Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jesus von Nazaret

Jesus von Nazaret

Titel: Jesus von Nazaret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Prinz
Vom Netzwerk:
Mitglieder sich, wie Mönche, zu Besitzlosigkeit, Gütergemeinschaft, Ehelosigkeit und Einsatz für die Sache Christi in der Welt verpflichteten.
    Hier lernten Bonhoeffer und die Seinen, dass Christus-Nachfolge nicht bedeutet, ein Leben als einsamer Held führen zu sollen, sondern ein Leben in Gemeinschaft. Denn nur aus diesem Leben mit den anderen speist sich die Kraft, die nötig werden kann, wenn man später dann doch dazu verurteilt ist, einsam und verlassen irgendwo auszuharren oder seinem Tod entgegenzusehen – eine Kraft, die Bonhoeffer schon bald brauchen sollte.
    Ganz anders war es den übrigen Teilen der Bekennenden Kirche ergangen. Schon um das Jahr 1938 war nicht mehr viel von ihr übrig. Zu viele ihrer Mitglieder schafften es nicht, sich von ihrer deutschnationalen Staatsgläubigkeit zu lösen. Hitler und die Nationalsozialisten brachen ein Recht nach dem anderen und in der Kirche wurde immer wieder aufs Neue diskutiert, ob man dazu etwas sagen, ja sogar dagegen protestieren solle. Hitler ließ Pfarrer den Eid auf seine Person abnehmen und diese schafften es nicht, sich dem Ansinnen geschlossen zu widersetzen. Als am 9. November 1938 in der Reichspogromnachtdie Synagogen brannten und Juden zu Tausenden misshandelt wurden, brachte die sogenannte Bekennende Kirche kein öffentliches Wort mehr zustande.
    Einsamer Rufer in der Wüste damals wieder einmal: Dietrich Bonhoeffer. »Nur wer für die Juden schreit, darf gregorianisch singen«, rief er seinen Amtskollegen und Mitchristen in die Ohren, womit gemeint war: Wenn ihr euch jetzt nicht für die Juden und überhaupt alle Verfolgten einsetzt, dann hört auf, Gottesdienste zu feiern. Predigt und Gebet sind dann nur leeres Gerede, Lied und Gesang nur hohler Klang. Aber viele derer, die Bonhoeffer hörten, und erst recht jene, die ihn nicht hörten, gingen gregorianisch singen, um anschließend draußen, auf der Straße, »Judensau« zu brüllen.
    So zeichnete sich für Bonhoeffer immer deutlicher ab, dass er mit wenigen Getreuen und vielleicht mit ganz anderen Verbündeten in eine ganz andere Richtung gehen musste. Nach einem Zwischenaufenthalt in England und in den USA, wo ihm abermals klar wurde, dass sein Platz nicht im Exil sein konnte, auch nicht in der inneren Emigration, sondern mitten im Getümmel in Deutschland, entschied er sich schließlich zu jener letzten radikalen Konsequenz, die er in Gedanken schon früh längst vorweggenommen hatte: den Kampf gegen Hitler im Untergrund fortsetzen, konspirativ tätig werden, und, ja, notfalls Gewalt anwenden. Und das hieß: Sein eh schon gefährliches Leben würde dadurch noch gefährlicher werden. Sich gegen Hitler zu verschwören, um ihn zu beseitigen, bedeutete im Fall der Entdeckung den sicheren Tod. Diese Möglichkeit nahm Bonhoeffer nun bewusst in Kauf.
    Natürlich wäre er alleine gar nicht fähig gewesen, direkte Gewalt gegen Hitler auszuüben. Dazu brauchte er Verbündete. Er fand sie in der Villa seines Vaters, wo schon immer hochrangige Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Militär verkehrten. Und auch verwandtschaftliche Verbindungen nutzte er jetzt für seinen Kampf gegen Hitler. Hans von Dohnanyi beispielsweise, Referent des Justizministers Franz Gürtner, war ein Schwager Dietrich Bonhoeffers – und einer derer, die heimlich am Sturz Hitlers arbeiteten. Dohnanyi konspirierte mit Hans Oster, damals Oberst in der militärischen Abwehr des Admirals Canaris. Dohnanyi, Oster, Canaris arbeiteten wiederum mit Ludwig Beck zusammen, General und Haupt der späteren Verschwörung gegen Hitler. Diese Männer statteten den Grafen Stauffenberg mit jener Bombe aus, mit der Hitler getötet werden sollte.
    Dietrich Bonhoeffer war über die konspirativen Tätigkeiten dieser Verschwörer schon früh eingeweiht. Wenn er eh schon Mitwisser war und das, was er wusste, billigte – was bereits ein todeswürdiges Verbrechen war -, sollte er dann nicht auch den letzten Schritt machen und zum aktiven Mittäter werden? Bonhoeffer hatte in dieser Frage lange mit sich gerungen. Die Entscheidung fiel, als er mal wieder im Ausland, in den USA, war. Dort hat er dann klar erkannt: Es muss sein. Man muss dem Rad in die Speichen fallen.
    Nach seiner Rückkehr aus den USA sagte er seinem Schwager: Ich mach mit. Was soll ich tun? Wofür könnt ihr mich brauchen?
    Sie brauchten

Weitere Kostenlose Bücher