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Jesus Von Nazareth - Und Die Anfaenge Des Christentums - Ein SPIEGEL-Buch

Jesus Von Nazareth - Und Die Anfaenge Des Christentums - Ein SPIEGEL-Buch

Titel: Jesus Von Nazareth - Und Die Anfaenge Des Christentums - Ein SPIEGEL-Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper , Annette Großbongardt
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Einst von den Königen selbst ausgeübtes Amt, das zum politischen Titel geworden war. Seit Herodes I . durfte der König als Vasall der Römer die Hohepriester ernennen und absetzen. Berühmtberüchtigt ist der Hohepriester Kaiphas, der von 18 bis 36 amtierte und laut Johannes’ römerfreundlicher Passionsgeschichte Jesu Auslieferung an die Römer betrieb (siehe Prozess). Bei der Ausübung von Gewalt und der Durchsetzung von Ansprüchen waren die Hohepriester aber von den Römern abhängig, ohne die sie nicht agieren konnten. So war Kaiphas vom römischen Präfekten berufen; seine relativ lange Amtszeit von 18 Jahren deutet auf eine machtpolitisch erfolgreiche Amtsführung hin.
    JUDENCHRISTEN – Alle aus dem Judentum stammenden Christgläubigen; das heißt, eigentlich alle Christen der Anfangszeit waren Judenchristen. Anders als ihre jüdischen Glaubensgenossen bekannten sie sich zu Jesus als Messias. Im engeren Sinn diejenigen Christgläubigen, die eine jüdische Theologie und Lebensführung, also die Einhaltung der Gesetzesvorschriften wie Beschneidung, Speisevorschriften und Sabbatruhe, für unverzichtbar halten.
    LEBEN-JESU-FORSCHUNG – Als Begründer der historischen Jesusforschung gilt Hermann Samuel Reimarus (1694 bis 1768), der erkannte, dass man zwischen der zeitgenössischen Verkündigung Jesu, die nur aus dem ursprünglichen jüdischen Kontext zu verstehen ist, und dem späteren Christusglauben der Apostel unterscheiden müsse. Albert Schweitzers Fazit der »Leben-Jesu-Forschung« von 1906 lautete: Jede Epoche schafft sich den Jesus, der ihr am besten passt. David Friedrich Strauß (1808 bis 1874) sah Unhistorisches und Widersprüche der Evangelien als Produkt einer mythischen Imagination, der »absichtslos dichtenden Sage«. Er erkannte als Erster, dass das Johannesevangelium theologisch stark überformt und deshalb weniger zuverlässig ist als die übrigen Evangelien. Andere Forscher wiesen den tendenziösen Charakter auch der älteren Evangelien nach. Gemeindebedürfnisse, nicht historische Genauigkeit bestimmten deren Jesusüberlieferungen. Rudolf Bultmann sieht daher das Zentrum der Theologie des Neuen Testaments in der Verkündigung des auferstandenen Christus. Erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts wandte man sich wieder dem historischen Jesus zu, verbunden mit starkem sozialgeschichtlichen Interesse.
    LEVITEN – In neutestamentlicher Zeit sollten sie wie die Priester das Volk in der toragemäßen Lebensführung unterweisen, was ihnen zunehmend von den Pharisäern und Sadduzäern streitig gemacht wurde. Sie waren Kultdiener am Herodianischen Tempel. Nach der Apostelgeschichte gehörte auch ein Levit zu den Judenchristen.
    MESSIAS – Ein Gesalbter, griechisch »christos« – ein Gott geweihter Mensch, ein Rang, der ursprünglich nur Königen, Hohepriestern und Propheten vorbehalten war. Allerdings gab es im Judentum zur Zeit Jesu keine einheitlichen Messiasvorstellungen, vielmehr die unterschiedlichsten endzeitlichen Erwartungen. So hofften die Pharisäer auf einen Erretter aus dem Geschlecht Davids, die Essener hingegen erwarteten die Ankunft einer priesterlichen Gestalt, den »Gesalbten Aarons«. Jesus versteht sich laut Markusevangelium als Messias, obwohl er sich selbst so nicht bezeichnet, nur die Frage danach bejaht. Auch andere Titel wie »Sohn Gottes«, »Rabbi«, »Prophet«, »Sohn Davids«, »Heiland« oder »Herr« werden Jesus zugeschrieben. Als »Menschensohn« und »Diener« bezeichnet er sich im Neuen Testament nur selbst, niemand spricht ihn so an.
    PHARISÄER – Die Bezeichnung kommt wahrscheinlich vom hebräischen »paroschim«, was »Spalter« und »genau Unterscheidende« bedeutet. Die Pharisäer standen dem Volk näher als die Sadduzäer. Der Überlieferung der Väter und der Tora folgten sie mit größter Genauigkeit, versuchten aber, sie im Alltag praktikabel zu machen. Josephus (siehe Quellen) erwähnt neben erleichternden Bestimmungen, die die Pharisäer »eingeführt« hätten, aber auch Verschärfungen. Es erscheint widersprüchlich, dass sich Jesus besonders an ihnen reibt, obwohl sie seiner toleranteren Einstellung etwa zum Ritus am nächsten kamen, so etwa in der Frage, was am Sabbat erlaubt ist. Jesus steht mit ihnen im Dialog, in der Passionsgeschichte treten sie als seine Gegner zurück.
    PROZESS JESU – Noch 1951 sah Josef Blinzler die Passionsdarstellungen des Prozesses als historisch glaubwürdige Berichte an. Jesus habe sich durch seine Tempelkritik und

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