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Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau

Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau

Titel: Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Volk
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Woche soll der Mann schöne Regale einziehen für gekochte Marmelade. Eine Woche lang weint er sich in den Schlaf.
    Im Morgengrauen des nächsten Samstags steht der Mann vor dem Schadstoff-Playmobil. Wie ein Krieger seine Wunden trägt er seine lilafarbene Jogginghose. Endlich kommt er dran, vor ihm steht verwittert wie ein männliches Urgestein ein Geschlechtsgenosse. »Vierzisch Liter Altöl? Machen Sie das gewerblisch?« »Nein«, sagt der Mann, »ich muss meinen Bastelkeller räumen.« Der Felsen nickt verständnisvoll. »Da haben Sie Glück, wir dürfen kein Altöl annehmen. Gar nisch. Dat müssen Sie abjeben, wo Sie dat ma jekauft haben. Oder gewerblisch entsorgen lassen. Das wird ein teurer Spaß. Sehr teuer. Vielleicht zu teuer.« Er zwinkert dem Mann zu. »Och«, sagt der Mann, als er die Botschaft endlich verstanden hat.
    Zuhause zieht der Mann die lila Jogginghose aus und seine älteste Jeans an. Die die Frau immer zur Altkleidersammlung geben will, um ihren analfixierten Ordnungswahn als Nächstenliebe zu tarnen. Der Mann, gestärkt durch seine Lieblingsjeans, setzt seinen harmlosesten Blick auf und fragt die Frau, ob er die 4 0 Liter Altöl teuer entsorgen oder lieber als Umweltschwein im Wald verbuddeln soll. Laut denkt er darüber nach, was die Nachbarn wohl sagen werden, wenn das auffliegt. Ob die Kinder in der Schule darunter zu leiden hätten. Und ob man noch zu Grillfesten eingeladen werden würde. Anschließend erwägt er die Alternative der legalen kostspieligen Entsorgung. Was wohl aus dem nächsten Sommerurlaub werden soll, aber dass es ja auch zu Hause sehr schön sei. Vielleicht reiche das Geld ja noch für einen Wochenend-Campingausflug am Baggersee. Lange überlegt der Mann laut hin und her. Und murmelt schließlich in den Bart, dass man eventuell vorübergehend »den Schrott« zurück in den Keller räumen sollte. In den Bastelkeller, wo jetzt die Waschmaschine steht. Die Frau überlegt, derweil guckt der Mann nach der Waschmaschine. »Die hat letztens komische Geräusche gemacht«, sagt er und schaut mal rein. Danach macht sie keinen Mucks mehr. Der Mann zerlegt die Waschmaschine in sämtliche Einzelteile, die er strategisch im Keller zwischen Motorradreifen und Altöl-Reservoir verteilt, wodurch kein Platz bleibt für Marmeladenregale. »Ärgerlich«, sagt er. Wegen der anstehenden Reparatur der Waschmaschine hat er auch keine Zeit, chic essen zu gehen. »Leider«, sagt er. Die Frau geht und nimmt alle ihre Vokabeln mit. Tröstliche Stille umfängt den Mann, der sich ein Bier aus seinem Geheimbunker holt und liebevoll eine Pyramide errichtet aus 4 0 Liter Altöl und dem ausgebauten Kontakt der Waschmaschine. Manche Männer haben lieber Schmieröl an den Händen als Haargel.
    Köln, 5 . Mai, die Sonne scheint
    Sonnenschein wird auch völlig überbewertet. Sehe im Spiegel jede einzelne erweiterte, hellgraue Pore im Gesicht. Freu mich auf Kosmetiktermin gleich. Schön entspannen und das noch günstig.
    Zwei Stunden später
    Was ist eigentlich aus der unaufdringlichen Dienstleistung geworden? Da geht man zu einer neuen Kosmetikerin, weil draußen »Mittwoc h – Kosmetik 3 0 Euro« steht. Macht einen Termin und erfährt Mittwoch vor Ort, dass es für 3 0 Euro »natürlich« nur die »Ausreinigung« gibt, fünf Euro extra kostet Augenbrauenzupfen und »alles« gibt es dann für 45. Zähneknirschend nimmst du »alles«. Kaum liegst du auf der Liege und sie beugt sich über dich, merkst du: Die Frau hat Mundgeruch. Und damit nicht genug, beginnt sie dir natürlich sofort ihre innersten Überzeugungen aufzuschwätzen, die sehr viel mit der Kosmetik zu tun haben, die sie in ihrem Laden verkauft. Während du also narkotisiert unter ihren Dämpfen liegst, erfährst du alles Wissenswerte und das hört sich dann so an: »Sie nehmen XY-Kosmetik? Soso. Naja, jedem seine eigene Entscheidung. Muss jeder selbst wissen, was er an die Haut lässt. Also ich verwende ausschließlich Kosmetik ohne krebserregende Stoffe. Und Paraffine.« So wie sie »Paraffine« ausspricht, hört es sich an, als würdest du dich jeden Morgen beim Eincremen freiwillig mit dem Gesicht in Hühnermist legen. Sie fummelt an dir rum, du versuchst, dich zu entspannen, wirst aber leider ausgefragt, was du isst, warum du es isst, was du beruflich machst und wie du das stinkende Naturkosmetik-Peeling aus zerstoßenen Nussschalen findest, mit dem sie dir gerade das Gesicht abhobelt. Innerlich beschäftigt dich die ganze Zeit nur eine

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