Jetz is, wo früher inne Vergangenheit die Zukunft war (German Edition)

Modegründen, und dann hatten die alle ne Kappe aufe Birne, aber so schräg gestellt, und dann noch Piratentuch drunter.
    Als ich dann so zum Sitzen kam, is mir ersma aufgefallen, warum die S-Bahn eigentlich S-Bahn heißt. Wahrscheinlich steht dat «S» für Siff, also Siff-Bahn. Hömma, der Fußboden klebte wie Zuckerwatte, die Polster aufgeschlitzt wie geplatzte Bratwürste, überall Brandflecken und alles zugeschmiert mit Filzstift. Ja, viel so gemalte Geschlechtsteile von uns. Teilweise gar nich so schlecht. Und dann so Sprüche, die ich gez hier nich vertiefen will. Ich denk, wo bisse denn hier gelandet?! Zombieexpress nach Herne?
    Kurz dadrauf setzten sich so drei Jugendliche mit bei mir aufe Sitzbank. Die hatten alle Stöpsel inne Ohren und waren Musik am Hören. Dat war ne Geräuschkulisse! Wie auf Mittelwelle, weiße, wo sich die Sender so überlagern. Meine Fresse näh, wat en Durcheinander!
    Nach en paar Minuten sacht ich so, na, Freunde der Blasmusik, könnt ihr euch nichma auf einen Sender einigen? Weiße, wat der eine da zu mir sacht? Halt Schnauze, ich hatte deine Mutter, war scheiße! Hömma, da is mir vor Schreck die Kegelkugel ause Hand gefallen, genau auf den sein Fuß drauf, weiße, vorne anne Zehen, wo der Fuß ja besonders empfindlich is. Und beim Entschuldigen muss mir dann die Kugel unglücklicherweise nochma ause Flossen geflutscht sein, direkt auf den sein Kopp drauf.
    Gott sei Dank ging da die Tür auf für Altenessen. Da bin ich schnell raus, bevor der wieder zu sich kam. Auf jeden Fall war ich da mit dem Kegelabend wieder versöhnt, weil, ich hatte ja doch noch wat getroffen.

Wie kann ich verhindern, dat ich bald schon wieder tanken muss?

Liebe Ratsuchende,
bestimmt kennt ihr auch dat Problem, dat euer Tank von eure Karre oft zu schnell leer geht. Erklärungsversuche hierfür kann an verschiedene Faktoren liegen.
Faktor 1: Euer Tank hat vielleicht en Loch
Faktor 2: Eure Karre säuft wie en Loch
Faktor 3: Euer Nachbar hat euern Tank angezapft, um selber Sprit zu sparen (find ich persönlich am wahrscheinlichsten)
     

Marathon
    Boh glaubse, wissen Se wat? Wir ham gez ne richtige Sportskanone im Haus! Und zwar den Anton Siepmann. Den kennen Sie, glaub ich, noch gar nich. Den hatt ich in meine Geschichten bislang noch nich erwähnt. Aber irgendwann is jeder ma dran, vorausgesetzt, er erlebt wat, wat sich auch zu erzählen lohnt.
    Ja, und dat is beim Anton der Fall, weil, der trainiert nämlich jetz für Langstrecke, aber … ganz lang! Dat Längste, wat et gibt: Marathon! Da warn wir alle platt, weil, wir hatten den Anton eigentlich immer eher aufe Kurzstrecke gesehn: einma Bude und zurück, für Zaretten und Bier. Also, der Anton war mehr son Breitensportler, aber en richtig Breiten. Der hat bestimmt 150 Kilo aufe Waage gebracht. Der war mehr son klassischen Zumoringer, nur ohne Zumo.
    Und irgendwann hat den sein Arzt Alarm geschlagen und gesacht, Herr Siepmann, Sie müssen sich entscheiden: tot oder lebendig? Und für «lebendig» geb ich Sie den Tipp, machen Se Sport! Wenn Se sich für «tot» entscheiden, könn Se et ganz ruhig angehen lassen. Augen zu und durch und warten, bis irgendwann die Lichter ausgehen. Ja, und dann hat der Anton sich, trotz der Verlockung, et ruhig angehen zu lassen, fürt Leben entschieden.
    Und gez macht der schon seit einiger Zeit Sport. Und immer intensiver! Wenn man da einma mit anfängt, kann dat ja schnell zum Suchtverhalten werden. Der Anton heißt bei uns im Haus nur noch der Marathoni.
    Ich weiß noch, am Anfang, als ich dat gar nich wusste, da kam der dicke Anton öfters ganz verschwitzt die Treppe rauf, und ich sachte zu ihm noch scherzeshalber, Anton, wollse bei Olympia mitmachen? Die Ringe hasse ja schon, zwei unter de Augen und drei am Bauch. Ja, aber den sollten Se jetz ma sehn! Der hat ordentlich abgenommen. Ich mein, fünf Ringe sind dat immer noch, nur hatter gez vier unter de Augen und dafür aber nur noch einen am Bauch. Ja, dat schlaucht ja auch.
    Und neulich hab ich en ma gefragt. Ich sach, Anton, bei wat fürn Kilometerstand bisse denn? Da sacht er, er wär vor kurzem schomma en Halbmarathon gelaufen. Ich sach, ach so, nur hin. Und zurück mit Bus und Bahn? Ich sach, ja nu, dat is ja schomma ne reife Leistung! So weit kommt manch einer nich mim Moped. Da meinte er aber son bissken verzweifelt, er hätte sich doch vorgenommen, beim Köln-Marathon dabei zu sein, und er hätt im Moment Zweifel, ob er bis dahin fit genug wär für die