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Jesuslatschen - Größe 42

Jesuslatschen - Größe 42

Titel: Jesuslatschen - Größe 42 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Paul
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Cudillero
     
    Bunte absolut surrealistische Träume nehme ich
mit in den Tag. Weshalb muss ich im Traum ein Glas mit Nägeln trinken, während
vor mir jemand läuft und pausenlos Nägel auf den Weg streut? Zwar räkeln sich
immer noch Industrie- und Hafenanlagen in meinem Blickfeld. Jedoch lassen Teile
des Stadtkerns erahnen, was Arves einmal für eine
schöne, ehrwürdige Stadt war und deren Altstadt noch ist. Ein ungewollter Umweg
führt mich bergauf zu einer Kirche, um dann hinabzusteigen, um fast an
derselben Stelle den Weg fortzusetzen. Der weitere Weg zieht sich durch ein
weites Tal, dem ein anstrengender Anstieg folgt. Oben angelangt, gehe ich einen
das Tal säumenden Kammweg entlang. Dieser bietet schöne Einblicke in die unter
mir liegende Natur. Ein schwarz gekleidetes Mütterchen begrüßte mich
freundlich. Wieder beginnt so ein Gespräch mit Worten, welche keiner versteht.
Am Ende geht jeder seiner Wege und nimmt doch etwas mit. Ähnlich dem Wesen der
Musik.
    Zum ersten Mal sehe ich ein Zigeunerlager
mitten im Wald. Verschiedene fremdartige Bewohner grüßen im Vorbeigehen, offen
und freundlich. Das Umfeld hier bedient sämtliche Klischees. Einfache, aus
Brettern zusammengezimmerte Wagen, alte Autos. Überall liegen Gegenstände,
scheinbar ohne Gebrauchswert. Ein Mädchen, welches mit dem Zigeunerpapa auf einer klapprigen Mühle Rad fahren lernt, schlingert ängstlich den Weg
entlang. Wer sich an die Filme „ Amarcord “ oder „La Strada “ von Federico Fellini erinnert, bekommt ein Gespür
für das Bild vor mir. Mich würde es nicht wundern, wenn plötzlich Giulietta
Masina hier erscheint. Die Leutchen haben heute irgendwie den Weg zum Wasser
noch nicht gefunden, es liegt am Staub hier im trockenen Wald. Alle sind
staubig, wie grau gepudert. Das gute an dieser ganzen Gesellschaft ist, dass
hier niemand unglücklich aussieht. Es ist ein Leben, bloß anders als das
gewohnte. Einige Kilometer laufe ich nun schon auf einem breiten Weg durch einen
toten Eukalyptuswald, in Gedanken noch gänzlich bei den staubigen
Waldbewohnern. Vor einer Wegbiegung gerate ich in eine Situation, wie ich sie
mir schon oft ausgemalt habe. Bellend kommt ein Hund auf mich zugerannt . Ein paar Meter vor mir weicht er aus und knurre
mich von der Seite an. Das Tier ist dunkelbraun, so groß wie ein Dalmatiner und
trägt kein Halsband. Dafür blitzen mich seine Zähne an. Respekt. In diesem
Moment stehe ich wie ein Deckchen, fasse meinen Stock fester, um noch ausholen
zu können oder den Hund zu veranlassen in den Stock zu beißen. Das Knurren
weicht wieder lautem Bellen. Was nun? Nach einigen Blitzgedanken kommt ein
älterer Herr in Sichtweite. Ich gebe ihm, der Situation angemessen, wütend zu
verstehen, dass er den Hund zurückrufen soll. Dadurch wird der Hund nochmals
rebellisch. Er rennt aber zu dem Mann hin, um sich dort auszubellen .
Offensichtlich gehört der Hund nicht zu diesem hilfsbereiten Señor. Er scheint
den Burschen aber zu kennen und treibt den Hund, spanisch fluchend, mit seinem
Gehstock drohend, in die Flucht. Einen weiteren Angriffsversuch wehrt er ebenso
drastisch ab. So wird das also gemacht. Großer Respekt. Der Hund trollt sich
ins Gesträuch.
    Weiter, durch diesen scheinbar endlosen Eukalyptuswald,
an einer noch öderen und staubigen Autobahnbaustelle entlang. Jedes Mal wenn
ein Kipper Ladung bringt, sehe ich die Hand vor Augen nicht. Staub wird
aufgewirbelt und vernebelt meine Sicht. Noch ein paar solcher Fuhren und ich
werde genauso eingestaubt sein, wie vorhin die Zigeuner im Wald. Hier werden
Teile des Jakobsweges unwiederbringlich in Betonpisten verwandelt. Urplötzlich
verschwinden hier die Wegmarkierungen so, dass man öfters einfach
orientierungslos dasteht. Zum Glück wissen sich Pilger zu helfen. Wenn man sich
über den weiteren Wegverlauf sicher ist, legt man einfach einen Stein an eine
gut sichtbare Stelle der Weggabelung. So entstehen ganz unvermittelt kleine
Steinpyramiden.
    Noch ein Wort vielleicht zu den
Eukalyptuswäldern. Zu Beginn des Weges roch es in der Nähe dieser Bäume noch
ein wenig exotisch. Die Wälder sahen anders aus als bei uns. So genau fiel mir
aber nicht auf, was diese Wälder so anders macht. Einige
Hintergrundinformationen und genaues Hinsehen, öffnen mir Augen, Nase und
Ohren. Diese Bäume werden in weiten Regionen Nordspaniens als Monokultur
angebaut. Grund dafür ist, dass sie schnell wachsen und kontinuierlich die
Papierfabriken füttern. Hierfür wurde in

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