Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau
während wir anderen sie von rechts und links mit Fäkal-Injurien bewerfen. Meinen die, rechts fahren ist nur was für Asis? Und wen n – warum fahren sie dann nicht rechts? Selten so reinen Hass verspürt wie beim Autofahren. Man hat es ja wirklich nur mit Verrückten zu tun, da brauch ich ja nur mal in mein Fahrtenbuch zu gucken. Kaum scheint mal aus Versehen die Sonne, so wie heute, schon kommen die Cabrio-Fahrer wieder aus ihren Löchern.
25 Fahrtentagebuch 4
Liebes Fahrtenbuch, du hast mir gefehlt. Endlich einer, der ohne Widerworte zuhört. Vorhin Rennen gefahren auf dem Militärring, mein Ford Ka gegen BMW Cabrio. Gewonnen hat der blöde BMW. Aber es gibt einen gerechten Gott. Und der heißt »Rote Welle Köln«. Alle paar hundert Meter standen wir wieder nebeneinander. Ganz entspannt: einen Fuß auf dem Gas, einen auf der Kupplung. Mein Gegner war ein Bergheimer Pärchen, beide sonnenbankgegerbt. Sahen aus wie sprechende Ledersitze. Habe Scheibe runtergekurbelt und genauso lässig wie die meinen Ellenbogen rausgehängt. Dabei versehentlich Radfahrer umgeschubst. Naja, was hängt der auch da rum, wo wir Großen spielen. Dann sind wir wieder Rennen gefahren. Der Bergheimer mit seiner Türsteher-Glatze war natürlich windschnittiger. Unfair. Hab ich ihn an der nächsten Ampel drauf angesprochen. »Ey, Glatzi, hast du da Taubendreck auf deiner Fleischmütze? Doof, so ein Auto ohne Dach, was? Montagsproduktion? Nee, ich mein nicht dein Auto, ich mein die Frau auf dem Beifahrersitz. Haha. Kann die sich nicht mal die Haare hochstecke n …? Nee, die unterm Ar m … Jaja, du mich auc h … hör ma l … wie kriegen die eigentlich beim Lackieren diese changierenden Farben hi n – creme-beige-braun. Wow. Ach ich weiß: Da habt ihr zu Hause alle gemeinsam in den Ventilator gekackt und dann Klarlack drüber, wie?«
Liebes Fahrtenbuch: Springt dieser Bergheimer Hulk aus seinem Auto und reißt meinem Ka das Dach ab. Naja, habe jetzt eben Ka-Cabrio. Sieht allerdings eher aus wie geöffnete Fischdose.
Zwei Tage später
Liebes Fahrtenbuch. Heute Köln Innenstadt gefahren. Blinken ist offensichtlich out. Außer, wenn man in der zweiten Reihe parken will, um Zigaretten zu kaufen, dann schmeißt man den Warnblinker an. Wer parken will, latscht auf die Bremse, und beim Spurwechsel heißt es Rüberziehe n – schließlich: Wer auffährt, hat Schuld. Da krieg ich Hass. Eben auf dem Hohenzollernring vor mir im Auto ein Schwulenpärchen. Schleicht auf der zweiten Spur rum und hält ohne Vorwarnung an. Keine Ahnung, ob die den nächsten Saunaklub gesucht haben oder miteinander beschäftigt waren, was weiß ich, manchmal nervt Köln. Habe gehupt, bin neben die Jungs gefahren, Kopf aus meiner Fischdose gesteckt und Mutmaßungen über ihre Sexualpraktiken angestellt. Vertiefend äußerte ich mich über die Bereiche Analverkehr, Stiefellecken, und wer von den beiden die Frau ist. Schwules Pärchen entpuppte sich leider als Zivilpolizisten.
48 Stunden später
Liebes Fahrtenbuch, bin wieder aus der U-Haft raus.
Köln, 29 . April, Wetter: kann keine Rede von sein
Dieser unentschlossene Mischmasch von Sonne, Regen, Gewitter und Wolken, das ist doch kein Wetter. Das ist höchstens eine Wetter-Pubertät. Lerne immer wieder neue Seiten an meinem Freund kennen. Vom Typ her ist er ein Krebs und damit meine ich nicht diese alberne Sternzeichen-Deuterei der Halbgebildeten. Ich rede vom echten Krebs-Mann, einem hartschaligen, misstrauischen Wesen. Kaum, dass Frau an seinen Panzer klopft, klappert er aufgestört mit den Scheren und zieht sich zurück unter seinen Stein, unter dem heraus er dann nur vorsichtig mit seinen Stilaugen um die Ecke lugt. Schon kleinste Forderungen können ihn mit der nächsten Flut davonspülen. Krebsmänner hatten oft böse Erfahrungen mit Frauen vom Stil: ›Wenn ich mich in einen Mann verliebe, muss ich ihn ändern. Kennenlernen kann man sich später immer noch‹. Ehemals liebreizende Damen mutiere n – frisch verheirate t – über Nacht zu Kneif-und Keifzangen, die den Mann komplett auf links stülpen. Mit der Zeit bekommen die Kneifzangen ein viereckiges Kinn und diesen leichten, an eine Bulldogge gemahnenden Unterbiss. Und man könnte sich vorstellen, wie der Mann sie am Wochenende an beiden Beinen in die Waagerechte hebt und mit ihr die Hecke schneidet.
26 Keller aufräumen
Alle Jahre wieder muss ein Mann tun, was ein Mann tun muss: Keller aufräumen. Dies verlangt in der Regel die zum Mann gehörende
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