Jesuslatschen - Größe 42
kahl.
Nicht mal die Sonne, welche am Abend noch scheint, erhellt die beiden. Dem
fremdsprachigem Gezeter schließe ich mich nicht an, weil ich einfach nichts
erwarte. Und ein Schuldach über dem Kopf ist genug.
In
Ermangelung von Gläsern, biete ich meinen heutigen Mitbewohnern eine Tasse Wein
an. Dies soll einzig und allein zum Aufhellen der strapazierten Nerven dienen.
Es wirkt wie eine gute Medizin, denn kurz darauf erscheint Patricia lächelnd.
Sie fragte, ob ich mit ihnen zu Abend essen möchte. Gekocht wird auf einem
mitgebrachten Campingkocher. Es gibt Calamari, Chips, Käse, Brot und Wurst.
Nach und während des Essens haben wir italienisch, deutsch englisch, spanisch
durcheinander geredet, über alles Mögliche auf dieser Erde. Sie sind beide
schon einmal den „Camino Francés“ gegangen. Claudio hat von Patricia Schelte
bezogen, weil er als Eisenbahner mit seiner Berlusconi-Pension angegeben hat.
Patricia ist überzeugte Christin und Kommunistin, Diktaturen verteufelt sie.
Jedoch der Kommunismus ist ihr heilig. Wir haben diesbezüglich einige
Berührungspunkte, denn ich habe ihn dreißig Jahre erlebt, den Kommunismus.
Vielleicht gut, dass Claudio nicht alles dolmetschen kann. Ich denke an Lenin,
in seinem Bett im Museum und schlafe gut ein.
Na
dann:
„ СПОКОЙНОЙ НОЧИ “
„ Spokoinoi notsch “ (laut Elz : gute Nacht auf Russisch) Towarisch Patricia.
Freitag, 05.05.2006
Almuna - Navia
Angenehme
Träume in dieser Nacht, ließen mich ruhig schlafen. Meine Tochter Susann hat
mir im Traum ihr Kind vorgestellt, welches sich zu diesem Zeitpunkt noch sicher
im Bauch räkelt. Es hatte riesengroße Kulleraugen und konnte schon stehen.
Sofort als ich an die Haustür kam, hat es Opa zu mir gesagt. Unsere Wohnung war
übertrieben österlich geschmückt, wie bei Oma und Opa. Ostern, das Fest des
Lebens.
Ich
werde Opa sein!
Sei
mir willkommen, mein Enkelkind
So
zeitig bin ich noch nie aus der Schule gekommen. Am frühen Morgen finden wir
drei gemeinsam den Weg aus der Schule und begeben uns in Richtung Luarca . Die Stadt liegt eingezwängt zwischen Meer, Bergen
und einem Fluss, welcher sich regelrecht durch das dichte Häusermeer
schlängelt. Sieben Brücken, fesselnden Ketten ähnlich, werden benötigt, um den
Fluss für den Menschen bezwingbar zu machen.
„Über sieben Brücken“
Karat
Über
alle sieben Brücken in Luarca bin ich zwar nicht
gegangen, aber mich trifft der helle Schein noch ganz unvermittelt. Dazu
später. Viele kleine Geschäfte haben in Patricia wieder das Shoppingsyndrom
ausgelöst, und ihr Weggefährte Claudio ist vollkommen machtlos. Der
morgendliche Schaufensterbummel erfüllt nicht ganz meine Vorstellungen. Somit
verabschiede ich mich erst mal, suche mir ein Café und beginne den Morgen
entspannt mit Kaffee und Croissants. Auch in dieser Stadt beginnt der Tag in
südländischer Gelassenheit. Zu früher Stunde hat man hier immer das Gefühl, als
wäre es ein besonderer Tag. Der heutige ist es, unbestritten, noch weiß ich
aber nichts davon.
Im
Villenviertel der Stadt, frage ich einen Mann nach dem Weg, zufällig ist gerade
er der richtige Ansprechpartner. Wir gehen ein paar Häuser weiter und er bittet
mich in eine alte Villa einzutreten. Im Flur erwartet uns schon ein großer
Hund. Das Haus ist sehr geschmackvoll eingerichtet. Kunstvolle Jugendstilmöbel
und mehrere großformatige Bilder setzen Akzente.
Der
Inhaber des Hauses geht in einen Nebenraum und kommt mit einem ganzen Stapel
Broschüren zurück. Wir setzen uns an einen runden Tisch, gleich darauf
offeriert er mir eine Hochglanzbroschüre nach der anderen. Ein
Reiseveranstalter ist er nicht aber soweit ich verstehen kann, der Vorsitzende
vom hiesigen Tourismusverband. Auf seine Bitten hin verstaue ich vier Hefte,
meist mit Kartenmaterial, in die Tasche. Der gute Mann rüstet mich mit
umfangreichem Informationsmaterial aus. Damit könnte ich den weiteren
Lebensunterhalt direkt als Reiseführer verdienen.
Luarca wird „das weiße Dorf an der
grünen Küste“ genannt. Eine gute Leistung, sich bei 20.000 Einwohnern dieses
Lebensgefühl zu bewahren. Am Ende der Siedlung tanke ich im „ Supermercado “ Proviant. Bis auf eine sehr informative
Beschreibung der näheren Region, lege ich die restlichen Tourismusbroschüren am
Packtisch aus. Es wird sich auch hierfür ein Interessent finden.
Unweit
des Marktes führt eine steile Treppe nach oben. Endlich oben angelangt, liegt
ein
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