Jetzt mal Butter bei die Fische

Meilensteine wie Punkte auf einer Geraden. Und wenn ich A, B, C und D hinter mich gebracht habe, ist es kein großes Rätsel, wo ich am besten nach E suche.
    Aber da Sie dieses Buch in der Hand haben, überlegen Sie wohl, aus Ihrer bisherigen Karrierelogik auszusteigen? Wenn Sie sich neu orientieren wollen, kann E an allen möglichen Orten liegen – nur eben wahrscheinlich nicht auf Ihrer »Karriere-Geraden«. Kein Wunder, dass der notwendige Such- und Veränderungsprozess ungleich komplexer und nicht mehr so eindimensional ist.
    Trotzdem treffe ich nicht selten Menschen, die zwar beruflich etwas ganz anderes machen wollen, aber anscheinend völlig überrascht sind, weil es nicht so schnell und einfach geht wie ihre bisherigen Karriereentscheidungen – die auf der Geraden lagen. Wer bisher mit Zielstrebigkeit und Effizienz flott vorankam, wundert sich jetzt, dass die vertrauten und bewährten Methoden offenbar nicht mehr greifen. Kein Wunder, wenn so mancher deshalb glaubt, dass sein Wunsch nach Veränderung wohl nicht allzu groß sein kann – oder er das Talent für Neues einfach nicht hat. Wer bisher ausschließlich mit Nägeln gearbeitet hat und nur das Hämmern kennt, ist natürlich ziemlich hilflos, wenn er plötzlich mit Schrauben zu tun hat.
    Gerade in Menschen, die beruflich etabliert sind und schon einiges erreicht haben, wächst irgendwann der Wunsch nach qualitativen Veränderungen. Die wichtigen Fragen lauten dann: Was erscheint mir für mich persönlich sinnvoll zu sein? Was will ich vom Leben und von meinem Beruf? Welche Tätigkeit entspricht mir wirklich? Es ist sehr menschlich, solche Fragen erst einmal zu ignorieren, wenn sie leise in unser Leben treten. Schließlich stellen sie bisherige Gewissheiten und Pläne in Frage, und das ist immer unbequem. Aber mit der Zeit wächst der Veränderungsdruck. Wie zwei Erdplatten, die aneinander drücken und immer mehr Spannung aufbauen. Je länger dies dauert, desto stärker ist das Beben, das eines Tages stattfinden muss. Und je länger wir die Zeichen und unseren Wunsch nach nachhaltiger Veränderung nicht wahrhaben wollen, desto stärker wird es irgendwann rumpeln und uns und unser Leben durcheinander bringen.
    Natürlich wollen Menschen in dieser Krise möglichst schnell wieder festen Boden unter den Füßen haben. Vielleicht versuchen sie noch eine Weile, dies mit den alten Werkzeugen zu schaffen: Effizienz, Geschwindigkeit, Druck und Landkarten, die ihre Gültigkeit schon lange verloren haben. So werden noch einige Schrauben mit dem Hammer bearbeitet, bis man einsieht, dass diese Lösung nicht mehr taugt. Es müssen neue Lösungen her, neue Landkarten und neue Werkzeuge.
    Vielen ist die Frage nach den eigenen Wünschen und Zielen ziemlich fremd, denn sie haben sie sich bisher kaum ernsthaft gestellt. Der innere Kompass ist dann eingerostet. Andere haben durchaus Vorstellungen von einem anderen Berufsleben – aber keine Ahnung, wie sie sie verwirklichen können. Oder sie fragen sich, ob es überhaupt okay ist, sein eigenes Ding durchzuziehen. Alles ziemlich unbequem. Kein Wunder, wenn mit den neuen Ideen und nun eingestandenen Bedürfnissen auch innere Widerstände auf den Plan treten, die sich früher höchstens einmal leise geäußert haben – und plötzlich mit lauter Stimme Beachtung fordern! Sie stellen unsere Kompetenz in Frage, sind pessimistisch, kritisch und voller Angst. Anstatt elegant in neue berufliche Sphären aufzusteigen, fühlen wir uns hundert Kilo schwerer und innerlich blockiert.
    Das Alte geht nicht mehr. Und das Neue? Keine Ahnung.
Von Büchern, Seminaren und guten Ratschlägen
    Wo suchen wir nach Hilfe und Auswegen aus diesem Schlamassel? Die meisten Menschen greifen erst einmal zu Ratgebern in Buchform. Beliebt sind auch – oft als zweite Instanz – Berufsfindungsseminare. Und natürlich bekommt man darüber hinaus jede Menge guter Ratschläge von allen möglichen Leuten. So mancher findet auf diese Weise gute Antworten und einen neuen Job. In meine Coachingpraxis kommen allerdings viele Leute, die schon alles Mögliche gelesen und ausprobiert haben – und trotzdem noch mehr oder weniger auf der Stelle treten. Erst in der gemeinsamen Arbeit finden sie Antworten und Wege, die sie zufriedenstellen und zum neuen Job bringen. Weil ich so ein toller Coach bin? Bestimmt nicht – aber dazu komme ich gleich noch.
    Warum funktionieren Bücher und Seminare für viele Menschen so wenig? Einmal liegt es in meinen Augen daran, dass