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Jesus von Texas

Jesus von Texas

Titel: Jesus von Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DBC Pierre
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ist, der für Dienstag die Verantwortung trägt, außer meiner Mom. Ich brauch bloß bei den Ermittlungen zu helfen, und schon kriegt sie das bescheuerte Tourette-Syndrom, oder wie man das nennt, wenn deine Arme wild in der Gegend rumrudern.
    Die Polizistin führt mich in einen Raum mit einem Tisch und zwei Stühlen. Kein Fenster, nur ein Bild von meinem Freund Jesus, das mit Klebestreifen an der Tür befestigt ist. Ich kriege den fleckigen Stuhl. Ich ziehe mir meine Sachen über und stell mir vor, es sei vergangenes Wochenende: nichts als vertraute, abgegriffene Augenblicke, die durch Klimaanlagen mit fehlenden Reglern in die Stadt tropfen; Spaniels, die von Rasensprengern trinken wollen und statt dessen einen Tritt vor die Nase bekommen.
    »Vernon Gregory Little?« Die Lady bietet mir ein gegrilltes Rippchen an, doch das Angebot ist halbherzig, und, ehrlich gesagt, man würde sich schlecht fühlen, es anzunehmen, wenn man sieht, wie gierig ihre drei Kinne dabei zittern.
    Sie legt mein Rippchen in die Schachtel zurück und greift sich selber ein anderes. »Ch-chr, fangen wir mal ganz am Anfang an. Dein fester Wohnsitz ist 17 Beulah Drive?«
    »Ja, Ma'am.«
    »Wer wohnt außer dir dort?«
    »Niemand, nur meine Mom.«
    »Doris Eleanor Little ... « Barbecuesauce tropft auf ihr Namensschild. Deputy Vaine Curie steht da drauf. »Du bist also fünfzehn Jahre alt - schwieriges Alter.«
    Will sie mich verarschen oder was? Ich reibe meine New Jacks aneinander, zur moralischen Stärkung.
    »Ma'am - dauert das noch lange?«
    Einen Moment lang sind ihre Augen weit aufgerissen, dann verengen sie sich zu einem schmalen Schielen. »Vernon, es geht hier um Beihilfe zum Mord. Es dauert so lange, wie es dauert.«
    »Aber .. «
    »Und erzähl mir bloß nicht, du wärst nicht eng befreundet gewesen mit dem Mexikaner-Bengel - sein einziger Freund sogar. Fang besser gar nicht erst damit an.«
    »Aber, Ma'am, ich meine - es muß doch massenweise Zeugen geben, die mehr gesehen haben als ich.«
    »Ach ja?« Sie schaut sich im Zimmer um. »Ich sehe sonst niemanden. Du etwa?«
    Wie ein Idiot glotze ich umher. O Mann. Sie fängt meinen Blick auf und bringt ihn wieder auf Kurs. »Mr. Little, du weißt doch hoffentlich, warum du hier bist, oder?«
    »Klar, glaub schon.«
    »Dann hör mir mal gut zu. Meine Aufgabe ist es, die Wahrheit herauszufinden. Wenn du denkst, das ist schwierig, dann laß dir gesagt sein, daß es schtass-tistisch gesehen nur zwei Faktoren gibt, die unsere Existenz bestimmen. Du weißt, welche das sind? Die zwei Faktoren, die allem Leben auf dieser Welt zugrunde liegen?«
    »Ähm - Reichtum und Armut?«
    »Reichtum und Armut sind es nicht.«
    »Gut und Böse?«
    »Nein. Ursache und Wirkung. Und bevor wir anfangen, wirst du mir noch sagen, welche zwei Kategorien von Menschen nachweislich diese Welt bevölkern. Also, ich höre - welche zwei Kategorien von Menschen gibt es?«
    »Verursacher und, ähm, Bewirker?«
    »Falsch. Es gibt Bürger - und Lügner. Verstehst du das, Mr. Little? Kannst du mir folgen!«
    Mann, ist ja gut. Ich würd gern sagen: »Nee, ich folge gerade ihren blöden Töchtern runter zum See«, aber ich laß es lieber bleiben. Soviel ich weiß, hat sie nicht mal Töchter. Jetzt muß ich garantiert den ganzen Tag daran denken, was ich hätte sagen sollen. Was für eine Scheiße.
    Sie reißt einen Streifen Fleisch vom Knochen und klatscht ihn sich in den Mund; es sieht aus wie Scheiße, die in den Arsch reinrutscht statt raus. »Ich nehm an, du weißt, was ein Lügner ist. Ein Lügner ist ein Psychopath jemand, der graue Bereiche zwischen Schwarz und Weiß zeichnet. Es ist meine Pflicht, dich darauf hinzuweisen, daß es keine grauen Bereiche gibt. Fakten sind Fakten - oder Lügen. Kannst du mir folgen?«
    »Ja, Ma'am.«
    »Das will ich hoffen. Kannst du hinreichend darüber Auskunft geben, wo du dich am Dienstagvormittag um zehn Uhr fünfzehn aufgehalten hast?«
    »In der Schule.«
    »Welches Fach du hattest, meine ich.«
    »Äh - Mathe.«
    Gurie läßt ihren Knochen sinken und glotzt mich an. »Welche wichtigen Grundsätze über Schwarz und Weiß hab ich dir eben zu vermitteln versucht?«
    »Ich hab nicht gesagt, daß ich im Klassenzimmer war …«
    Es klopft an der Tür, gerade noch rechtzeitig, bevor meine Nikes miteinander verschmelzen. Eine Betonfrisur schaut ins Zimmer. »Vernon Little, ist der hier? Seine Mutter ist am Telefon.«
    »Okay, Eileena.« Gurie wirft mir einen stechenden Blick zu, um mir zu

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