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Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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entschuldigen, aber meine Stimme   …
    «Ch   … r   …»   … versagte komplett.
    «ANTWORTE.»
    «Ch   … r   …»
    «DU MUSST KEINE FURCHT VOR MIR HABEN

    «Keine Furcht» – Komiker!
    «MÖCHTEST DU EINE ANDERE ATMOSPHÄRE
FÜR UNSER GESPRÄCH?»
    «Ch   … r   …», antwortete ich und versuchte dabei so etwas wie ein Nicken.
    «DU REAGIERST WIE EINST MOSES
…» , sagte der Dornbusch, und seine Stimme klang vergnügt. Eine Stimmung, die dem Dornbusch selber allerdings nicht anzusehen war.
     
    Einen Augenblick später war der Uferweg um mich herum verschwunden, und ich befand mich in einem englischen Landhaus, so wie man es aus Jane-Austen-Verfilmungen wie «Sinn und Sinnlichkeit» kennt. Die Möbel waren aus dem neunzehnten Jahrhundert, der Duft von schwarzem Tee und erlesenen Orchideen lag in der Luft, und ich hatte sogar ein schönes beigefarbenes altenglisches Kleid an mit einem Korsett, das mich aber dankenswerterweise überhaupt nicht einschnürte, sondern sich wie ein Hauch von Seide um meinen Schwabbelbauch wölbte. Durch das Fensterglas konnte man einen Garten mit einem Rasen sehen, den außer englischen Gärtnern niemand in der Welt so millimetergenau mähen konnte. Natürlich wusste ich, dass ich mich nicht mehr in unserer Welt befand, Gott hatte nur eine Atmosphäre ausgesucht, die ich immer besonders schön fand, wenn ich sie in Filmen sah, und die ich daher gelegentlich in meinen Tagträumen zu besuchen pflegte. Vielleicht hatte Gott das Ganze extra für mich erschaffen, vielleicht lag dieser Ort aber auch nur in meiner Einbildung. Eigentlich war es ja auch egal, solange er mir nicht wieder als brennender Dornbusch erschien.
    Ich klopfte auf einen Holztisch, der fühlte sich jedenfalls verdammt echt an. Ich ging durch eine Glastür auf die Terrasse, setzte mich dort in einen altmodischen, aber äußerst bequemen Liegestuhl, genoss die Wärme der Sonnenstrahlen in meinem Gesicht und lauschte dem Vogelklang. Der wunderbare Spätsommerabend in dem Landhaus war Balsam für meine verwirrte Seele. Das Einzige, was mir noch etwas unheimlichvorkam, war die Tatsache, dass Gott genau gewusst hatte, dass ich immer mal durch ein englisches Landhaus des neunzehnten Jahrhunderts flanieren wollte. Theoretisch war mir natürlich klar, dass Gott alle Geheimnisse von einem kannte, sonst hätte man ihn ja nicht den Allwissenden, sondern maximal den Halbwissenden genannt, aber als ich dann in der Praxis merkte, dass er auch über solche Kleinigkeiten wie meine Vorliebe für Jane-Austen-Verfilmungen Bescheid wusste, da schämte ich mich doch, nicht zuletzt, weil ich mich daran erinnerte, dass ich in einstigen verzweifelten Single-Zeiten mir in der Phantasie in so einem Landhaus ein erotisches Abenteuer mit Mister Darcy ausgemalt hatte.
    Doch in diesem wunderbaren Garten konnte man sich einfach nicht lange schämen oder Sorgen machen. Als ich schließlich völlig tiefenentspannt in der Abendsonne saß, fragte eine Stimme hinter mir: «Geht es dir gut?»
    Eine Frau in meinem Alter betrat vom Landhaus her die Terrasse. Sie sah aus wie Emma Thompson, hatte ein bezauberndes, strahlend weißes Kleid an, das bis auf den Boden wallte, und lächelte so freundlich, wie ich niemanden zuvor habe lächeln sehen.
    «Mir geht es sehr viel besser», antwortete ich ihr.
    «Das ist fein», erwiderte Emma.
    «Ja, das ist es», bestätigte ich.
    «Möchtest du etwas Darjeeling?»
    Eigentlich mochte ich ja lieber Kaffee und da besonders Latte macchiato, aber da der ja nicht zu der Landhaus-Atmosphäre passte, antwortete ich: «Ja, sehr gerne.»
    Emma Thompson nahm eine Kanne Tee von einem dreibeinigen Beistelltischchen, das ich zuvor nicht gesehen hatte – war es vielleicht gerade erst erschienen?   –, und schenktemir den Tee in eine weiße, ganz feine Porzellantasse mit rotem Blumenmuster ein. Ich nahm einen Schluck, und er schmeckte überraschenderweise nach Latte macchiato, um genau zu sein, nach dem besten Latte, den ich je getrunken hatte.
    «Ich glaube, so magst du deinen Tee am liebsten», lächelte Emma Thompson. Es war ein so schönes, freundliches, gar liebevolles Lächeln, da konnte ich gar nicht anders, als zurückzulächeln.
    «Ist das hier der Himmel?», wollte ich wissen.
    «Nein, das hier habe ich extra für dich erschaffen.»
    «Es muss praktisch sein, Gott zu sein», antwortete ich bei dem Anblick des wunderbaren Gartens.
    «Ja, das ist es», lachte Emma/Gott.
    «Bist du immer eine Frau?» Ich

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