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Jezebel

Jezebel

Titel: Jezebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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quälte sich auf die Beine und wischte die Hände an einem Lappen ab.
    »Selbstbedienung, die Herren!«
    »Okay.«
    Der Mann war dunkelhaarig und hatte die braune Haut eines Südländers. »Netter Ort hier«, sagte ich, als der Zapfhahn in der Tanköffnung festklemmte.
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Das ist der Arsch der Welt. Ist einfach nichts los. Hier fährt man durch. Wenn möglich, mit geschlossenen Augen.«
    »So schlimm ist es auch nicht.«
    Der Mann schob seine Baseball-Mütze so zu Recht, daß die Kappe nach vorn zeigte. »Das hört sich ja an, als wollten Sie hier ein paar Tage bleiben.«
    »Kann schon sein.«
    »Und was ist der Grund?«
    Ich lächelte und rückte nicht sofort mit der Sprache heraus. »Es gibt hier einiges, was wir uns ansehen wollen. Wir müssen auch mit jemandem sprechen.«
    »Wer ist das?«
    Ich hatte die Neugierde des Mannes geweckt, und das war gut. »Der Mann heißt Archie Todd. Kennen Sie ihn?«
    Das Gelächter des Tankwarts hallte mir entgegen, zusammen mit seinem warmen Atem. »Ausgerechnet Todd. Was wollen Sie denn von dem?«
    Darauf ging ich nicht ein, sondern fragte: »Sie kennen ihn, nehme ich an.«
    »Ja, und wie.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Todd ist einer, der keinen Job hat. Nichts gegen Menschen, die arbeitslos sind, davon gibt es leider zu viele, aber er hat die Arbeit nicht erfunden, wenn ich das mal so sagen darf.«
    »Hört sich an, als würden Sie Archie näher kennen.«
    »Das stimmt. Ich hatte ihn mal als Aushilfe hier. Der hat sich bewegt, als hätte er Blei in den Knochen. Da war nichts zu machen, wirklich nicht. Den hätte man nicht mal mit einer Peitsche antreiben können. Schlimm, sage ich Ihnen.«
    »Aber er wohnt noch hier?«
    »Ja.«
    »Wo denn?«
    »In einer Scheune oder in einem abbruchreifen Haus. Er hat es geerbt, aber nichts daran getan. Wieso interessiert Sie das alles? Seid ihr Bullen?«
    »Warum?«
    »Wegen der Sache mit der kleinen Sandra und Archie. Er hat sie doch geholt und anschließend wieder freigelassen. Seitdem hat ihn keiner mehr gesehen. Er scheint hinter Gittern zu sitzen. Bestimmt haben ihn die Männer mitgenommen.«
    »Sie wissen aber viel.«
    »Hier spricht sich doch alles herum. In einem Kaff wie Euston bleibt nichts geheim.«
    »Was sagen die Leute denn so?« fragte Suko, der den Tankschlauch inzwischen wieder eingehängt hatte.
    »Sie sind froh dabei, daß Archie nicht mehr da ist. Der war nur ein Störenfried. Vor allen Dingen dann, wenn man ihm was zu trinken gegeben hat.«
    »Und dieses Mädchen lebt auch hier?«
    »Ja, aber nicht jetzt. Die Eltern haben sie zu Verwandten gebracht, wo sie Ruhe hat.«
    »Ist vernünftig.«
    »Was Archie Todd angeht, da werden Sie wohl ins Leere schießen, Mister, der ist für die nächsten Jahre verschwunden. Was ich auch richtig finde.«
    Die Wahrheit sagten wir ihm nicht. Wir zahlten, erfuhren, daß es in der Stadt Gasthöfe gab, wo wir übernachten konnten, aber das Mißtrauen blieb einfach bei dem Tankwart. Er wollte unbedingt herausfinden, weshalb zwei fremde Polizisten nach Euston gekommen waren.
    »Wegen Archie«, sagte Suko.
    »Den haben doch eure Leute mitgenommen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja.« Mehr sagte er nicht, denn wir hatten ihn stehenlassen und gingen aus dem Kassenraum zurück zum Rover.
    »Und damit wird bald jeder darüber Bescheid wissen, daß sich zwei Polizisten in Euston aufhalten«, sagte Suko.
    »Damit ist zu rechnen, denn der Tankwart wird wohl nicht den Mund halten.«
    Wir fuhren wieder an und überlegten uns die nächsten Schritte. Wo konnte man am besten etwas erfahren? Bei den Kollegen, denn eine Polizei gab es hier, so klein war Euston nun doch nicht.
    Aber ruhig. Sehr still sogar. Die kleine Stadt wirkte wie eingeschlafen.
    Wenn wir ein fahrendes Auto sahen, war das schon viel. Die meisten Fahrzeuge standen an den Straßenrändern, und auch Menschen waren kaum zu sehen. Wir konnten auf den Parkplatz eines Supermarkts schauen, der auch nicht gerade voll war.
    »Woran kann es liegen, daß hier so wenig los ist?« fragte Suko.
    »Am Wetter?«
    »Meinst du, daß es den Leuten zu kalt ist?«
    »So ähnlich.«
    Ich grinste. »Das glaubst du wohl selbst nicht.«
    »Stimmt auch wieder. Aber du hast mir etwas erzählt, John, und darauf komme ich wieder zurück. Hat Archie nicht davon gesprochen, daß sie zurückgekehrt ist?«
    »Klar.«
    »Vielleicht ist sie schon hier in Euston.«
    »Kann sein.« Ich gab nur knappe Antworten und hielt ansonsten Ausschau nach

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