Jinx und der magische Urwald (German Edition)
Ende des Flurs hindurchgegangen.
Jinx kroch zur Tür des Arbeitszimmers und wollte gerade durch den Spalt schauen, als Simon plötzlich durch die Wand kam und den Flur entlangging.
»… wahrscheinlich noch was in der Küche«, sagte Simon. Er sagte es über die Schulter, das Gesicht von Jinx abgewandt.
Gerade noch rechtzeitig versteckte sich Jinx hinter der Tür.
»Ist Jinx da?«, fragte Sophie. Sie kam jetzt auch in den Flur. »Ich will ihn begrüßen.«
Jetzt waren sie beide in der Küche. Jinx spähte wieder durch den Türspalt. Die Tür zur Küche, die Tür, die für ihn verboten war, stand halb offen.
Wie waren sie durch eine steinerne Wand gegangen? Fasziniert schlich Jinx in den Flur. Während er angestrengt auf die Geräusche aus der Küche horchte, strich er mit den Händen über die nackte Wand. Er tastete nach einer unsichtbaren Tür. Doch da war keine – nur eine glatte Wand aus hartem Stein. Aber irgendwie waren Simon und Sophie hindurchgegangen. Und Sophie war ins Haus gekommen, ohne dass Simon sie erwartet hatte.
Diese Wand musste die Antwort auf das Rätsel um Sophies Kommen und Gehen sein.
Und vielleicht konnte Jinx durch sie heimlich den Südflügel verlassen.
Aber die Wand fühlte sich an wie eine Steinwand, sie sah aus wie eine Steinwand, und sie roch auch so. Fast hätte Jinx wütend mit der Hand dagegengeschlagen, doch das hätte ja Lärm gemacht.
Er saß in der Falle. Er ging wieder ins Arbeitszimmer und trat ans Fenster. Dickes, gewelltes Glas in einem Gitterwerk. Weiter oben war ein Riegel, zu hoch für Jinx.
Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich wieder unter der Werkbank zu verstecken, bis Simon und Sophie irgendwo anders hingingen.
Neben ihm auf dem Boden stand ein grün glasierter Krug. In dem Durcheinander war er Jinx vorher nicht aufgefallen. Einige rote Zeichen waren darauf. Neugierig hob er den Deckel ab – es ging ganz leicht.
Sofort fuhr ihm ein stechender Schmerz in die Hand.
Ein Wespenschwarm flog surrend aus dem Krug. Im Nu wurde Jinx von allen Seiten umschwirrt. Er sprang auf, wobei er sich den Kopf an der Werkbank stieß, und schlug nach den Wespen. Wieder stach ihn eine in die Hand. Dann stach ihn eine in den Hals und eine ins Bein.
Und dann konnte er sich auf einmal nicht mehr bewegen.
»Dachte ich’s mir doch, dass hier irgendwas nicht stimmt.«
Orange gezackte Wut.
Jinx konnte sich nicht zu Simon umdrehen. Konnte weder Arme noch Beine bewegen. Sein Hals und seine Hände fühlten sich beweglich an, aber da überall Wespen auf ihm herumkrabbelten, hielt er lieber ganz still.
»Hab ich dir nicht gesagt, du sollst hier nicht reinkommen? Ganz bestimmt hab ich das.« Jedes einzelne Wort klang hart und schneidend.
Eine Wespe krabbelte Jinx über die Oberlippe, und so sagte er lieber nichts.
Aus dem Flur waren Sophies Schritte zu hören. »Simon! Was hast du mit dem armen Jungen gemacht?«
Simon gab keine Antwort. Jinx spürte die Blicke der beiden im Rücken und wünschte sich weit weg.
»Simon, du hast ihn in Starre versetzt«, sagte Sophie.
»Nein. Ich hab dir doch schon mal gesagt, dass es sehr schwer ist, einen Zauber bei Lebewesen anzuwenden.«
»Warum kann er sich dann nicht bewegen?«
»Ich hab seine Kleider in Starre versetzt.«
Jetzt begriff Jinx. Seine Kleider waren hart wie Eisen. Eine Wespe krabbelte seine rechte Wange hoch und wackelte vor seinem Auge mit dem Fühler.
»Du hast kein Recht, deine Magie bei dem Jungen anzuwenden.«
»Stimmt. Oder bei sonst jemandem oder etwas«, sagte Simon knapp. »Ich weiß.«
»Simon …«
»In diesem Zimmer stehen gefährliche Sachen rum. Er darf da nicht dran.«
Es klang allerdings eher so, als wäre das Allergefährlichste im Raum Simon selbst. Jinx suchte nach einer Ausrede dafür, dass er in Simons Werkstatt gegangen war – vielleicht irgendwas mit den Katzen. Aber er konnte den Mund nicht aufmachen, weil Wespen darauf herumkrabbelten.
»Der Mensch ist von Natur aus neugierig«, sagte Sophie. »Das kannst du ihm nicht vorwerfen.«
»Und ob ich das kann. Und wenn du weiterhin deine Nase in meine Angelegenheiten stecken willst, solltest du vielleicht hier einziehen.«
»Ich will aber nicht hier einziehen«, sagte Sophie. »Mir ist es hier zu kalt. Und mach dich nicht über meine Nase lustig.«
Eine Wespe krabbelte Jinx den Hals hinunter in den steifen Kragen seines Hemds.
»Ich hab doch gar nichts über deine Nase gesagt.«
»Doch, du hast gesagt …«
»Das ist doch nur eine
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