Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jesuslatschen - Größe 42

Jesuslatschen - Größe 42

Titel: Jesuslatschen - Größe 42 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Paul
Vom Netzwerk:
scheinbar nicht. Bin ich Mitwirkender in einem Roadmovie? Wenn
ja, wo ist die Kamera?

    Einige
Kilometer triefe ich total durchnässt im strömenden Regen auf der Fernstraße
nach Valdes . Am anderen Ende des Ortes befindet sich
ein Hotel. Nass und durchgefroren geht es erstmal unter die Dusche und dann ins Bett. Das mit den Herbergen klappt momentan nicht
so optimal. Entweder ist die Wegstrecke zu kurz oder zu lang. Die Herbergen
liegen meist auf halber Strecke. Ich muss einfach wieder den Herbergsrhythmus
finden.
    Nach
meiner Tiefschlafphase bin ich wieder Mensch und lasse mich unten im Schankraum
sehen. Ein stolzer Wirt, der seinen fünfzehn Meter langen Alutresen ständig
poliert, empfängt mich herzlich. Da meine Füße jetzt frei haben, sitze ich barfüßig
bei Fernseh-Dauer-Beschallung und einer kaffeespeienden
Düsentriebwerkskaffeemaschine. Vier Herren, ich nenne sie „die Zahnstocherbande “, spielen etwas abseits mit einem mir
unbekannten Blatt lautstark Karten. Noch lauter als die Spieler sind die drei
Zaungäste, welche sich unbemerkt dazugesellt haben.
    Hotels,
Pensionen und Herbergen habe ich schon einige erlebt, aber das ist das erste „ Krachbumpengrumsbumsradau Hotel“. Lärm einfach die ganze
Nacht hindurch. Alle Minuten geht unten eine Tür auf und wieder zu, laut wie
eine Trabbitür . Ständig spült und zischt es. Jetzt
poltern Leute die Treppe hoch, werfen die Tür ins Schloss und rumpeln im Zimmer
hemmungslos weiter. Wie ausgeglichen und lebensfroh begann dieser Tag doch
heute am Morgen, sogar meiner Mutter bin ich begegnet. Alles ist möglich.
     
    Gute
Nacht, liebe Mutter.

Donnerstag,
04.05.2006
    Valdes   -   Almuna
     
    Geweckt
werde ich so, wie ich abends eingeschlafen bin, mit Lärm. Vor dem Fenster steht
schon seit zehn Minuten ein Transporter und lässt ungeniert den Dieselmotor
rasseln. Dieser wird gefolgt von Startnummer zwei, dem Schulbus, ebenfalls mit
laufendem Dröhnmotor . Startnummer drei sind nun die
ersten Hotelgäste und das Türenspiel setzt wieder ein. Gegensätzlicher kann der
Kontrast zum gestrigen Morgen nicht sein.
    Dem
strömenden Regen geschuldet, gehe ich in Ganzkörper-Vollverpackung wieder auf
die Piste. Bei dem Wetter sind die Wege hier total aufgeweicht, somit
beschließe ich, wieder auf der Nationalstraße zu laufen. Das ist ein
schwieriges Unterfangen, da nur Baustellen folgen. Über das ganze Land sind
Furchen und Rillen gelegt. Die schmalen Randstreifen sind nicht gerade ein
sicherer Weg. Noch dazu bei starkem LKW-Verkehr und diesem Schmuddelwetter .
Besonders eng wird es an einer Tunnelbaustelle. Der Durchgang für Fußgänger ist
verboten, eine Alternative gibt es aber auch nicht. Also Augen zu und durch, am
anderen Ende des Tunnels bin ich unversehrt, heilfroh und atme tief durch.
Einen Vorteil haben die Nationalstraßen in dieser Küstenregion, die Brücken
sind oftmals vierzig bis sechzig Meter hoch. Man geht über die weiten Täler wie
über einen Baumkronenpfad. Unter mir Eukalyptus, Kiefern, Pinien und Akazien,
durch den Regen aufgefrischt. Aus dieser Perspektive sieht man Wälder nicht
oft. Der Wald wogt da unten wie ein grünes Meer, das den Wind empfängt, inne
hält und leise in seinem Rhythmus weiterschwingt. Allmählich hört es auf zu
regnen und es gibt wirklich wieder Sonne. Von einem Augenblick auf den anderen
bin ich wieder wie beseelt und frohen Mutes.
    Nach
dem Regen, frisch gegossene Natur, man spürt förmlich die Freude von Pflanzen
und Tieren. Alles hat sogleich einen neuen Reiz. Wieder eins mit der Natur,
gehe ich auf ein altes Viadukt zu, welches ein zugegrüntes Tal überspannt. Die steinalte Bogenbrücke überspannt ein zu gegrüntes Tal und
lässt, ihrem Zweck entsprechend, mehrmals am Tage die Züge passieren. Bleibt
nur zu wünschen dass hier kein ICE passiert. Blickfang sind für mich die
Orangenbäume, Flieder und blühende Akazien.
     
     
    „ Soon “
    Yes
     
     
    Dieser
Titel entspricht genau meiner derzeitigen Stimmung.
    Oben,
hinter dem Brückengeländer, erscheinen zur gleichen Zeit zwei gelb verhüllte
laufende Rucksäcke. Ohne Zweifel handelt es sich um Claudio und Patricia aus
Italien. Beide hatte ich schon in der Herberge von Aviles getroffen. Nach zwei Kilometern begrüßen wir uns und kommen Dank Claudios
minimaler Deutschkenntnisse in ein angenehmes Gespräch. Den Hauptinhalt unserer
Unterhaltung bilden natürlich die Strapazen und Stationen der letzten Tage.
Patricia sagt mir, dass Klaus, der

Weitere Kostenlose Bücher