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Jimmy, Jimmy

Jimmy, Jimmy

Titel: Jimmy, Jimmy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark O'Sullivan
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sollen. Ich hab’s auch gewollt.«
    Die Abendkälte ist in den Flur gedrungen. Ich nehme den MP3-Player. Clem senkt den Kopf. Das Display hat einen Sprung, und die Kopfhörer sehen aus, als wäre auf der einen Seite jemand draufgetreten. Sean nimmt mir den MP3-Player ab und sieht sich den Schaden an. Er versucht, das Gerät einzuschalten, aber nichts passiert. Es kommt mir selbst albern vor, aber ich bin immer noch traurig, dass wir nie erfahren werden, was der letzte Song war, den Dad gehört hat.
    »Verschwinde, Clem!«, sagt Sean.
    Der Junge weicht vor ihm zurück. Oder nein, es ist nicht Sean, vor dem er zurückweicht. Jimmy ist uns nachgekommen. Ich bin mir sicher, dass er nicht weiß, wer Clem ist, trotzdem ist er misstrauisch. Mam kommt zur Tür und legt die Hand auf die Klinke.
    »Du solltest gehen«, sagt sie zu Clem, aber der beobachtet Jimmy, und seine Unterlippe beginnt wieder zu zittern.
    »Es tut mir so leid, Mr Summerton«, sagt er.
    »Was tut dir leid?«, fragt Jimmy und kommt näher.
    »Dass ich Ihnen wehgetan hab.«
    »Das warst du ? Du hast meinen Kopf kaputt gemacht?«
    Mam versucht, die Tür zuzuziehen, aber Jimmy machteinen schnellen Schritt nach vorn und gibt Clem eine Ohrfeige. Der Junge läuft nicht weg. Er wartet auf den nächsten Schlag, als hätte er gelernt, dass vor Schlägen abhauen keinen Wert hat. Jimmy holt noch einmal aus, aber Sean packt seinen Arm.
    »Lass es, Jimmy«, sagt er beschwörend. »Er ist es nicht wert.«
    Clem laufen jetzt die Tränen über die Wangen. Er gibt seltsam erstickte Laute von sich, als kämpfte er einen verzweifelten Kampf gegen alle Tränen, die sich in seinem kurzen unglücklichen Leben in ihm angestaut haben. Jimmy versucht, Sean abzuschütteln. Tom kommt mit seinem Fußball aus dem Wohnzimmer gerannt und bleibt wie angewurzelt stehen, als er Sean und Jimmy miteinander kämpfen sieht.
    Er sieht plötzlich aus, als müsste er wieder auf die Toilette.
    »Tom Angs’«, weint er.
    Und Jimmy gibt auf. Er schaut auf Tom herunter und streckt die Hände nach ihm aus. Tom zuckt zusammen, aber er rennt nicht zu Mam oder mir. Er weiß nicht, was er tun soll. Seine Augen sind riesig groß, die flehenden Augen eines Kindes. Dann bemerke ich, dass Mam genauso aussieht. Wir sehen alle so aus, sogar das stotternde Häufchen Elend auf unserer Treppe.
    »Hast du zu Hause noch jemanden?«, fragt Mam, während sie Tom auf den Arm nimmt, um ihn zu trösten.
    »Nein. Wo sie Dad eingesperrt haben, ist Sham abgehauen. Vielleicht kommt jetzt Mam zurück.«
    »Weißt du, wo sie lebt?«
    Er schüttelt den Kopf. Jimmy hat sich zur Treppe ins Souterrain zurückgezogen.
    »Wir werden sie finden«, sagt Mam, die Tom auf dem Arm hüpfen lässt, damit er sich beruhigt. »Geh nach Hause!«
    »Danke, Mrs Summerton.«
    »Ich hätte ihn nicht schlagen sollen«, sagt Jimmy, und Sean geht zu ihm.
    »Es ist okay, Jimmy«, sagt er. »Du hast ihm nicht wehgetan. Stimmt’s, Clem?«
    »Nein, mir geht’s gut, alles klar.«
    »Ich hätte mich aus der Situation zurückziehen sollen«, sagt Jimmy.
    Die Worte kommen ihm über die Lippen, als hätte er sie geübt. Wir trauen unseren Ohren nicht.
    »Das ist das, was ich lernen muss, sagt Dr. Reid. Wenn du spürst, dass es stressig wird, zieh dich aus der Situation zurück, such dir einen ruhigen Platz, wo du sitzen kannst … und … und noch was …«
    Er fingert an seiner Uhr, bis es piepst, aber ich erschrecke nicht, es macht mich nur traurig. Er dreht sich um und verschwindet auf der Treppe zu seinem Zimmer. Clem sollte auch verschwinden, aber er merkt es nicht.
    »Ich hab’s gut gemacht, stimmt’s?«, fragt er Mam.
    Sie gibt ihm keine Antwort, und er wendet sich wieder an mich.
    »Ich hab’s doch gut gemacht?«
    »Ja«, sage ich. »Das hast du.«
    Jetzt endlich geht Clem die Stufen hinunter. Als er unten ist und ich schon die Tür zumachen will, bückt er sich und hebt Toms grünen Traktor auf. Er schubst die Vorderräder an und schaut zu, wie sie sich drehen. Als sie stehen bleiben, macht er’s noch mal. Er schaut zu mir hoch und lächeltwie ein Schaf. Wir treffen uns auf halbem Wege, und er gibt mir den Traktor.
    »Eala?«, ruft Sean von drinnen. »Alles okay, Eala?«
    »Alles paletti!«
    Clem schaut mich mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Ich hab nicht gewusst, dass du Eala heißt«, sagt er. »Ich hab nicht mal gewusst, dass das ein Name ist.« Er schaut in die Richtung, wo der Unfall passiert ist. Man kann die Stelle von hier aus nicht

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