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Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Titel: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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Lukas immer kleiner wurde und Herr Tür Tür immer größer. Als die beiden zurückgekommen waren, sagte Jim befriedigt:
    »Ja, Herr Tür Tür, Sie sind wirklich ein Scheinriese!«
    »Daran besteht kein Zweifel«, bestätigte Lukas. »Und nun fahren wir ab, Leute.«
    Sie stiegen alle drei in das Führerhäuschen, schlössen die Türen und fuhren in die Wüste hinein. Die Dampfwölkchen aus dem Schornstein der guten dicken Emma stiegen in den Nachthimmel empor, immer höher und höher, und zergingen endlich ganz hoch droben, wo leuchtend der große silberne Mond stand.

    »Bitte, bitte ihr Fremden, lauft nicht fort! Ich will euch gewiß nichts tun!«

Achtzehntes Kapitel
    in dem die Reisenden von dem Scheinriesen Abschied nehmen und vor dem »Mund des Todes« nicht mehr weiterkönnen

    Die Wüste war flach wie ein Nudelbrett und sah nach allen Seiten ganz gleich aus. Aber Herr Tür Tür war keinen Augenblick unsicher, in welcher Richtung sie fahren mußten. Und so dauerte es noch nicht einmal drei Stunden, da hatten sie schon die nördliche Grenze der Wüste »Das Ende der Welt« erreicht.
    Die Landschaft lag im hellen Schein des Mondes, aber dort, wo der Rand der Wüste war, hörte plötzlich alles auf. Es war nichts mehr da, kein Boden, kein Himmel. Einfach gar nichts. Von weitem sah das aus wie eine riesige kohlpechrabenschwarze Finsternis, die vom Wüstensaum aufstieg bis in den Himmel hinein.
    »Merkwürdig!« sagte Lukas. »Was ist das?«
    »Das ist die Region der ›Schwarzen Felsen‹«, erklärte Herr Tür Tür.
    Sie fuhren ganz dicht bis dahin, wo das Dunkel begann. Lukas hielt Emma an, und sie stiegen aus.
    »Die Stadt der Drachen«, fing Herr Tür Tür an zu erklären, »liegt irgendwo im ›Land der tausend Vulkane‹. Das ist eine gewaltige Hochebene, die mit Tausenden von großen und kleinen feuerspeienden Bergen bedeckt ist. Wo die Stadt der Drachen genau liegt, weiß ich leider auch nicht. Aber das werden Sie schon herausbekommen.«
    »Gut«, meinte Lukas. »Aber was ist dieses Schwarze hier?«
    »Müssen wir da vielleicht durch?« fragte Jim.
    »Das wird sich nicht vermeiden lassen«, antwortete Herr Tür Tür. »Sehen Sie, meine Freunde, es ist so: Das ›Land der tausend Vulkane‹ ist, wie ich schon sagte, eine Hochebene und liegt siebenhundert Meter höher als ›Das Ende der Welt‹. Der einzige Weg, der dort hinauf führt, geht hier durch die Region der ›Schwarzen Felsen‹.«
    »Hier?« fragte Jim verwundert. »Ich seh’ aber gar keinen Weg.«
    »Nein«, sagte Herr Tür Tür ernst. »Man kann ihn auch nicht sehen. Das ist eben das Geheimnis der ›Schwarzen Felsen‹. Sie sind nämlich so vollkommen schwarz, daß alle Helligkeit aufgeschluckt wird. Es ist einfach kein Licht zum Sehen mehr da. Nur an besonders strahlenden Sonnentagen bleibt ein ganz kleiner Schimmer übrig. Dann kann man oben am Himmel einen schwachen violetten Fleck erkennen. Das ist die Sonne. Aber sonst gibt es hier nur tiefes Dunkel.«
    »Aber wenn nichts zu sehen ist«, fragte Lukas bedenklich, »wie kann man denn da den Weg finden?«
    »Die Straße führt von hier ganz schnurgerade hinauf«, erklärte Herr Tür Tür. »Sie ist ungefähr hundert Meilen lang. Wenn Sie immer ganz genau geradeaus fahren, kann nichts passieren.
    Aber Sie dürfen auf keinen Fall von der Richtung abkommen! Links und rechts gähnen nämlich tiefe, schreckliche Abgründe neben dem Weg, in die Sie unfehlbar hinunterstürzen würden.«
    »Schöne Aussichten!« knurrte Lukas und kratzte sich hinter dem Ohr. Jim murmelte erschrocken »o jemine« vor sich hin.
    »An der höchsten Stelle«, fuhr Herr Tür Tür fort, »führt die Straße durch ein großes Felsentor. Es heißt ›Der Mund des Todes‹. Dort ist es am allerdunkelsten, und selbst an einem strahlendhellen Sonnentag herrscht dort eine ganz undurchdringliche Finsternis. Sie werden den ›Mund des Todes‹ sofort an einem fürchterlichen Heulen und Stöhnen erkennen.«
    »Warum heult er denn?« fragte Jim, dem recht unbehaglich wurde.
    »Das macht der Wind, der ständig durch dieses Felsentor weht«, antwortete Herr Tür Tür. »Ich rate Ihnen übrigens, die Türen der Lokomotive fest geschlossen zu halten. Da in dieser Region ewige Nacht herrscht, ist der Wind so kalt, daß ein Wassertropfen zu Eis gefriert, ehe er auf dem Boden ankommt. Sie dürfen auch die Lokomotive nicht verlassen. Um keinen Preis! Sie würden sofort vor Kälte erstarren.«
    »Danke für die guten Ratschläge!« sagte

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