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Jillian Hunter

Jillian Hunter

Titel: Jillian Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viel Lärm um Stratfield
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Lage, mit dem jung- fräulichen Kleidungsstück ein überzeugend erregendes Bild vor seinem inneren Auge heraufzubeschwören. Die Besitzerin konnte allem Anschein nach ein durchaus ansehnliches Paar Brüste ihr Eigen nennen, obwohl Dominic in seinem derzei- tigen Zustand zugegebenermaßen nicht zu einer objektiven Einschätzung fähig war.
    Gütiger Himmel - die arme Frau würde vermutlich einen Herzanfall erleiden, wenn sie seine Leiche unter ihren spit- zenbesetzten Unterhosen fand. Es schien ihm, als hätte dieses knarrende alte Herrenhaus früher einmal ihm gehört, irgend- wann in den undeutlichen Nebeln der Vergangenheit, und er versuchte sich daran zu erinnern, wer es ihm abgekauft hatte. Zu seiner Enttäuschung versagte seine Erinnerung ihm den Dienst, und hinter seinen geschlossenen Lidern tanzten un- greifbare Bilder vorbei wie Motten in der Dunkelheit.
    War es nicht ein Schiffskapitän im Ruhestand gewesen? Sir Hickory oder Humpty? Irgendjemand mit Frau und Kind. An ihre Namen konnte Dominic sich im Augenblick nicht erin- nern. Während er langsam verblutete, hoffte er, dass man ihm diese Unhöflichkeit nachsehen würde.
    „Humpty Dumpty fiel von der Mauer", murmelte er. „Aber wer, zum Teufel, war seine Frau?" Wenn er sich schon in der Unterwäsche dieser Frau wälzte, sollte er wenigstens ihren Namen kennen.
    So mancher hätte vielleicht darauf hingewiesen, dass es nicht allzu überraschend gewesen wäre, wenn man Dominic tot in einer Truhe voller Unterröcke gefunden hätte - zumal er als Schurke bekannt gewesen war, der die englische Gesell-

schaft nur allzu gerne brüskierte. Seine engsten Freunde hät- ten sich sogar leicht dazu entschließen können, ihn mit einem Leichentuch aus Frauenwäsche zu begraben, um damit liebe- voll an seine vergangenen Sünden zu erinnern.
    Andererseits jedoch war Dominic bereits vor fast einem Monat offiziell „beerdigt" worden. Wenige hatten um ihn ge- trauert, und viele hatten ihn verflucht. Abgesehen von den hartnäckigen Gerüchten, dass sein Geist angeblich an den seltsamsten Orten auftauchte und dort die unartigsten Dinge tat, erwartete niemand ernsthaft, ihn je wiederzusehen.
    Weder seine Dienstboten noch seine weit verstreuten Be- kannten.
    Er vertraute nur einem einzigen Menschen. Dem Mann, der ihm geholfen hatte, sein eigenes Begräbnis zu organisieren.
    Die spätabendliche Stille des Landhauses wurde von pol- ternden Schritten gestört, dann von einem Scheppern, als jemand einen Eimer umtrat, und einer wütenden Männer- stimme, die von der Vorderseite des Haus zu kommen schien.
    „Mach mal jemand das verdammte Tor auf!", rief der Gärt- ner unten in der Auffahrt. „Die Kutsche kommt gerade über die Brücke!"
    „Das verdammte Tor ist seit einer Stunde offen!", antwor- tete der Stallknecht.
    „Ich bekomme Gesellschaft", stellte Dominic mit einem sar- kastischen Seufzer fest und warf sich die bestickte Chemise über die Schulter. „Ich vermute, ich sollte mich zurechtma- chen - wenn ich schon Besuch empfangen werde."
    Er sah aus wie ein Nachtmahr, den die Hölle ausgespuckt hatte, und trotz seiner Schwäche war er sich dessen bewusst. Sein Körper war abgemagert. Die Höhlen unter seinen Wan- genknochen ließen sein maskulines Gesicht gefährlich und hager aussehen. Die frischen zickzackförmigen Narben auf Brust und linker Schulter, die von den Bemühungen des Chi- rurgen herrührten, waren während seiner Baumbesteigung aufgeplatzt. Er nahm einen tiefen Atemzug, der sich anfühlte, als würden ihm Krallen in die Lunge geschlagen, dann tastete er mit seinem unverletzten Arm nach der Fensterbank und zog sich für ein paar Augenblicke voller Pein hoch.
    Seine grauen Augen weiteten sich anerkennend, als er seine

Umgebung einer Musterung unterzog.
    „Na, wenn das nicht praktisch ist", sagte er und biss die Zahne zusammen, als ihn ein heftiger Schmerz durchströmte. „Ein Zimmer mit Aussicht."
    Sein eigenes Anwesen lag jenseits der mondbeschienenen Straße auf einer bewaldeten Anhöhe. Warmes Kerzenlicht schien aus dem Fenster des Schlafzimmers, in dem er vor vier Wochen brutal „erstochen" worden war. Sein Onkel, Colonel Sir Edgar Williams, hatte das Haus bereits in Besitz genom- men, und wenn Dominic ein Fernglas gehabt hätte, hätte er vielleicht die schemenhafte Figur erkennen können, die hin- ter den Vorhängen stand.
    Die Silhouette, die ihn zu verhöhnen schien, gehörte einer Frau, stellte er mit gleichgültigem Zynismus fest. Daran hatte er

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