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Jesus von Texas

Jesus von Texas

Titel: Jesus von Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DBC Pierre
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Hand und seinem verfluchten alternativen Lifestyle, oder wie man diesen neuen tuntigen Trend nennt. Dabei paßte ihm sein Wesen immer perfekt wie eine Sportsocke - damals, als wir uns wie Könige fühlten und ein Schmutzfleck auf unseren Sneakers mehr zählte als die Sneakers an sich. Wir haben die Wildnis vor der Stadt mit dem Gewehr von seinem Dad durchstreift und alte Bierdosen und Wassermelonen und Müll terrorisiert. Irgendwie waren wir schon Männer, bevor wir überhaupt richtige Jungs wurden - bevor wir zu dem wurden, was wir jetzt sind, was auch immer das ist. Ich spüre, wie die Eigenartigkeit des Lebens meine Lippen zusammenpreßt; dann läßt sich mein Kumpel auf seinem Rad zu mir zurückfallen und fährt neben mir her. Seine Augen nehmen diesen Glanz an, das passiert ständig, seit er zu diesem Psycho-Heini geht. Man merkt ihm an, daß er in einen seiner philosophischen Hirnficks versunken ist.
    »Hey Mann, erinnerst du dich an diesen Großen Denker, den wir letzte Woche in der Schule hatten?« fragt er.
    »Der wie ›Manual Cunt‹ klang?«
    »Ja, der gesagt hat, daß nichts tatsächlich passiert, solange man es nicht passieren sieht.«
    »Ich erinnere mich nur, daß ich Naylor gefragt hab, ob er schon mal von einer manuellen Fotze gehört hat, und er meinte, er fährt nur mit Automatik. Wir haben uns bepißt vor Lachen.«
    Jesus schnalzt mit der Zunge. »Scheiße, Vermin, das ist echt alles, was du im Kopf hast - wann du dich bepißt hast vor Lachen. Nichts als Pisse, Scheiße und Mädchendünste. Das hier ist der echte Scheiß, Mann. Manual Cunt hat diese Frage mit der Katze gestellt - dieses Rätsel, wo du eine Kiste hast, und in der Kiste ist 'ne Katze und dazu noch eine offene Flasche mit tödlichem Gas oder so - die Katze kippt also auf jeden Fall gleich um ...»
    »Wem gehört die Katze denn? Ich wette, die sind sauer.«
    »Verdammt, Verm, ich mein's ernst. Das ist ein absolut brennendes philosophisches Problem. Die Katze ist in der Kiste und wird jeden Augenblick sterben, und Manual Cunt fragt, ob man sie nicht theoretisch schon als tot bezeichnen könnte, sofern nicht jemand da ist, der bezeugt, daß sie noch lebt, der also weiß, daß sie existiert.«
    »Wäre es nicht einfacher, der blöden Katze einen kräftigen Tritt zu geben?«
    »Es geht nicht darum, die Katze zu erledigen, Arschloch.« Man kann Jesus zur Zeit ganz leicht hochbringen. Seine Logik ist total ernsthaft geworden.
    »Scheiße, Jeez, worauf willst du hinaus?«
    Er runzelt die Stirn und antwortet so langsam, als ob er jedes Wort mit der Schaufel ausgräbt. »Daß, wenn Sachen nicht passieren, außer man sieht, wie sie passieren - passieren sie dann auch, wenn du weißt, daß sie passieren werden, aber du sagst es keinem ...?«
    Die Worte erreichen mein Ohr genau in dem Moment, als hinter den Bäumen die Umrisse der Martirio High School sichtbar werden - ein Gebäude wie ein Mausoleum. Ein minimaler Schauder windet sich wie ein Wurm durch meinen Körper.
drei
    Scheiße, zu spät. Sobald man ein Karnickel sieht, sieht es einen automatisch auch - das ist ein Naturgesetz, falls es jemand noch nicht wußte. Dasselbe gilt für Vaine Gurie, die ich auf der Straße vor unserem Haus sichte. Über ihrem Streifenwagen hängen Sturmwolken.
    »Pam, halt mal an! Ich steig hier gleich aus ...«
    »Reiß dich zusammen, wir sind fast zu Hause.« Wenn Pam erst mal in Bewegung ist, hält sie so schnell nicht wieder an.
    Von unserem Holzhaus blättert die Farbe ab, und es steht in einer Straße voller Holzhäuser, von denen die Farbe abblättert. Bevor man es durch die Weiden hindurch sieht, blickt man auf den Ölpumpenbock gleich nebenan. Keine Ahnung, wie das bei euch ist, aber wir hier dekorieren unsere Pumpenböcke. Gibt sogar Wettbewerbe dafür. Unserer ist als Gottesanbeterin ausstaffiert, Kopf und Beine sind angeklebt. Und so steht sie auf der Schmutzfläche neben unserem Haus, diese Riesengottesanbeterin, und pump-pump-pumpt - pausenlos. Die Ladys aus der Nachbarschaft haben sie dekoriert. Den Preis hat allerdings dieses Jahr die Godzilla-Pumpe am Calavera Drive gekriegt.
    Als Pam das Tempo drosselt, sehe ich weiter hinten Reporter und einen fremden Mann, der im Schatten von Lechugas Weide neben einem Van rumlungert. Er schiebt einen Zweig beiseite, um uns vorbeifahren zu sehen. Und er lächelt - keine Ahnung, warum.
    »Der dort ist schon den ganzen Morgen da«, sagt Pam und verdreht ihre Augen zur Weide.
    »Einer von außerhalb oder ein

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