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Jim Knopf und die Wilde 13

Jim Knopf und die Wilde 13

Titel: Jim Knopf und die Wilde 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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Siiiiiicht! Richtung
Süüüüüd!“
    Alle spähten angestrengt zum südlichen
Horizont und hielten den Atem an. Und nun sahen sie es! Ein großes Schiff
tauchte plötzlich auf und näherte sich mit geradezu unwahrscheinlicher
Geschwindigkeit. Es hatte alle Segel gesetzt, Segel von blutroter Farbe, und
auf dem größten in der Mitte stand deutlich zu erkennen eine große schwarze 13.

    „Das sind sie!“ flüsterte Jim.
    „Ja“, antwortete Lukas, „es geht los,
alter Junge. Sowie sie uns entdecken, müssen wir sie überrumpeln, sonst
entwischen sie uns. Ihr Schiff ist schneller, als ich’s je bei einem Schiff
gesehen habe.“
    „Alarm! Alarm!“ dröhnte die mächtige
Stimme des Kapitäns über das Deck. „Alle Mann auf ihre Posten!“
    Die Mannschaft stellte sich an den
Kanonen auf, bereit zu feuern. Außerdem hatten die Matrosen sich Säbel
umgeschnallt und Pistolen in die Gürtel gesteckt.
    Schweigend beobachteten alle, wie das
Piratenschiff immer näher kam. Jetzt war es vielleicht noch eine Seemeile
entfernt. Aber noch immer schien dort drüben niemand das blaubemalte
Staatsschiff bemerkt zu haben.
    „Jim!“ gellte plötzlich Li Sis angstvolle
Stimme, und dann kam sie über das Verdeck auf die beiden Freunde zugerannt und
klammerte sich an Lukas fest, wobei sie stammelte: „Bitte, nicht! Bitte, bitte,
nicht! Schnell wegfahren! Ich will heim! O bitte, nicht!“ Und sie schluchzte
ganz herzzerreißend und zitterte und bebte am ganzen Körper.
    „Verflixt und zugenäht!“ stieß Lukas
zwischen den Zähnen hervor, „das hat uns gerade noch gefehlt! Was machen wir
jetzt?“
    Einen Augenblick zögerte er, mit der
kleinen Prinzessin an Bord den Angriff auf die „Wilde 13“ zu riskieren. Jim war
vor Schreck wie gelähmt.
    „Li Si“, brachte er nur noch heraus,
„warum hast du das getan?“
    „Bring sie hinunter“, befahl Lukas,
„und schließe sie in unsere Kajüte ein, damit sie in Sicherheit ist. Hier oben
wird’s jetzt wohl gleich ein bißchen brenzlig werden.“
    „In Ordnung, Lukas“, sagte Jim und zog
das heulende Mädchen hinter sich her ins Unterdeck hinunter. So kurz dieser
Zwischenfall auch nur dauerte, er hatte doch genügt, daß Lukas den richtigen
Augenblick zum Angriff versäumte. Auf eine halbe Seemeile Entfernung hatte die
„Wilde 13“ das getarnte Staatsschiff endlich entdeckt und war mit blitzartiger
Schnelligkeit nach Osten abgebogen und lief schräg am Wind.
    „Ihnen nach!“ rief Lukas.
    „Verfolgung aufnehmen!“ donnerte der
Kapitän. Der Steuermann sprang an das Rad, das er die ganze Zeit über nicht
hatte berühren dürfen, und riß das Ruder herum, die eine Hälfte der Mannschaft
zurrte die Segel fest, die andere stand schußbereit an den Kanonen. Das
Seeräuberschiff bog abermals ab und kreuzte nun gegen den Wind nach Süden
zurück, immer im Zickzack hin- und herfahrend. Jim war inzwischen wieder auf
Deck zurückgekehrt und stand neben Lukas. Das Piratenschiff fuhr eben in nur
etwa hundert Meter Entfernung an ihnen vorüber. Man konnte die unheimlichen
Kerle auf dem Verdeck sehen. Sie standen alle mit verschränkten Armen und
grinsten höhnisch herüber. Und dort, auf dem Achterdeck, stand Molly, mit
dicken Seilen festgebunden!
    „Molly!“ schrie Jim. „Molly, wir
kommen!“
    „Wir werden ihnen mal einen Schuß vor
den Bug setzen“, sagte der Kapitän, „damit sie anhalten. Vielleicht ergeben sie
sich freiwillig.“
    „Glaube ich kaum“, knurrte Lukas,
klopfte seine Pfeife aus und steckte sie in die Tasche. Jim, alter Junge, ich
habe so das Gefühl, als ob uns heute noch warm werden wird.“
    „Gebt Feuer!“ rief der Kapitän, und ein
Schuß dröhnte über das Meer. Die Kugel schlug vor dem Bug der „Wilden 13“ ins
Wasser. „Ha, ha, ha, ha!“ hörte man die Piraten, und dann fingen sie an, laut
und grölend zu singen:
     
    „Dreizehn Mann saßen auf einem Sarg,
    Ho, ho, ho, und ein Faß voller Rum...“
     
    „Gut“, knirschte der Kapitän, „wenn
sie’s nicht anders haben wollen! — Achtung, Backbordkanonen — eine Salve! Gebt
Feuer!“
    Der Donner von zehn Kanonenschüssen
rollte über die See. Pulverdampf vernebelte für einen Augenblick die Sicht. Als
er sich verzogen hatte, war zu sehen, daß das Piratenschiff einen schnellen
Haken geschlagen hatte und alle Kugeln ins Wasser gegangen waren.
    „Beidrehen!“ rief der Kapitän, um die
„Wilde 13“ wieder einzuholen, und zu Lukas gewendet fuhr er fort: „Die Leute da
drüben sollen mich

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