Jesuslatschen - Größe 42
Frauen, wer weiß?
„Eine
Nacht auf dem Kahlen Berg“
Modest Mussorgsky
Dieses sinfonische Werk lässt Fantasien frei.
Den kahlen Berg hab ich heute längst hinter mir. Das kann ja noch interessant
werden.
Es klopft abermals an „meiner“ Tür. Nein, Was
denn jetzt noch? Der Gutsherr persönlich bittet mich nochmals freundlich ihm zu
folgen. Gleich denke ich an ein wildes Sidra -Gelage
am Hexenfeuer. So schlimm ist es aber nicht. Er zeigt mir im Dunkeln, wo ich
mich morgen früh waschen kann. Ursprünglich ein rustikaler Steinbottich mit
fließendem Wasser und genau nach meinem Geschmack. Nun aber rums-bums, zu die Bude und schlafen. Im Haus klappern die Flaschen, es
wird immer lauter und in meiner Villa Kunterbunt immer kühler.
Hier träumt selbst Pippi Langstrumpf noch von
Alice im Wunderland. Ich selbst denke an die Kinderzimmer meiner Kinder. Gegen
diese Hütte hier waren das Paläste.
Gute Nacht, Susann und Alexander.
Montag, 01.05.2006
Peson - Gijon - Aviles
Wie dieser 1. Mai wirklich begonnen hat,
möchte ich gar nicht so recht beschreiben. Und doch gehört es dazu.
Ein Furz in dieser Hütte erzeugt durch das
Wellblechdach eine so extreme Resonanz, wie eine Bombe. Ich bin selbst
erschrocken. Nun ist der Raum unbewohnbar. Ich muss raus. Solange ich mich am
Steinbottich wasche, lüftet der Wagen gut durch. Dann räume ich die Sachen
wieder an ihren Ort. Als Dank lege ich dem jungen Bewohner noch ein paar Euro
Münzen auf den Tisch der Puppenstube. Diesen eigenartigen Ort verlasse ich
genauso müde, wie ich ihn vorfand. Habt trotzdem Dank für das originelle
Obdach. Vergessen werde ich es bestimmt nicht.
Mehrere Kilometer geht es bergauf, der Weg
gleicht eher einem Bach. Fließendes Wasser umspült die Schuhe, albtraumhaft . Diesen Weg hinter der Bergkuppe wieder
hinabzugehen, ist nicht minder schwierig, der Wanderstock leistet hier hundert
Prozent gute Arbeit. Kurz vor Gijon rutsche ich
vorsichtig auf einem Campingplatz zu. Heute ist Feiertag, ich fühle mich total
unausgeschlafen und keimig .
An der Rezeption wird meine unbefangene Frage,
ob ich hier duschen kann, ganz entschieden verneint. Der Campingplatzwart
blitzt mich förmlich an. Ich muss wirklich wieder einmal ausgesehen haben wie
ein Penner. Erst der spanenglische Satz: „ I’m Peregrino , I sleep in the wood , no Albergue“, lässt das
Eis schmelzen und öffnete mir die Tür zum Campingplatzwasch(t)raum. Endlich mal
wieder unter Campern. Das fehlt mir auch ein wenig. Campen in unserem alten
Ford-Bus ist in den letzten Jahren etwas zu kurz gekommen. Hier gibt es das
morgendliche Komplettprogramm: WC, duschen, wildfremde halbnackte Männer
grüßen, Zahnpflege, Haarwäsche, kämmen, komplett Wäschewechsel und SOS-Wäsche.
Fertig! Frisch und sauber komme ich aus dem Waschsalon, eingehüllt in eine
Wolke Pitralon .
Den wandelnden Wäschetrockner am Rucksack habe
ich zur Feier des Tages nicht bestückt, das Problem muss heute anders gelöst
werden. An diesem 1.Mai - „Este Dia del Trabajo “ - „Tag
der Arbeit“ gehe ich von nun an der Stadt Gijon mit
einem guten Gefühl entgegen. Der erste Espresso in einem kleinen Café bringt
mir eine genüssliche Entspannungsphase und die Muse für einen Tagebucheintrag.
Zu berichten gibt es ja genug. Auf der Promenade entlang des langen
Stadtstrandes flanieren Menschen aller Couleur, denen man den Feiertag ansieht.
Es herrscht ein freudiger Müßiggang. Trotz der vielen Leute erfährt man hier
Ruhe und Ausgeglichenheit.
Eine zeitlang verfolge ich ein Strandfußballturnier. Auf dem breiten Sandstrand sind drei Felder
markiert. Somit spielen ständig sechs Mannschaften miteinander. Ein buntes
Treiben. Hinzu kommen noch die Anfeuerungsrufe von der Promenade her und
natürlich das Fachsimpeln der Experten außerhalb des Spielfeldes. Die positive
Energie, welche das Turnier bei allen Beteiligten erzeugt, beeindruckt mich. In
der malerischen, direkt am Strand gelegenen Kirche „San Pedro“, sitze ich
Gedankenversunken und höre einem asturischen Chor zu.
Der Hörgenuss wird etwas durch die allgemeine Unruhe im Raum und durch eine bei
jeder kleinen Bewegung quietschende Tür getrübt.
Es findet sich ganz sicher kaum ein Arbeiter
mit einer kleinen Ölkanne, die haben heute frei.
Auf einer Bank am Hafen schreibe ich eine
aussagekräftige Karte an meine Kollegen. Der Tag der Arbeit ist genau der
richtige Anlass hierfür. Eine wüste Vorstadt lässt
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