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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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sehr unterhaltsam sein.«
    »Ich werde … versuchen, Euch zu gefallen.« Ich werde das hier überstehen. Ich kann alles überstehen, ganz gleich, was er mir antut .
    »Oh ja, streng dich schön an, ehe ich mit dir fertig bin.«
    »Bitte.« Er wollte Angst sehen. Also war es am geschicktesten, auf der Stelle um Gnade zu winseln. »Bitte. Ich werde alles tun, was Ihr verlangt, aber nicht hier. Nicht in dieser dreckigen Zelle und im Beisein anderer Männer. Ich kann sie atmen hören. Zwingt mich nicht vor ihnen dazu.«
    »Das sind nur englische Hunde, Spione, die ich so lange beherberge, bis es mir reicht.« Er krallte sich in den groben Stoff ihres Mieders und zog es herunter. »Vielleicht gefällt es mir ja, wenn sie zusehen.«
    Sein verbrauchter Atem schlug ihr entgegen. Er war heiß und feucht und roch nach Wintergrün. Seine Hand kroch in ihr Mieder und umfasste ihre Brust. Seine Finger waren so glatt und trocken wie tote Zweige, und er tat ihr immer wieder weh.
    Sie durfte sich nicht auf Leblancs Abendgarderobe übergeben. Kein guter Zeitpunkt, um den ehrlichen Gefühlen ihres Magens freien Lauf zu geben.
    Also drückte sie sich mit dem Rücken eng an die Wand und versuchte, ein Nichts zu werden. Einfach nur Dunkelheit, Leere, als ob sie gar nicht da wäre. Es klappte natürlich nicht, aber zumindest lenkte es sie ab.
    Endlich hörte er auf. »Ich freue mich schon darauf, dich zu nehmen.«
    Sie versuchte gar nicht erst zu sprechen. Wozu auch?
    Er tat ihr ein letztes Mal weh, als er ihre trockenen Lippen zwischen Daumen und Zeigefinger nahm und quetschte, bis die Haut aufsprang und sie Blut schmeckte.
    »Bisher warst du nicht sonderlich unterhaltsam.« Unvermittelt ließ er von ihr ab. Sie hörte ein Schaben und Klappern, als er die Laterne vom Tisch nahm. »Aber das wird sich noch ändern.«
    Die Tür schlug krachend hinter ihm zu. Der Klang seiner Schritte hallte durch den Gang und war noch zu hören, bis er oben an der Treppe angekommen war.
    »Schwein!«, zischte sie die jetzt geschlossene Tür an, obwohl das eigentlich eine Beleidigung dieser freundlichen Tiere war.
    Vom anderen Ende der Zelle drangen leise Geräusche ihrer Mitgefangenen, der englischen Spione, zu ihr. Da es aber dunkel war, konnten sie sie nicht mehr sehen. Sie wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und schluckte die Galle herunter, die ihr in der Kehle hing. Wie ekelhaft Leblancs Berührungen waren. Als wäre eine Horde Schnecken über sie hergefallen. Kaum vorstellbar, dass sie sich in den kommenden Tagen auch nur annähernd daran gewöhnte.
    Dann rückte sie ihr Kleid wieder züchtig zurecht und ließ sich auf den Boden sinken. Sie fühlte sich erbärmlich. Das dürfte es wohl gewesen sein. Die Entscheidung, mit der sie sich so lange gequält hatte – wie es mit den ihr anvertrauten Albion-Plänen weiterginge –, war gefallen. All ihr Abwägen, ihre Gewissensbisse … alles umsonst. Leblanc hatte gesiegt. Ein, zwei Tage lang könnte sie seiner Überzeugungskraft wohl noch standhalten. Doch dann würde er die Albion-Pläne aus ihrem Gedächtnis quetschen und Gott weiß welch gierigen Verrat damit anstellen.
    Ihr alter Mentor Vauban würde enttäuscht von ihr sein, wenn er davon erfuhr. Er saß in seinem Häuschen in der Normandie und wartete auf eine Nachricht von ihr. Was mit den Plänen geschehen sollte, hatte er ihr überlassen. Dabei hatte er jedoch nicht einkalkuliert, dass sie Leblanc in die Hände fallen könnten. Sie hatte ihn enttäuscht. Sie hatte alle enttäuscht.
    Sie holte tief Atem und ließ die Luft langsam heraus. Schon merkwürdig zu wissen, dass ihr nur noch eine begrenzte Anzahl an Atemzügen blieb. Vierzigtausend? Fünfzigtausend? Irgendwann heute Nacht, wenn ihre Qualen unerträglich würden, fing sie vielleicht an, sie zu zählen.
    Sie zog die Schuhe aus, erst den einen, dann den anderen. In ihrem Leben hatte sie zweimal im Gefängnis gesessen … beide Male eine fürchterliche Erfahrung. Immerhin hatten die Zellen oberirdisch gelegen, und man hatte etwas sehen können. Beim ersten Mal war Maman dabei gewesen. Nun war Maman tot, bei einem dummen Unfall ums Leben gekommen, der nicht einmal einen Hund hätte umbringen sollen. Maman, Maman … du fehlst mir so sehr . Nun war sie ganz auf sich allein gestellt.
    In der Dunkelheit fühlte man sich sehr einsam. Daran hatte sie sich nie gewöhnen können.
    Die tiefe Stimme des englischen Spions drang leise aus der Finsternis. »Ich würde mich ja gern erheben und

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