Jetzt mal Butter bei die Fische
Menschen über sein Leben bestimmen, geht der Regisseur davon aus, dass er der Gestalter seines Lebens ist. Psychologisch steht dahinter die sogenannte »Selbstwirksamkeitserwartung«. Je mehr wir davon in uns haben, desto mehr übernehmen wir die Regie in unserem Leben.
Natürlich sind die allermeisten von uns nicht nur das eine oder andere. Wir haben aber eine mehr oder weniger starke Tendenz zur einen oder anderen Seite, die wiederum relativ unterschiedlich ausfallen kann – je nachdem, um welchen Lebensbereich es sich handelt. So haben Menschen beispielsweise bei freundschaftlichen Beziehungen das Ruder fest in der Hand – wenn es aber um Liebe und Partnerschaft geht, fühlen sie sich eher passiv und ausgeliefert.
Angewendet auf die Arbeitswelt, führen diese beiden Haltungen zu ganz unterschiedlichen Strategien: Je nachdem, ob ich eher zum Regisseur oder Komparsen neige, habe ich ein anderes Verständnis von der Arbeitswelt und welche Rolle ich darin spielen muss oder darf.
Als »Kind der reaktiven Strategie« bin ich davon überzeugt, dass andere mir »Arbeit geben« (oder eben nicht) und damit die Rahmenbedingungen und Spielregeln festlegen. Meine Rolle erfordert folglich, zu tun und zu liefern, was man von mir verlangt. Veränderungen betrachte ich dann tendenziell als gefährlich, weil ich etwas verlieren, man mir etwas wegnehmen könnte.
Blicke ich aber durch die Brille der aktiven Strategie, sieht die Arbeitswelt ganz anders aus: Ich bin Mitspieler und entscheide, was ich zu welchem Preis einbringen möchte. Meine Regeln bestimme erst einmal ich. Da ich ein lebendiges Wesen bin mit sich wandelnden Interessen, gehört für mich Veränderung zu meinem (Berufs-)Leben.
Reaktive Karrierestrategie
Was kann ich? Das steht bei der Jobsuche im Mittelpunkt.
Ich kann nur wenig, möglicherweise nur, was ich im jetzigen Job anwende.
Wichtig ist, was andere von mir halten.
Was ist auf dem Arbeitsmarkt gerade gefragt? Dort versuche ich, einen Platz zu finden.
Ich realisiere nur definierte Karrierewege und Jobprofile.
Ich verstehe mich als Arbeit-Nehmer.
Arbeit ist ein knappes Gut.
Solange es halbwegs okay ist, bleibe ich, wo ich bin.
Ich gehe davon aus, dass ich meinen nächsten Job so lange mache wie irgend möglich.
Ich tue alles, um einen unbefristeten Vollzeitjob zu bekommen.
Ich muss es grundsätzlich meinen (potenziellen) Arbeitgebern Recht machen.
Wahre Qualität wird irgendwann von allein erkannt.
Ich suche nur in Stellenanzeigen und Jobbörsen und bewerbe mich darauf. Ich glaube, dass sich hier der Arbeitsmarkt abspielt – oder ich habe Angst, andere Wege zu gehen.
Ein lückenloser Lebenslauf ist extrem wichtig.
Ich streue möglichst viele, möglichst perfekte Bewerbungen, die dem Standard entsprechen.
Experten sollen mir sagen, was ich kann und welcher Job zu mir passt.
Aktive Karrierestrategie
Was will ich tun, und wo will ich hin? Danach suche ich.
Ich habe viele Fähigkeiten und Talente – nur ein Teil davon hat mit meinem Job zu tun.
Wichtig ist, ob ich mit mir im Reinen bin.
Was möchte ich tun? Dafür suche ich den passenden Arbeitsplatz.
Im Mittelpunkt stehen für mich Tätigkeiten und Themen.
Ich bin mein eigener Karrieremanager.
Ich kann immer arbeiten.
Ich überprüfe immer wieder, ob mein Job noch stimmig ist.
Was ich als Nächstes tun werde, wird nur eine Phase in meiner Laufbahn sein.
Für mich kommen viele Jobmodelle in Frage, wenn ich dort tun kann, was ich möchte.
Mein (potenzieller) Arbeitgeber ist mein Geschäftspartner auf gleicher Augenhöhe.
Ich sorge dafür, dass meine Qualitäten gesehen werden.
Wenn ich weiß, was ich tun will, suche ich möglichst breit. Ich suche den persönlichen Kontakt zu Unternehmen, Menschen und Märkten. Im Mittelpunkt stehen für mich Beziehungen und Netzwerke.
Wichtig ist, dass »meine Story« und meine Motivation verstanden werden.
Meine Bewerbung ist mein Portfolio, das von mir, meinen Zielen und Stärken berichtet.
Ich kann nur selbst entscheiden, was ich beruflich tun möchte.
Bevor Sie weiterlesen
Bitte halten Sie doch kurz inne, und fragen Sie sich, zu welcher der beiden Seiten Sie bisher eher neigen. Auf welche Weise haben Sie Ihr Berufsleben bis heute gesehen und gesteuert? Liegt für Sie die Wahrheit eher in der Mitte, oder haben Sie eine Tendenz zur einen oder anderen Seite? Wenn Sie bisher eindeutig zur reaktiven Strategie neigen, möchte ich Ihnen ans Herz legen, in der nächsten Zeit darauf zu achten, wann Sie verstärkt durch die Brille
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