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Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau

Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau

Titel: Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Volk
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In meinem roten Bademantel, mit der langen Nase, die aus der Kapuze ragte, sah ich vermutlich aus wie der Zwerg aus »Wenn die Gondeln Trauer tragen«. Nur ohne Messer. Schade eigentlich. Vor der Dusche erwischte ich eine Brünette allein. In ihrem unfassbar geschmacklosen, fleischfarbenen Bademantel. Rache. Ich griff nach ihrem Bademantel, um ihn ihr mit einem Ruck von den Schultern zu reiße n – musste aber feststellen, dass sie gar keinen Bademantel trug. Zellulitis kann so grausam sein. Blöde Eventsauna. Nehm ich halt meinen Liebeskummer und meine Winterdepression und wir fahren wieder nach Hause. Und dort kochen wir uns eine schöne Tass e – Schnaps.
    Köln, 12 . November, Dunstglocke, aus der anklagend der Dom ragt
    Matilda und Jeannie, die zwei Golden Retriever von Aldo, sind bei mir zu Gast. Sehr gemütliche Tiere. Leider stinkt Matilda unglaublich, hab ihr schon ein Autotannenbäumchen Vanille ans Halsband gehängt, aber nutzt nichts. Vorteil: Viele Menschen werden vom Geruch abgeschreckt. Leider trifft das nicht auf die junge Frau zu, die ich gestern im Park getroffen habe, mit ihrem niedlichen Cockerspaniel-Welpen an der Leine. Typ Single-Sekretärin. Die quasselte gleich ungefragt auf mich ein: »Sie kenne ich ja gar nicht!« »Ja«, wollte ich sagen, »und es wäre auch schön, wenn das so bleibt«, aber ich bin gut erzogen und so antwortete ich: »Grmrblif.« »Normal kenn ich ja hier alle mit Hund«, plapperte die Single-Sekretärin weiter, »ich hatte ja vorher schon andere Cocker«, sie zeigte auf »Vorher«, so hieß der Welpe offenbar, »die hatte ich von der Cockerspaniel-Hilfe aufgenommen. Arme gequälte Tiere.« Missbilligend zog sie an der Leine ihres niedlichen Welpen. »Ich hätte ja viel lieber einen armen gequälten Hund aufgenommen als einen niedlichen Welpen.« Sie seufzte theatralisch, ich seufzte ebenfalls, wenn auch aus anderen Gründen. Die Frau quarstete weiter: »Ich hatte ja zwei von der Cockerspaniel-Hilfe, der erste war so bissig, zweimal hat der andere Hunde gebissen, das war mir doch zu schwierig und der andere hat mich sogar angegangen! Und meine Katzen immer gejagt, furchtbar. Mal ein bisschen Katzen jagen, naja, na gut, aber der hat die richtig gehetzt! Und nachher hat der mich gar nicht mehr zur Wohnungstür reingelassen, ich hab die Cockerspaniel-Hilfe angerufen und vor der Tür das Handy hochgehalten, ›Hören Sie‹, hab ich zu denen gesagt, ›hören Sie das? Wie ein Löwe bellt der! Das ist doch kein Cockerspaniel!‹ Da spielen die das runter! Da nimmt man arme, gequälte Tiere auf, opfert sich, und dann wird man im Stich gelassen! Das ist doch keine Art. Jetzt habe ich den niedlichen Welpen, das ist mir ja fast peinlich, aber der ist aus gutem Hause, eine Zucht in Bergisch-Gladbach. Ich sag ja, ich hätte viel lieber ein armes, gequältes Tier aufgenommen.« Der kleine süße Welpe unternahm alle Anstrengungen, sich mit der Leine zu erdrosseln. Musste ihn leider seinem Schicksal überlassen. Armes, gequältes Tier, dachte ich.
    Bottrop, 15 . November, Speisegaststätte Brodotzki, auf der Bowlingbahn, tiefgefroren
    Habe ich vor drei Tagen noch den Welpen bedauert? Jetzt ist Selbstmitleid angesagt. Sitze im Weihnachtsmannoutfit bei gefühlten minus 1 0 Grad auf der Bowlingbahn der Speisegaststätte Brodotzki in Bottrop. Genau wie letztes Jahr. Weihnachtsfeier mit uns als Top Act. Starre Frau Knecht und die frustrierend leere Bowlingbahn an und frage mich ernsthaft, ob wir vielleicht auch erst post mortem berühmt werden und dass das nicht mehr lange dauern kann, so arschkalt ist es hier im Keller. Wären wir doch mit mehr Connections in der großen Kölner Spaß-Mafia gesegnet. In Köln gibt es Entertainer, unterhaltsam wie »Kirche in EinsLive«, die sind trotzdem erfolgreich. Frau Knecht guckt hoch. Das sehe ich daran, dass sich der Berg Wollpullover mir gegenüber am Tisch bewegt. »Diese Hohlhupen!«, knöttere ich. In Wirklichkeit bin ich natürlich nur neidisch. Das vereinbarte Signal für die Weihnachtsfeier ertönt und reißt mich aus meinen trüben Gedanken. Der Haufen Strickware gegenüber kommt ins Wanken und Frau Knecht schält sich heraus wie ein sich verpuppender Schmetterling. Wir sind dran. Die meisten Menschen wissen ja gar nicht, was das heißt, Glamourgirl zu sein. Das möchte ich mal en detail schildern.

14 Aus dem Leben der Glamourgirls
    Das Leben als Glamourgirls stellt Frau Knecht und mich vor vielfältige Probleme. Baden wir heute in

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