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Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau

Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau

Titel: Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Volk
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m – leben und leben lasse n – und so ist es halt passiert. Mein Bericht:
    Am 5 . September begingen die Gefangenen Leone Coltra, La Coruna und Porca-Miseria, die aufgrund von Drogen-und Menschenhandel, Mord, Totschlag, Erpressung, Förderung von Prostitution und Bildung mafiöser Strukturen einsitzen, ihre Resozialisierung in Form von Kochen in der Eigenküche von Bloc k D. Die Kollegen Klöter, Hossekamp und ich führten eine Küchenkontrolle durch und waren dadurch gezwungen, unseren Posten im zentralen Kontrollraum zu verlassen. In Ausübung unserer Aufsichtspflicht mussten wir feststellen, dass die vorgenannten Gefangenen sich Fleisches der Marke Filetsteak bemächtigt hatten, das im zentralen Einkauf nicht ausgegeben wird. Um Lebensmittelvergiftung der in unserer Obhut befindlichen Coltra, La Coruna und Porca-Miseria vorgreifen zu können, nahmen wir eine kleine Fleischprobe. Die vorgenannten Gefangenen befanden sich in einer psychologischen Krise und waren in Folge von tränenreichen Heimwehanfällen nach – Zita t – »Bella Italia« heimgesucht. Die Kollegen Klöter, Hossekamp und ich intervenierten direkt und unbürokratisch durch Inbesitznahme der am Tisch befindlichen freien Stühle und resozialisierten, wobei wir einige Stückchen Fleisch und auch Schlückchen einer klaren Flüssigkeit, auf den ersten Blick Mineralwasser, zu uns nahmen. Als wir Stunden später aufwachten, hatten die Gefangenen Coltra, La Coruna und Porca-Miseria ihre Resozialisierung abgebrochen und widerrechtlich die Strafanstalt verlassen. Trotz beidseitiger Bein-Prothetisierung des Gefangenen La Coruna gelang die Ausübung der Flucht, da die drei Gefangenen sich widerrechtlich unsere Schlüssel und Uniformen angeeignet hatten. Den Kollegen Klöter, Hossekamp und mir war es auch nicht sofort möglich, Alarm zu schlagen, da wir an unsere Stühle gefesselt waren und aufgrund der leeren Nudeltöpfe über unserem Kopf der Orientierung beraubt waren.
    Gez. Ramsl, Manfred, JVA Bedenhoden (jetzt für immer an der Pforte)
    Köln, 21 . Oktober, Wetter: eine Zumutung
    Unfassbar. Wir sind noch mal in Wurbelskirchen aufgetreten. Beim Kulturfest in der Tanzschule Hortenschneider. Direkt gegenüber von der Kneipe »Pferdetränke«, vor der drei Rollatoren angebunden waren. Tja, auch Cowboys werden alt. Vielleicht waren es aber auch die letzten aussterbenden Deutschen, auf dem Weg zur Tanzschule haben wir jedenfalls kein Wörtchen Deutsch aufgeschnappt, konnten aber unsere Türkisch-und Russisch-Kenntnisse auffrischen. Sollten wir mal in der Türkei oder Russland arbeiten, können wir schon ein bisschen die Sprache, das ist doch auch von Vorteil. Achselzuckend schleppten wir unser Zeug in die Tanzschule Hortenschneider: Keyboard, Keyboard-Ständer, Kabeltasche, Boxen, Boxen-Ständer, Kostüme, Mikrofone und die üblichen hundert Kleinigkeiten. Herr Hortenschneider konnte uns leider nicht helfen, weil er gerade einen Cha-Cha-Cha-Kurs gab. Während Frau Knecht und ich in der einen Ecke aufbauten, wirbelte Herr Hortenschneider eine Dicke übers Parkett, an der Decke darüber hing eine Diskokugel aus den 70er Jahren. Die Dicke und die Diskokugel sahen aus wie die Erde und ihr Trabant. Während Herr Hortenschneider »und eins« kommandierte, spähte das versprengte Grüppchen Tanzwilliger rund um die Dicke und Herrn Hortenschneider misstrauisch zu uns rüber. Ungerührt schlossen wir unsere Mikros am Verstärker an, auf dem noch ein Aufkleber von den »Bay City Rollers« prangte. Frau Knecht sang einmal laut ins Mikr o – und schickte den Verstärker damit in die ewigen Jagdgründe zu den »Bay City Rollers«. Die Tänzer, durch unseren technischen Overkill ermutigt, legten eine flotte Rumba aufs Parkett. Herr Hortenschneider eilte zu uns rüber, jonglierte verzweifelt mit Kabeln und Ersatzteilen und rief völlig unvermittelt zwischendrin »und eins«, woraufhin die Dicke ohne zu zögern einen Schnauzbart-Träger umkegelte. Frau Knecht und ich zogen uns in die Garderobe zurück, heute mal ein voll verspiegelter Tanz-Raum. Zu essen gab es wie immer nichts, dafür grillte der portugiesische Sportverein 50 0 Hühnerbeine direkt unter unserem Fenster. Herr Hortenschneider unternahm mehrere Versuche, uns in Unterwäsche zu erwischen, indem er ohne Anklopfen in die Garderobe stürmte, beim dritten Mal gelang es dann; Hortenschneider murmelte »Entschuldigung« und drehte uns den Rücken zu, was in einem voll verspiegelten Raum ein guter Trick ist,

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