JFK -Staatsstreich in Amerika
als
Sündenbock inszenierten Ex-Marine und Exmilitärgeheimdienstler Lee Harvey
Oswald, über die Netzwerke der faschistoiden, von rechtsradikalen Milliardären
gefütterten Exgeneräle Willoughby und Walker, bis hin zu der zigarrerauchenden
Anwesenheit des Generals und Air-Force-Chefs Curtis LeMay bei der Obduktion des
Präsidenten ziehen sich die Abdrücke von Militärstiefeln durch diesen Fall. Und
weder die Exilkubaner, die ihre Insel nicht zurückbekamen, noch die Mafia, die
auf ihre kubanischen Casinos und Bordelle weiter verzichten musste, gehörten zu
den Profiteuren dieses Mords. Das waren vielmehr die Militärs, die mit Vietnam
ihren ersehnten Krieg bekamen. Daraus ex post abzuleiten, dass sie
deshalb als Hauptverantwortliche des Präsidentenmords zu gelten haben, wäre
freilich ein Kurzschluss, und auch wenn sämtliche der noch gesperrten Dokumente
und Akten in einigen Jahrzehnten ans Licht kommen, wird sich ein definitiver
Beweis für die Täterschaft von Top-Militärs niemals finden lassen.
Die enttäuschten exilkubanischen
Extremisten, die rachsüchtigen, gewaltbereiten Mafiabosse, die wütenden,
bellizistischen Top-Militärs, die rechtsradikalen texanischen Milliardäre –
keiner von ihnen konnte den Coup alleine durchziehen. Sie brauchten eine
Verbindung, und diese Rolle fiel einer Institution zu, die Oliver Stone in
seinem Film und Jim Garrison in seinem Prozess zu Recht – aber mit der eher unbedeutenden
Randfigur Clay Shaw – auf die Anklagebank gesetzt hatten und die seit je für
die Tiefenverbindung von Unterwelt und Oberklasse zuständig war und ist: die
CIA.
Auch hier wird sich in den
zahlreichen, noch immer geheim gehaltenen Dokumenten aus der Kennedy-Ära
selbstverständlich keine »smoking gun« finden, mit der ein CIA-Direktor den
Befehl gab, den Präsidenten zu erschießen, ebensowenig wie ein weiterer Bericht
über die erfolgreichen Ausführung von den Hauptverdächtigen William Harvey,
David Atlee Phillips und David Sánchez Morales. Diese drei wurden, neben Lyndon
B. Johnson und Cord Meyer, von E. Howard Hunt – dem legendären CIA-Offizier,
Experten für verdeckte Operationen und späteren Watergate-Einbrecher – 2004 auf
dem Sterbebett als die Verschwörer genannt, die den »big event« vorbereiteten.
Er selbst, den viele Kennedy-Forscher für einen der »drei Tramps« halten, die
nach den Schüssen auf der Dealey Plaza festgenommen und unidentifiziert wieder
laufen gelassen wurden – was Hunt bestreitet –, sei bei der Operation nur ein
»Bankwärmer« gewesen. 66
Nicht nur die Bekenntnisse des E.
Howard Hunt, einem engen Vertrauten von James Angleton und Allen Dulles, an
dessen Autobiographie The Craft of Intelligence er mitgeschrieben hatte,
widerlegen den gegen die Kritik an der Einzeltäterlegende des Warren-Reports
immer wieder vorgebrachten Einwand, dass eine Verschwörung zum Kennedy-Mord
längst aufgeflogen wäre, weil irgendwer geredet hätte. Auch andere CIA-Agenten
haben geredet, wie zum Beispiel Richard Case Nagell, dessen Geschichte Dick
Russell auf 600 Seiten akribisch recherchierte. Im Auftrag der CIA hatte sich
Nagell dem KGB als Spitzel angedient und von seinem sowjetischen Kontaktmann
den Auftrag bekommen, Lee Harvey Oswald zu beschatten – und ihn dann zu
ermorden, nachdem den Russen nach dessen Auftritt in der Botschaft in Mexiko
dämmerte, dass er in ein Mordkomplott gegen Kennedy verwickelt sein könnte. Als
das FBI auf seine Hilferufe nicht reagierte und sein CIA-Kontaktmann ihn in der
Luft hängen ließ, brachte sich der verzweifelte Undercover-Agent Nagell wenige
Wochen vor dem Attentat mit zwei Schüssen in die Decke einer Bank in Arizona
selbst ins Gefängnis, »um nicht in Dallas sein zu müssen«. 67
Ein weiterer hochrangiger CIA-Mann,
der geredet hatte und passenderweise 1978 an einem Herzinfarkt verschied,
nachdem er vom HSCA vorgeladen worden war, ist David Sánchez Morales, den E.
Howard Hunt in seinem Buch als »kaltblütigen Killer« bezeichnet. Sein bester
Freund seit Kindertagen, Ruben Carbajal, gab nach Morales’ Tod eine Aussage
wieder, die dieser während eines Gesprächs über John F. Kennedy machte: »Well,
we took care of that SoB, didn’t we?« – »Wir haben uns um diesen Hurensohn
gekümmert, oder?« 68 Morales’ Anwalt, Robert
Walton, gab in einer BBC-Dokumentation 2006 eine ähnliche Aussage des
ehemaligen Vizechefs der CIA-Station Miami wieder: »Ich war in Dallas, als wir
den Hurensohn kriegten, und ich war in Los
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