Job Future - Future Jobs
vertikalen, sondern auch auf der horizontalen Achse vernetzt sind. Und sie hat einen Grad an Transparenz geschaffen, der die verfügbaren Wahlmöglichkeiten und deren Konsequenzen deutlich sichtbarer macht.
Im Jahr 2004 waren wir darauf gestoßen, dass Menschen sehr unterschiedliche Bedürfnisse haben. Nur wollte das damals keiner wissen. Damals hatte die multinationale Supermarktkette Tesco mit Technik aus dem Marketing ungefähr so, wie sie Kundenprofile angefertigt hatte, auch Profile von Mitarbeitern erstellt. Sie erhoben Daten zu einzelnen Angestellten und teilten die Gruppe der Befragten in einzelne Segmente auf. Dabei erhielten sie höchst interessante Ergebnisse. Anstatt alle das Gleiche zu wollen, hatten die Mitarbeiter mit Blick auf ihre Arbeit völlig unterschiedliche Wünsche. Manche wollten natürlich die Karriereleiter erklimmen und setzten auf einen Status, der sich in Geld ausdrückte. Andere sehnten sich vor allem nach flexiblen Arbeitszeiten, um tagsüber ihre Kinder betreuen oder Elternteile pflegen zu können. Einige suchten in der Arbeit möglichst viel Spaß und Spiel, während anderen eine faire Bezahlung das Allerwichtigste war.
Ebenso interessant war, dass es auch innerhalb eines Segmentes Unterschiede bei anderen Aspekten des Lebens gab. Nicht nur Ältere wollten hart arbeiten, während die Jungen Spaß bei der Arbeit suchten. Einige über 50-Jährige wollten Vergnügen, während einige unter 20-Jährige eisern arbeiten wollten. Unterschiede gab es auch beim Geschlecht: Nicht nur Mütter wollten Zeit für Kinder und nicht nur Männer eine steile Karriere. Manche Frauen hofften auf den großen Aufstieg, während einige Männer bei den Kindern zu Hause bleiben wollten. Wie die Führungskräfte bei Tesco herausfanden, hatten ihre Mitarbeiter höchst individuelle Bedürfnisse, die zum Teil von persönlichen Lebensumständen abhingen, so davon, ob sie kleine Kinder hatten. Ihre Persönlichkeit und ihre persönlichen Erwartungen spielten ebenfalls eine Rolle. Diese Profile ließen sich dagegen nicht mit einem Algorithmus vorhersagen. Denn klar ist: Mit der Vervielfältigung der Wahlmöglichkeiten steigt auch die Vielfalt, wie diese Möglichkeiten genutzt werden.
Mit Blick auf die dritte Neuorientierung ist folglich wichtig, dass wir die Vielfalt der menschlichen Bedürfnisse und Bestrebungen – für uns und andere – erkennen und wertschätzen. Einfach gesagt: Erfahrungen, die mir wichtig sind und für die ich Opfer bringen würde, sind anderen vielleicht unwichtig. Wenn wir dies erkennen, können wir uns ein künftiges Arbeitsleben vorstellen, das persönliche Bedürfnisse besser berücksichtigt, und uns dem Gedanken öffnen, dass Arbeit so gestaltet werden kann, dass diese gewürdigt und befriedigt werden.
Weniger konsumieren und gemeinsam besitzen
Bei der Arbeit der Zukunft wird es immer mehr darum gehen, unsere Entscheidungen zu reflektieren und deren Konsequenzen mit scharfem Blick im Auge zu behalten. Auch wenn sich einige für traditionelle Beschäftigungsformen entscheiden werden, sage ich voraus, dass auf diese Abmachung immer weniger setzen werden. Wie an der Generation Y bereits absehbar ist, will ein immer größerer Anteil an Menschen eine Form von Arbeit, die durch mehr motiviert ist als vornehmlich durch Geld und Konsum. Da die Wahlmöglichkeiten größer und die Konsequenzen von Entscheidungen besser absehbar sind, werden viele darauf setzen, sich ein erfüllendes Arbeitsleben zu schaffen, das sich in ein ausgewogenes Verhältnis zum übrigen Leben bringen lässt. Diese Neuorientierung wird natürlich nicht leicht umzusetzen sein. Wir können prognostizieren, dass sie in der vorherrschenden Kultur in Unternehmen, die traditionelle Beschäftigung favorisieren, zunächst nicht ohne Reibungen umzusetzen ist. 30 Aber auch wenn manches in den Unternehmen und Gesellschaften die Mitarbeiter davon abhält, über ihren Tellerrand hinauszublicken, bin ich überzeugt, dass immer mehr von ihnen neue Möglichkeiten jenseits der althergebrachten Abmachung um Arbeit ausloten werden. 31
Wenn wir unsere Erwerbszukunft gestalten, bieten sich Kompromisse an: So könnten wir auf ganz große Anschaffungen wie ein Eigenheim oder ein PS-starkes Auto verzichten, die beide als Ziele im Zentrum traditioneller Beschäftigung standen. 32 Historisch gesehen, spielte beides in unserem Identitätsgefühl eine Rolle und wurde in gewissem Sinn zum »sozialen Kennzeichen«. So sind wir zu der Frau mit den
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