Jillian Hunter
Und war seine eigene Rolle in dieser Angelegenheit wirklich beendet? Er hoffte es. Ab heute wollte er den Rest seines Lebens in Frieden verbringen.
Heath zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, ob ich bei einer offiziellen Untersuchung miteinbezogen werde. Persön- lich habe ich zwar noch Fragen, auf die ich gerne eine Ant- wort hätte, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich von offizieller Seite her benötigt werde. Und auch wenn ich Brandon sehr nahstand, ich wusste nicht, wie gefährlich sein Spionageauf- trag wirklich war. Ich nehme an, er wollte sich ohne die Hilfe seiner Familie beweisen."
Dominic fasste in seine Westentasche. „Ich weiß es zu schät- zen, dass du mir Chloes Übersetzung von Brandons verschlüs-
selter Botschaft geschickt hast."
„Ich würde sehr gerne das Original sehen", erwiderte Heath und lehnte sich mit ausgestreckter Hand vor. „Ist es das?"
„Ja. Ich muss zugeben, dass ich im Fechten besser bin als im Dechiffrieren."
„Und das ist verdammt noch mal unser aller Glück", ver- kündete Heath nachdrücklich, als er den Brief in seine Tasche steckte.
Dominic hielt inne. „Wo, glaubst du, ist die andere Hälfte dieser Botschaft? Das Ende klang recht Unheil verkündend. Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr wird mir bewusst, dass die Warnung jedem von uns gelten könnte."
„Allerdings", erwiderte Heath.
„Mein Onkel kann nicht alleine gearbeitet haben."
„Nein. Das ist das Beunruhigendste an der ganzen Sache. Vielleicht befinden sich die Männer, die ihm geholfen haben, noch im Militärdienst. Einer meiner Vorgesetzten glaubt, dass es jemanden geben könnte, der bezeugen kann, dass Edgar In- formationen mit einem französischen Soldaten ausgetauscht hat, und zwar in ..."
Heath hielt mitten im Satz inne, als sich die Tür hinter Do- minic öffnete. Es war Grayson, der nur mit Hemd, Hosen und Stiefeln bekleidet war und eine Flasche Brandy in der Hand hielt. Er wirkte angenehm überrascht, als er die beiden Män- ner alleine antraf.
„Haben wir uns eine kleine Verschnaufpause gegönnt? Kei- ne schlechte Idee, wenn man bedenkt, wie die Frauen dieser Familie dazu neigen, über unser Leben zu bestimmen." Er blickte Dominic direkt an. „Ein Schicksal, an das du dich wohl gerade erst zu gewöhnen beginnst."
„Gieß Dominic einen Brandy ein, Gray", sagte Heath lä- chelnd. „Er benötigt ein paar Minuten in männlicher Gesell- schaft, um sich für die kommenden Wochen zu stärken."
„Die kommenden Wochen?" Dominic nahm das Glas Bran- dy, das der Marquess aus dem lackierten chinesischen Kabi- nett geholt hatte. „Gibt es irgendeine Art von geheimer Ini- tiation in die Familie, vor der Chloe mich noch nicht gewarnt hat?"
Die beiden anderen Männer lachten. „Die Hochzeitsvorbe-
reitungen", erklärte Grayson, als er sich setzte.
Offensichtlich trank Heath nicht. Stattdessen nahm er eine Zigarre aus der Jackentasche. „Emma ist ganz in ihrem Ele- ment und plant jede Einzelheit. Ich nehme an, das macht dir nichts aus."
„Da solltest du wohl lieber Chloe fragen", antwortete Domi- nic, ohne nachzudenken. „Was mich betrifft, so würde ich sie genauso gerne auf einer Wiese heiraten." Er wirkte ein wenig verlegen, weil ihm klar wurde, dass er den beiden gerade er- öffnet hatte, wie sehr er Chloe zur Frau wollte, ganz egal, was er dafür tun musste.
Grayson wirkte nicht im Geringsten erstaunt. Vielleicht hatte seine faszinierende Jane ihn so verzaubert, dass er Do- minic verstand. Heaths Reaktion war schwerer zu deuten. Er schien seine Gefühle nicht gerne zu zeigen.
„Nun", sagte Heath, „ab dem Augenblick, an dem Emma angefangen hat, sich mit der Hochzeit zu beschäftigen, ist es völlig gleichgültig, was Chloes oder deine Wünsche sind."
Dominic lachte. „Sollte ich jetzt Angst bekommen?"
„Du solltest um dein Leben rennen", gestand Grayson.
„Wo wir gerade vom Davonrennen sprechen", warf Heath ein, während er seine Zigarre anzündete, „wo, zum Teufel, ist Wolverton hin verschwunden? Ich habe erst vor ein paar Ta- gen erfahren, dass er in England ist, und jetzt hat er sich in Luft aufgelöst."
Diese Bemerkung machte Dominic bewusst, was für eine kleine Gruppe Männer seinen Stand ausmachte. Sie gingen auf dieselben Schulen und zu denselben gesellschaftlichen Anlässen, zu Taufen, Hochzeiten und Begräbnissen. „Er ist abgereist, um Frieden mit seinem Vater zu machen. Es dürf- te eine interessante Wiedervereinigung werden, wenn man be- denkt,
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