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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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zurückziehen, doch er hielt sie fest und presste sie an sein Herz.
    Sie fühlte es schlagen, so erschreckend lebendig und überaus kraftvoll.
    Er sagte: »Ich weiß, was Leblanc Frauen antut. Es tut mir leid, dass Ihr in seine Hände geraten seid. Das könnt Ihr mir glauben.«
    »Mir tut es auch leid.« Dieser Mann hatte sich wohl fest vorgenommen, nett zu ihr zu sein. Sie zog ihre Hand zurück. Hätte sie gekonnt, würde sie ihn befreien, und dann sähe man ja, wie erfreulich er wirklich war. »Diese Schlösser«, sie schüttelte seine Handfesseln, »sind sehr primitiv. Ein Dreh, und ich könnte sie aufbekommen. Ihr habt nicht zufällig ein Stückchen Draht bei Euch?«
    Sie konnte das Lächeln in seiner Stimme geradezu hören. »Na, was meint Ihr wohl?«
    »Das hatte ich mir schon gedacht. Meiner Erfahrung nach ist das Leben nicht so einfach.«
    »Sehe ich genauso. Hat Leblanc Euch wehgetan?«
    »Nicht besonders.«
    Er berührte die blauen Stellen an ihrem geschundenen Hals. »Keine Frau dürfte in Leblancs Hände geraten. Wir werden hier rauskommen. Es gibt einen Weg nach draußen, und den werden wir finden.« Er ergriff ihre Schultern, stark und beruhigend.
    Eigentlich sollte sie aufstehen und die Zelle weiter absuchen. Doch irgendwie blieb sie einfach ruhig bei ihm sitzen. Langsam wich ihre Anspannung und damit ein Teil ihrer Angst, die sie seit Wochen begleitete. Wann hatte sie das letzte Mal Trost empfangen? Schon merkwürdig, ihn ausgerechnet hier, an diesem Furcht einflößenden Ort zu finden und dann auch noch bei einem Feind.
    Nach einer Weile, die ihr wie eine kleine Ewigkeit vorkam, erhob sie sich. »Es gibt da noch ein klitzekleines Problem. Euer Freund ist nicht in der Lage zu laufen, selbst wenn ich ihn von der Kette befreie.«
    »Das schafft er. Es haben schon ganz andere Männer als Leblanc versucht, ihn umzubringen.« Den gequälten Unterton in seiner Stimme hätte nicht jeder bemerkt, aber sie schon. Sie wussten beide, dass Adrian sterben würde. In einem halben, allenfalls ganzen Tag würden seine Verletzung, der Durst und die klamme Kälte des Bodens zu seinem Ende führen.
    Der Junge sprach nun mit lauter, doch schwacher Stimme im geschliffenen Französisch der Gascogne. »Es ist … nur ein kleines Einschussloch. Nicht weiter schlimm.« Er war entkräftet, aber sehr tapfer. »Es ist nur … diese höllische Langeweile … die kaum zu ertragen ist.«
    »Wenn wir doch nur ein Kartenspiel dabeihätten«, scherzte der stattliche Mann.
    »Das nächste Mal … werde ich daran denken.«
    Die beiden hätten gute Franzosen abgegeben. Äußerst bedauerlich, dass Leblanc sie in Kürze aus dieser Zelle holen würde. Man hätte auch schlechtere Begleiter auf dem langen Weg in die Hölle finden können. Immerhin würden diese beiden einander haben, wenn sie starben. Sie dagegen wäre ganz allein.
    Es war besser, nicht darüber nachzudenken, wie es Leblanc beliebte, sie zum Reden zu bringen und zu töten, sonst würde sie nur in Trübsal verfallen. Höchste Zeit, der Berührung dieses englischen Spions zu entschlüpfen und sich wieder ans Werk zu machen. Sie konnte ja nicht ewig so dasitzen und hoffen, dass etwas von seiner Tapferkeit auf sie abfärbte.
    Sie stand auf und wurde sofort von einem Frösteln erfasst … als hätte sie in dem Moment, als sie von der Seite dieses Mannes wich, ein warmes, schützendes Heim verlassen. Wie töricht. Dies war kein Heim. Außerdem mochte er sie nicht besonders, obwohl er diesen sanften Ton anschlug. Stattdessen bestand zwischen ihnen dieses von Wachsamkeit geprägte Misstrauen, das man schon fast greifen konnte.
    Schon möglich, dass er wusste, wer sie war. Vielleicht war er aber auch einer jener pflichtbewussten Spione, die mit Haut und Haaren und gewissenhaftem Ernst in ihrer Arbeit aufgingen. Also würde er in dieser geradlinigen englischen Manier an diesem modrigen Ort für sein Land sterben und sie dafür hassen, dass sie Französin war. Ein zweifellos typisch englischer Charakterzug, eine derart schlichte Sicht von der Welt zu haben.
    Aber egal. Zufälligerweise war auch sie stattlichen englischen Spionen nicht gerade wohlgesonnen. Zweifelsohne ein typisch französischer Charakterzug.
    Sie zuckte mit den Schultern, was er nicht sehen konnte, und machte sich daran, den Rest der Zelle zu untersuchen, indem sie den Boden und die Wände, so hoch sie tasten konnte, Stück für Stück unter die Lupe nahm. »Hat Euch Henri Bréval eigentlich schon einen Besuch

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