblüfft.
    «Ein Psalm Davids», antwortete er.
    «Aha   …», stammelte ich. Natürlich verstand ich kein Wort. Aber dieser Psalm hatte sicherlich nichts mit Davids Nackttanz zu tun.
    «Es bedeutet: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?», sagte Joshua leise.
    «Das   … das   … klingt traurig», sagte ich.
    «Ich habe es am Kreuz geschrien, bevor ich starb.» Seine Augen waren nun voller Schmerz.
    Er tat mir in diesem Augenblick wieder leid. Unendlich leid. So sehr, dass ich wieder meine Hand nach der seinen ausstreckte. Diesmal zog er sie aber nicht sofort zurück. Ich berührte vorsichtig seine Hand. Er zog sie immer noch nicht zurück. Dann umschloss ich sie. Fest.
     
    So saßen wir da – Joshua und ich   –, Hand in Hand schweigend auf dem Steg, und betrachteten den Sonnenaufgang über dem Malenter See.

29
    Ein paar Stunden zuvor
    Satan verspürte das erste Mal seit langem wieder so etwas wie Feuer in sich: Die Endschlacht würde nun endlich losgehen. Das Leben machte plötzlich wieder Sinn.
    Er beschloss erst mal, Menschen zu rekrutieren, denen er übernatürliche Kräfte verleihen wollte, damit sie zu seinen apokalyptischen Reitern würden. Auf seiner Kandidatenliste stand für den ersten Reiter namens «Krieg» der 43ste amerikanische Präsident, der sich gerade in seinem Feriendomizil in Kennebunkport langweilte. Für den zweiten Reiter «Krankheit» stand ein Kardinal auf der Liste, der Afrikanern erklärte, dass es eine außerordentlich gute Idee sei, auf Kondome zu verzichten. Und für «Hunger» hatte Satan sich dieses Top-Model ausgesucht, das diese Casting-Show moderierte, in der sie dünnen jungen Mädchen einredete, sie seien schwabbelige Fettmonster.
    Der vierte Reiter, Tod, musste nicht rekrutiert werden, der arbeitete schon seit Anbeginn der Zeiten auf der Erde. Satan beschloss, ihn erst so spät wie möglich aufzusuchen. Außer Gott war der Tod das einzige Wesen, dem er nicht gerne im Dunkeln begegnete.
    Aber so recht zufrieden war Satan mit der Kandidatenliste für die ersten drei Reiter noch nicht. Er musste die besten Gefährten finden, nur dann könnte er gegen Gott gewinnen. Diesmal galt es, denn es sollte ja der letzte Kampf um das Schicksal der Menschheit werden. Und Satan war der Außenseiter, der Allmächtige hatte bisher ja so eine Art, ihm am Ende immer um eine Nasenlänge (eine metaphorische, versteht sich) voraus zu sein. Nachdenklich hockte er sich auf eine Parkbank am Malenter See, neben einer Frau, die zeichnete.
    «Du nimmst mir das Licht» , beschwerte die Frau sich.
    Er schaltete sein George-Clooney-Lächeln ein: «Aber ich bin George Clooney.»
    «Du hast Ähnlichkeit mit ihm, freu dich drüber. Aber überreiz es nicht» , erwiderte die Frau. «Außerdem bin ich lesbisch.»
    Dann bedeutete sie ihm, sich zu verziehen.
    Satan hatte immer schon etwas übrig für willensstarke Frauen. Ihren Willen zu brechen bereitete ihm immer wieder besondere Freude. Er wusste natürlich, dass das an seinem Neid lag. Ja, er neidete den Menschen den freien Willen. Was würde er nicht alles tun, um selbst einen zu bekommen? Dann würde er irgendeinem niederen Dämon den Schlüssel zur Hölle in die Hand drücken und es sich auf einer einsamen Südseeinsel gemütlich machen. Ohne von den Menschen mit ihren Gedanken, Begierden und Sünden genervt zu werden. Nie mehr würde er sich dann eine merkwürdige sexuelle Phantasie anhören müssen, für deren Verwirklichung einer seine Seele verkaufen wollte   … das wäre sicher das Paradies.
    Er rief sich zur Ordnung, er musste dringend aufhören zu träumen, schließlich hatte er keinen freien Willen und musste seiner Bestimmung

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