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Jim Knopf und die Wilde 13

Jim Knopf und die Wilde 13

Titel: Jim Knopf und die Wilde 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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mindeste anzuhaben. Wie ein Delphin tanzte es über den spritzenden
Gischt, war bald hier, bald dort, und durch das Tosen der aufgewühlten See
hörte man hin und wieder den Gesang der „Wilden 13“:
     
    „Dreizehn
Mann saßen auf einem Sarg,
    ho,
ho, ho, und ein Faß voller Rum.
    Sie
soffen drei Tage, der Schnaps war stark...“
     
    Und dann feuerten sie eine neue Salve
auf das kaiserliche Staatsschiff, das sowieso nur noch ein armseliges Wrack
war. Nach und nach ging es in Trümmer, und ein Stück nach dem anderen wurde
fortgespült.
    Der erste aus der Mannschaft, der über
Bord ging, war der Steuermann. Eine turmhohe Welle wälzte sich brüllend über
das Schiff und riß ihn mit sich fort. Er konnte gerade noch eine Planke fassen
und sich daran festhalten, so daß er nicht unterging.
    Das Schiff, das nun ohne Steuerung
hilflos der Wut des Sturmes preisgegeben war, ächzte in allen Fugen. Lukas
hatte Jim um den Leib gefaßt und krallte sich mit aller Kraft am Stumpf des
abgebrannten Großmastes fest.
    „Wir können nichts machen, Jim“,
keuchte er, „wir müssen warten, bis die Burschen auf unser Schiff
herüberkommen...“
    Ebenso jäh wie der peitschende Regen
eingesetzt hatte, hörte er auch wieder auf. Die Seeräuber stellten das Feuer
ein, und dann waren sie plötzlich da. Seite an Seite mit dem bewegungsunfähigen
Wrack tanzte ihr Schiff auf den kochenden Wellen. Mit langen Stangen, an denen
vorne eiserne Haken waren, zogen sie die beiden Schiffe aneinander heran, dann
sprangen sie mit gezogenen Säbeln und lautem Ho-ho-ho-Gebrüll herüber, die
verwegensten und unheimlichsten Gestalten, die man sich vorstellen kann. Aber
jeder von ihnen glich den anderen so bis aufs Haar, daß man sie unmöglich
voneinander unterscheiden konnte.
    „Los, Jim“, rief Lukas, „wir holen
Molly!“
    Und damit stürzten sie sich in das
Kampfgewühl. Lukas hatte eine schwere Eisenstange ergriffen und bahnte sich
damit einen Weg. Jim hielt sich immer dichter hinter ihm. Bald hatten sie die
kleine Lokomotive erreicht. Lukas entwand einem der Piraten seinen Säbel,
packte den Kerl und warf ihn blitzschnell die Treppe ins Unterdeck des
Piratenschiffes hinunter. Dann hieb er mit wenigen mächtigen Schlägen die Taue
durch, mit denen Molly angebunden war, und schob mit Jim gemeinsam die kleine
Lokomotive einfach durch die zersplitterte Reling hindurch auf das kaiserliche
Schiff hinüber, das immer noch Bordwand an Bordwand mit dem Piratenschiff lag.
    Als die Seeräuber das sahen,
schleuderten sie brennende Pechfackeln auf das Verdeck des kaiserlichen
Schiffes herüber. Die meisten erloschen zwar im Wasser, aber einige fielen doch
in den Vorratsraum hinunter, wo vorher Li Si gesessen war. Und bald quoll
dicker Rauch über das Deck.
    Eigentlich waren die Matrosen ja in der
Überzahl gewesen, aber inzwischen waren schon mehrere von ihnen über Bord
gespült oder von den Piraten ins Wasser gestoßen worden. Und selbst wenn sie
zehnmal mehr gewesen wären, so hätte es nichts genützt. Mit diesen
bärenstarken, riesigen Kerlen, die überhaupt keine Furcht zu kennen schienen,
wären sie nicht fertig geworden. Immer kleiner wurde das Häuflein derer, die
verzweifelt kämpften. Einer nach dem andern wurde gefesselt und auf das
Piratenschiff hinübergeschleift.
    Als der Taifun begonnen hatte, war Ping
Pong doch endlich aus seinem Schlaf aufgewacht. Natürlich konnte er nicht
helfen, er mußte sich damit abfinden, tatenlos diese ganze schreckliche
Niederlage mit anzusehen. Der letzte, den er noch kämpfen sah wie einen Löwen,
war Lukas. Aber als sich schließlich sieben der riesigen Burschen auf ihn
warfen, da mußte auch er aufgeben. Er wurde gefesselt und auf das Piratenschiff
geschleppt, wo sie ihn durch eine Falltür in einen stockdunklen Raum
hinunterwarfen.

     
    Und wo war Jim?
    Er hatte sich unbemerkt auf den
letzten, noch aufrecht stehenden Mast des Staatsschiffes retten können. Aber
nun leckte von unten das Feuer empor und erfaßte die Fetzen der Segel. Der
Qualm verbarg den Jungen zwar, aber zugleich erstickte er ihn fast. Die Flammen
kamen näher und näher. Jim blieb keine Wahl: Als die beiden Schiffe sich
einander zuneigten, warf er sich mit einem todesmutigen Sprung in die Takelage
des Seeräuberschiffes hinüber. Dort oben blieb er zwischen den blutroten Segeln
hängen und klammerte sich fest. Er konnte beobachten, wie die Piraten das
kaiserliche Schiff von oben bis unten durchsuchten, wie sie Fi Si brachten und
auf

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