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Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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erklärte Alicia Keys.
    Zum Beweis verwandelte sie sich, begleitet von einem furchtbaren Schwefelrauch, in ein Wesen mit blutrotem Gesicht, Hörnern, Hufen und einem ziemlich hässlichen Schweif. Um den ganzen Körper herum loderten Flammen, die Satan selbstverständlich nicht verbrannten. Er zeigte sich so nur für kurze Zeit, dann verwandelte er sich wieder zurück in Alicia Keys, und die Flammen verschwanden ebenfalls. Als sich der Schwefelgestank verzog und Kata ihre Sprache wiedergefunden hatte, sagte sie tapfer: «Wow, du hast echt gute Special Effects.»
    «Und ich habe deine Seele» , grinste Alicia.
    Kata schluckte, das machte ihr nun richtig Angst. Dabei hatte sie bis vor einer guten Sekunde nie daran geglaubt, dass es so etwas wie die Seele überhaupt gab.
    «Ich ahne, was du jetzt denkst» , sagte Satan grinsend. «Du fühlst dich betrogen von mir. Aber c’est la vie, ich bin Satan, da liegt das mit dem Betrügen und Betrogenwerden in der Natur der Sache. Sicher überlegst du auch, ob du deine Seele wiedergewinnen kannst, indem du mich ebenfalls austrickst. Das denken alle Menschen, aber es hat noch keiner geschafft.»
    Kata verzog das Gesicht.
    «Ich ahne auch, was du jetzt denkst. Dass du die Erste sein
wirst, der es gelingt. Das hoffen ebenfalls jede Menge Menschen. Ihr habt alle einfach zu viele Geschichten in Romanen gelesen oder im Kino gesehen, in denen so etwas Unrealistisches geklappt hat.»
    Alicia Keys lächelte, während Kata darüber nachdachte, dass ihre Schwester wohl doch mit dem echten Jesus unterwegs war. Vielleicht könnte der ihr helfen. Sie müsste nur schnell zu Marie rennen und   …
    Aber Satan dachte gar nicht daran, Kata nach Hause zu lassen.
    «Ich werde dir jetzt deine Reiterkollegen vorstellen» , erklärte Satan.
    «Reiter?» Kata verstand gar nichts mehr. Was wollte er? Mit ihr auf die Fuchsjagd?
    Satan schnippte mit den Fingern, und plötzlich befand Kata sich mit ihm nicht mehr vor der Arztpraxis, sondern an einem Außentisch der Malenter Gelateria. Dort saßen die beiden nicht allein.
    «Darf ich dir vorstellen» , erklärte Satan, «dieser Herr wird der apokalyptische Reiter namens Krieg   …» Er zeigte auf Maries Exbräutigam Sven.
    «…   und dieser hier der apokalyptische Reiter namens Hunger.» Er zeigte auf einen Mann, der eine Pastorenrobe trug und darunter Turnschuhe.
    «Und du wirst zur Reiterin namens Krankheit.»
    Kata begriff nicht mal die Hälfte von dem, was da geredet wurde. Sie wusste nur eins: Sie wollte aus der Nummer raus.
    «Ich verschwinde!» , sagte sie mit allem Mut, den sie aufbringen konnte.
    «Das würde ich an deiner Stelle nicht tun» , lächelte Alicia Keys.
    «Wenn ich das recht verstehe» , hielt Kata nun dagegen, «dann
bekommst du meine Seele doch erst, wenn ich tot bin. Also kann ich machen, was ich will. Zum Beispiel jetzt gehen.»
    «Ja, aber ich kann dich jederzeit töten» , lächelte Satan und ließ aus seiner weiblichen schwarzen, perfekt manikürten Hand einen Feuerball hervorlodern.
    Kata erwiderte schluckend: «Ist bestimmt nützlich, wenn mal im Auto der Zigarettenanzünder nicht funktioniert.»
    «Und wenn du tot bist, habe ich deine Seele, dann wirst du bis in alle Ewigkeiten als Strafe dafür, dich mir widersetzt zu haben, deine Tumorschmerzen erleiden müssen.»
    Eine unglaubliche Furcht durchströmte Kata, diese Schmerzen sollte sie ewig haben? Sie drehte nur deshalb noch nicht völlig durch vor Angst, weil sie sich an eine einzige kleine Hoffnung klammerte: dass sie der erste Mensch sein könnte, der Satan die Seele wieder abtrickst.

45
    Nach dem Kuss war ich wie benommen. Joshua auch. Wir starrten eine ganze Weile auf den See. Wir waren nicht mehr Marie und Messias. Wir waren nur noch zwei völlig verunsicherte Mittdreißiger.
    «Verzeih, verzeih, das war keine gute Idee von mir», stammelte ich schließlich.
    «Eine törichte Idee», bestätigte er mit unsicherer Stimme.
    «Die törichtste Idee der Welt», legte ich noch eins drauf.
    «Nein, das war Petri Gedanke, er könne ebenfalls auf dem Wasser gehen.» Joshua musste nun lächeln.
    Ja, er lächelte. Leicht, aber er lächelte. War er mir nicht böse?
    «Bist du mir nicht böse?»
    Er zögerte etwas, dann sagte er: «Nein, das bin ich nicht.»
    Er war es nicht!
    Was bedeutete das? Hatte ihm der Kuss gefallen? Wollte er gar mehr? Ich wollte jedenfalls mehr! Aber sollte ich mein Glück herausfordern? Es nochmal versuchen?
    So viel Mut hatte ich dann doch nicht.

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