JFK -Staatsstreich in Amerika
Willoughby, der von 1941
bis 1951 Chef des Militärgeheimdiensts von General McArthur in Asien war und
wegen seiner Bewunderung für Benito Mussolini und General Franco von McArthur
»mein kleiner Faschist« genannt wurde. Der, eigenem Bekunden nach, 1892 in
Deutschland als Adolf Karl Tscheppe-Weidenbach geborene Willoughby betrieb nach
seiner Pensionierung den Foreign Intelligence Digest ( FID ) und
war eine führende Figur in zahlreichen rechtsextremen Organisationen wie dem
vom Ölmilliardär Hunt finanzierten International Committee for the Defence of
Christian Culture.
Am 24. November 1963 informierte
eine Telefonistin in Mexico City die US-Behörden über ein Ferngespräch, das
Emilio Portuondo, den ehemaligen Botschafter des kubanischen Batista-Regimes
und Lateinamerikakorrespondenten von Willoughbys FID erreicht hatte:
»Der Castro-Plan wird durchgeführt. Bobby ist der Nächste. Bald wird es
Atombomben regnen, und sie werden nicht wissen, woher.« Am anderen Ende der
Leitung war ein José Cabarga – ein »Investigator« mit angeblich engen
Verbindungen zur US-Botschaft Mexico City, wo auch ein guter Bekannter
Portuondos residierte: der CIA-Kuba-Spezialist David Atlee Phillips. 63 Aus dem Umfeld und von Autoren des FID kamen dann in der Folge zahlreiche Artikel, die Oswald als Agenten des KGB
und/oder Castros bezeichneten, und angesichts der zahlreichen Alt- und
Neonazis, die sich in Willoughbys Netzwerk tummelten 64 , ist es höchst wahrscheinlich, dass auch die Deutsche
National-Zeitung ihre exklusive Information über Lee Harvey Oswalds
angeblichen Anschlag auf General Walker aus diesen Kreisen erhielt. General
McArthurs »kleiner Faschist« Willoughby zählte Anfang der 60er Jahre auch zu
den prominenten Vertretern der größten rüstungspolitischen Lobby des Landes,
dem American Security Council (ASC), das lautstark für militärische
Interventionen in Kuba und Vietnam plädierte. Ebenfalls Mitglieder des ASC
waren die Joint Chiefs und Generäle Curtis LeMay, der den nuklearen Erstschlag
gegen Russland und China propagierte, und Lyman Lemnitzer, der Architekt der
Operation Northwood.
Neben der Lobbyarbeit für die
Rüstungsindustrie hatte der ASC seit Mitte der 50er Jahre eine umfangreiche
Datenbank über »subversive Elemente« in den USA angelegt und bot über einen
Ableger, die vom ehemaligen FBI-Agenten geleitete Firma Fidelafax, Unternehmen
Hintergrundrecherchen über Personen an. Einer der Zuträger und Nutzer dieser
Quellen war – laut der Aussage seines ehemaligen Mitarbeiters Joseph Oster vor
dem HSCA – niemand anderes als Guy Banister, der Führer des Agenten Lee Harvey
Oswald in New Orleans. 65
Wie diese Zusammenhänge zeigen,
bestand der militärischindustrielle Komplex, vor dessen Machtübernahme
Präsident Eisenhower in seiner Abschiedsrede gewarnt hatte, also nicht nur aus
bellizistischen Joint Chiefs of Staff wie LeMay und Lemnitzer und auch nicht
nur aus den Magnaten der großen Rüstungsfirmen, sondern auch aus einem
Untergrundnetzwerk von Offizieren wie der 488. Geheimdienstreserve in Dallas,
dem die Hälfte aller Beamten des Dallas Police Departments angehörte, sowie aus
privat finanzierten und von faschistoiden Exgenerälen wie Willoughby und Walker
geführten Organisationen und Nachrichtendiensten. Diese wiederum arbeiteten eng
mit dem FBI und J. Edgar Hoover zusammen, der ihnen nicht nur ideologisch
nahestand, sondern auch auf ihre Recherchen und Aktivitäten im Kampf gegen die
»rote Gefahr« zurückgriff und mit den gewonnenen Informationen Politiker und
Senatoren versorgte.
Die in der McCarthy-Ära losgetretene
Politik der manischen Kommunistenhatz war insofern weniger ihrem Sprachrohr,
dem Senator Joseph McCarthy, als vielmehr Hoover und diesem Netzwerk des
ultra-rechten Untergrunds geschuldet. Am Beginn ihrer politischen Karrieren
hatten die beiden Kennedy-Brüder noch in den Ausschüssen McCarthys, eines
Freundes ihre Vaters Joe, mitgearbeitet – ohne zu ahnen, dass es nach ihrem
Aufstieg und nach dem Wandel ihrer Politik der Untergrund dieser Kreise sein
sollte, der ihrer Karriere und ihrem Leben ein Ende setzen würde.
Dass es, wie in Oliver Stones Film JFK ,
ein hoher Militär war, der das definitive »Go!« für den Anschlag auf Kennedy
gegeben, lässt sich nicht beweisen, doch liefern die oben dargelegten
Hintergründe mehr als nur vage Indizien, dass die Tat ohne massive Hilfe aus
militärischen Kreisen nicht durchführbar gewesen wäre. Angefangen von dem
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