Jesuslatschen - Größe 42
irgendwann ganz in Ruhe
seine Geschichte erzählen. Dieser hier bekommt eine Festanstellung, zeitlos und
unbefristet. Heute gibt es ein Fest, Einstand.
Mit
dem Zinnkameraden in der Hosentasche, pilgere ich in eine Sidreria von denen es hier zahllose gibt. Die Auserwählte hat im Inneren das Flair einer
gemütlichen und zeitvergessenen Markthalle. Familien, Freunde, Bekannte treffen
sich hier zum Wochenausklang bei einer erfrischenden Flasche Sidre . Jeder versucht seinen Nächsten in schon erwähnter
Weise plätschernd den Apfelwein einzugießen. Das geschieht über Holzbottichen,
sehr konzentriert und würdig.
Auf
dem Tresen stehen Tapas aller Sorten, von denen ich verschiedene genieße. Diese
kleinen Köstlichkeiten sind einfach ein Muss in Spanien. In der Sidreria herrscht ein gemütliches Treiben, ich selbst fühle
ich mich aber trotz des Trubels einsam.
Beim
Bestellen erkennt der Wirt sofort mein Sprachproblem. Nach einem kurzen Wink
steht ein Asturier neben mir und begrüßt mich noch
etwas verhalten. Er fragt, aus welchem Land ich komme. Als er „Aleman“
vernimmt, wird er zusehends aufgeschlossener. Händeschüttelnd gibt er mir zu
verstehen, dass er bei Opel in Rüsselsheim gearbeitet hat. Dem heutigen Anlass
entsprechend, bestelle ich eine Flasche Sidre ,
versuche aber gar nicht erst auf asturische Weise
einzuschenken. Das überlasse ich einer Kellnerin. Die einzigen Worte, welche
ich verstehen kann, waren Entschuldigung, bitte, Frankfurt, Asturia ,
Rüsselsheim, Sidre , Freund und Deutsch. Ansonsten
redet er pausenlos auf mich ein. Alle paar Minuten klopft er mir auf die
Schulter, wieder werden Hände geschüttelt, gefolgt von einer Umarmung. Ein
wenig später gesellen sich endlich zwei Nachbarn dazu und es kommt doch noch
eine kleine Unterhaltung in Gang. Ganz am Ende möchte der „Rüsselsheimer“ noch
Armdrücken, direkt am Tresen in der asturischen Sideria -Öffentlichkeit. Zum Thema Armdrücken kommt mir
spontan eine Szene aus dem Film „Der Seewolf“ in den Sinn. Nun weiß ich nicht,
welchen Stellenwert dieses Armdrücken hier in Navia hat, lehne aber bescheiden ab. Das scheint ihn nicht sonderlich zu berühren,
denn er bestellt noch eine Flasche Sidre . Dann gibt
es noch einige Empfehlungen an die übrigen Gäste und der „Señor aus
Rüsselsheim“ ist einfach verschwunden. Mit ihm hat sich auch meine Rechnung in
Rauch aufgelöst, denn wie mir der Wirt versichert, ist diese schon bezahlt.
„Muchas gracias Herr Wirt, adiós.“
Nach
Rundgang durch das Hafenviertel, finde ich eine Bank am Ufer, hier lasse ich
die Tageserlebnisse noch einmal Revue passieren. Erlebe Situationen, finde
Zusammenhänge und erlebe, in welchen Formen unscheinbare Dinge oder
Begebenheiten sich am Ende zu einem Bild fügen.
Nun
möchte ich nur noch ins Bett, um morgen fit zu sein.
Ganz
weit entfernt höre ich leise die Englein singen oder ist es nur eine Einbildung? Nun weiß ich auch, warum einige Wegbegleiter Halleluja
an Stelle von Prost sagen.
Also
dann je 1-mal Halleluja für Uwe, Udo, Matthias, Marion, Helmut, Lothar, Andy,
Werner, Mirko und die anderen Merseburger „Fledermäuse“.
Samstag, 06.05.2006
Navia - El
Franco - Taipa de Casariego
Beim
Glockenschlag ist es 7:30 Uhr und man sieht mich schon am kleinen Hafenplatz
mit einer Tasse Café solo und einem Bocadillo gemütlich frühstücken. Ich hab
nicht einmal gefragt, ob es im Hotel Frühstück gibt. Dort wollte ich einfach
nicht sein. Will was bedeuten... Wieder auf der Piste. Es ist angenehm, so
durch den Morgen zu laufen, die Natur geht hier ihren alt gewohnten Gang. Im
Einklang mit den hier leben wollenden Menschen. Vor mir taucht eine in ihren
Ausmaßen gestutzte Mini-Tempelanlage auf. Baujahr 1930 steht auf einem Sockel.
Es handelt sich natürlich nicht um einen Tempel, sondern um ein „ Lavadero “. Eines dieser kunstvoll erbauten Waschhäuser.
Dieses hier ist besonders edel vom Anblick her, eingebettet in die Natur. Das
klare frische Wasser eines Baches fließt durch die Waschrinne, strahlend weiße
Wände im Inneren reflektieren mit Hilfe der Sonnenstrahlen die Lebendigkeit des
Baches. Ringsum ein vielfältiges Farbenspiel, frühlingsgrün, gelbe Lilien,
blauer Himmel, blühende Bäume, Sonne und Vogelmusik, dazu Wassermusik? Im
Moment ja. Die gelben Lilien verraten mir schon den ganzen Weg über, wo Wasser
in der Nähe ist. Es hat ein paar Tage gedauert, bis ich regelrecht darauf
geachtet habe. Bislang eine sichere
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