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Jim

Jim

Titel: Jim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lang
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Jahren vom Schlafen unter freiem Himmel geschwärmt hatte. Und ihr verdankte er die einzige Nacht seines Lebens, die er auf einer Weide verbringen sollte, zusammen mit einer Herde Rinder, wie sich am nächsten Morgen herausstellte. Lieber dachte er, dass sich hinter dem geheimnisvollen Wort ein weiterer Blumenkübel verbarg, ein Winterquartier für frostempfindliche Pflanzen mit einer sonnenenergiegespeisten Topfheizung. Oder eine Hängematte für Jim? Auch das klang nicht einleuchtend. Der junge, ungeschickte Affe würde sich bestimmt in den Schnüren verfangen und sich womöglich strangulieren. Vielleicht so ein riesiger, aus Sisal geflochtener Teller, wie er auf dem neuen Spielplatz seines einstigen Lieblingslokals den Kindern als Schaukeldiente. So ein Ding ließe sich auf den ausladenden Ästen der Linde im Garten platzieren. Aber wie sollte Jim dann lernen, sein Nest selbst zu bauen? Und wie sollte er da reinkommen, wenn er nicht klettern konnte?
    Opitz kochte noch einen Latte macchiato. Der Milchschaum gelang bestens – fest wie Eischnee. Er gab etwa drei Viertel der Milch mit einer Schöpfkelle in Gläser, goss vorsichtig den Espresso ein und schichtete zwei reinweiße Schaumberge darauf. Mit einer kleineren Kelle ließ er schließlich noch einen Faden Kaffee in die Tassen rinnen. Auf diese Weise bekam auch die obere Milchschicht den Bittergeschmack von Arabica. Er hatte lange experimentiert, um das so hinzukriegen. Opitz hielt sich für einen der geschicktesten Latte-macchiato-Zubereiter nördlich der Alpen.
    Anna war noch beim Umziehen. Er nahm seinen Kaffee und ging wieder ins Arbeitszimmer, um endlich an dem Essay zu arbeiten. Zunächst jedoch löschte er die Browserhistorie und suchte anschließend nach «manufactum» und «gartenbett». Ein Klick, und es war da.
    «Ein Himmelszeltbett», las er. Das Bild zeigte einen Betthimmel aus durchscheinendem Stoff. Links war der sich gabelnde Stamm eines Laubbaums zu erkennen. Auch vom rechten Bildrand ragten große Zweige in das Bett hinein und über seine radieschenrote Matratze hinweg. Dahinter Sträucher und Gras. Weitere Abbildungen zeigten die verzinkten eisernen Füßeund Beschläge des Möbels. Am Ende der Seite wurde das Gestell noch einmal ohne Matratze und Himmel gezeigt. Das Kopfteil schien Opitz hoch wie eine Bordwand. Er las die Beschreibung.
    «Zusammen mit einem unserer Möbelbauer haben wir ein für draußen wie drinnen geeignetes Baldachinbett erstehen lassen, mit dem Sie das Schlafen unterm Sternenzelt zu Hause kultivieren können. Einfach konstruiert und witterungsbeständig. Das zwei Personen Platz bietende, wahlweise mit oder ohne Baldachin aufzustellende Gartenbett lässt sich – im Einmannbetrieb – binnen fünfzehn Minuten komplett auf- oder abbauen. Dass es von Grund auf für den jahrelangen Gebrauch im Freien konzipiert ist, zeigt sich einerseits in der Robustheit und Langlebigkeit der Materialien, zum anderen in der im technischen Sinne einfachen Konstruktion, die es erlaubt, im Falle eines Falles die Holzkomponenten des Bettes ohne Spezialwerkzeug auszutauschen oder es von einem Schreiner neu bestücken zu lassen. Alle Holzteile sind aus witterungsbeständigem europäischen Douglasienholz gefertigt, das sonst als Vollholz beim Bau von Schiffsdecks sowie Türen- und Fensterbau zum Einsatz kommt. (Da es unbehandelt ist, wird es sich im Laufe der Zeit durch Witterungseinflüsse verfärben. Bei starker Sonneneinstrahlung ist sogar ein leichter Harzaustritt möglich. Und da es nicht gänzlich astfrei ist, kann es einzelne Astlöcher enthalten.) Die Füße bestehen aus feuerverzinktem Stahl (Materialstärke dreiMillimeter) und überdauern unbeschadet Jahrzehnte. Die Einhängbeschläge der Seitenteile werden speziell für dieses Bett und ebenfalls aus drei Millimeter starkem verzinkten Stahl gefertigt.»
    Es kostete zwölfhundert Euro, Matratze und Moskitonetz nicht eingerechnet. Und es wog dreiundsiebzig Kilo. So viel wie er selbst. Ausgeschlossen, dass Anna so was nach Hause schleppte. Opitz schloss den Browser und öffnete ihn sofort wieder. «Andurcki», tippte er ein. Kein valider Treffer, dafür die smarte Frage: «Meinten Sie Andrucki?» Ja, den meinte er. Wieder nichts. Obwohl er das im Voraus gewusst hatte, fühlte er sich enttäuscht.
    Es war gerade Mittag, als Mundt an der Tür klingelte. Anna hielt sich zu der Zeit im Garten auf. Opitz wartete das zweite Läuten ab, ehe er die Treppe runterstieg. Sein Gang war steif, dabei

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