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Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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hatte dank der wunderbaren Atmosphäre keine Angst, Fragen zu stellen.
    «Ich könnte dir mein wahres Aussehen zeigen, aber ich sollte dies besser nicht tun.»
    «Warum nicht?»
    «Weil du bei dem Anblick wahnsinnig werden würdest.»
    «Das ist ein gutes Argument», erwiderte ich, jetzt hatte ich doch wieder ein bisschen Angst. Daher verzichtete ich darauf, weitere Fragen zu stellen, deren Antworten ich schon immer mal wissen wollte: Was gab es, bevor Gott das Universum erschaffen hatte? Hat es das Paradies wirklich gegeben? Was zum Geier hat Gott sich bei der Erfindung der Monatsregel gedacht?
    Oder bei der Erfindung von Tumoren?
    Stattdessen nahm ich noch einen Schluck Darjeeling-Latte und blickte hinunter auf den wirklich sehr akkurat geschnittenen Rasen.
    «Seit über zweitausend Jahren habe ich mit keinem Menschenmehr so gesprochen wie mit dir», erklärte Emma/Gott .
    Ob ich es wollte oder nicht, das schmeichelte meinem Ego. Ich sah wieder hoch und fragte: «Hast du damals Moses auch zum Tee eingeladen?»
    «Nein, er wollte nach all den Jahren in der Wüste einfach nur mal wieder gesäuertes Brot essen», antwortete Emma/Gott und nippte an ihrer Tasse Tee. Dann kam sie endlich zu dem Thema, weswegen sie mich zu sich geholt hatte: «Du hältst meinen Sohn von seiner Aufgabe ab.»
    «Ja   …», gab ich zu, was sollte ich das groß leugnen?
    «Du liebst ihn?»
    «Ja», auch das konnte ich nicht groß leugnen.
    «Auf eine Art, wie du es eigentlich nicht tun solltest?»
    «Hmm   …», nuschelte ich ausweichend. Natürlich wusste ich, dass meine Gefühle für Joshua nicht der Norm entsprachen, aber sie fühlten sich halt richtig an. Wie konnten sie da falsch sein?
    «Lass ihn bitte in Ruhe», bat Emma/Gott sanft und nahm einen weiteren Schluck Tee.
    «Nein, das werde ich nicht», platzte es aus mir heraus.
    Emma/Gott ließ von der Tasse Tee ab und blickte mich mild erstaunt an. Noch erstaunter war allerdings ich, dass ich es gewagt hatte, Gott zu widersprechen. Das war sicherlich noch niemandem gut bekommen.
    «Du willst nicht von ihm ablassen?», fragte sie.
    «Nein.» Jetzt war es eh zu spät, um noch die Kurve zu bekommen.
    «Du zweifelst an meinem göttlichen Plan?» Emma/Gott lächelte nun nicht mehr.
    «Ja   …», erwiderte ich mit zittriger Stimme, ich hatte mich ja eh schon tief reingeritten, da konnte ich auch gleich munterweitergaloppieren. Ich verstand einfach nicht, warum der Feuersee sein musste oder damals die Sintflut (als kleines Mädchen hatte ich mir ausgemalt, wie drei Pinguinfreunde – ich nannte sie Pingi, Pongo und Manfred – auf die Arche zuwatschelten und dort von Noah erfuhren, dass nur zwei mitdürften. Pingi und Pongo watschelten schneller die Laderampe zum Schiff hoch, und Manfred musste zurückbleiben, für den Rest seines Lebens enttäuscht von seinen Freunden. Wobei der Rest des Lebens für den kleinen Pinguin nicht allzu lange andauerte, da es schon zu regnen begann).
    «Du zweifelst an meiner Güte?», wollte Emma/Gott nun von mir wissen.
    «Es ist nun mal schwer zu erkennen, ob du der liebende oder der strafende Gott bist», erwiderte ich tapfer.
    «Ich bin der liebende Gott», kam die klare Antwort.
    Das überzeugte mich nicht, ich dachte nur bei mir: Erklär das mal Manfred, dem Pinguin.
    «Aber», so fuhr Emma/Gott fort, «ich bin auch der strafende Gott.»
    Diese göttliche Logik verstand ich, wie so viele andere göttliche Logiken, nicht, was man mir wohl auch ansah.
    «Ihr Menschen seid meine Kinder, und wie Kinder wachst ihr auf und verändert euch permanent», erklärte sie nun. «Ihr seid nicht mehr die gleichen wie im Paradies. Oder bei der Sintflut. Und wie Kinder muss man euch erziehen, und je älter ihr werdet, immer auf eine andere Art und Weise.»
    «Ah ja   …» Langsam dämmerte es mir. Die Menschheit war im Paradies bei Adam und Eva ein unschuldiges Baby, dann bei Sodom und Gomorrha ein wild herumpubertierender Teenager. Gott aber war stets der liebende Elternteil, der mal nett, aber auch mal streng war, nach dem Motto: «Wenn du noch einmal so rumtobst, gibt es Fernsehverbot.»
    Und wie sagte Jesus doch sinngemäß: Die genauen Benimmregeln im Hause Gottes waren für jedermann in der Bibel nachzulesen, Gott war also eine konsequente Mutter (oder Vater oder was auch immer) mit klaren Ansagen.
    Wenn man es so recht bedachte, war sie sogar ein ziemlich geduldiger Elternteil. Schließlich haute sie nur alle paar tausend Jahre mal wütend auf den Tisch und

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