Job Future - Future Jobs
sind, so kann man sie, wie Erich Fromm es fasste, auch als »Flucht vor der Freiheit« sehen: als Anpassung an die Normen eines Unternehmens oder der Gesellschaft, als Missachtung der individuellen Einzigartigkeit. 22
Da die Wahlmöglichkeiten immer größer und die Konsequenzen von Entscheidungen immer deutlicher sichtbar werden, wird kluges Entscheiden immer bedeutender. Aber natürlich werden Entscheidungen weitgehend auch davon bestimmt, wie Arbeit organisiert ist und wie sie in unserem Unternehmen oder unserem jeweiligen Land entlohnt wird. 23
Aber unabhängig vom Umfeld werden wir mit den Folgen unserer Entscheidungen zuweilen auf so drastische Weise konfrontiert wie die Führungskräfte, die ihren Kindern zuhörten, als sie über sie als ihre Väter redeten, oder wie die Managerinnen, die auf ein Leben ohne Kinder zurückblicken, oder wie ich selbst, wenn ich mit schlechtem Gewissen sehe, wie sich mein aufreibendes Arbeitsleben auf meine Fähigkeiten als Mutter ausgewirkt hat. Wir alle haben miterlebt, wie andere mit den Folgen ihrer Entscheidungen auf schmerzhafte Weise konfrontiert wurden, wie Ehen am häufigen Reisen oder an Überstunden zerbrachen. Die Erkenntnis kommt meistens erst dann, wenn etwas im Leben zerbricht. Es kann unsere Ehe, unsere Gesundheit oder unsere Kinder treffen, die dann in Schwierigkeiten geraten. An solchen Punkten tritt schmerzlich zutage, welche Konsequenzen Entscheidungen haben können. Aber wie Robert Reich bemerkt: »Kann uns zuverlässiger vor Augen geführt werden, dass wir unbewusst Entscheidungen getroffen haben? Müssen wir erst auf eine schmerzhafte Erfahrung warten?« 24
Wenn wir unsere Entscheidungen bewusster treffen, treten wir in drei verschiedene Diskussionen ein. Die erst ist die Debatte, die wir darüber geführt haben, wie sich Zukunft gestalten wird – über die künftige Technik, Vernetzung, Geschwindigkeit und Globalisierung sowie deren Auswirkungen auf unsere Arbeit. Die zweite dreht sich darum, wie sich Zukunft auf uns auswirken könnte, und insbesondere mit Blick auf die Vorgegebene Zukunft. In dieser Debatte stellen wir uns unseren Befürchtungen darüber, wie sich unser Arbeitsalltag in einer Welt entwickeln könnte, in der Isolation und Zersplitterung herrschen und es eine gewaltige Unterklasse aus neuen Armen gibt. Die dritte Diskussion ist das private Gespräch, das wir in unserem engsten Umfeld über die Schwierigkeiten und Dilemmas führen, mit denen wir bei unseren Entscheidungen zu unserer Arbeit konfrontiert sind.
Diese drei Diskussionen sind verschiedene Reaktionen auf die Wirkkräfte, die unsere Zukunft bestimmen werden. Bei manchen Gelegenheiten werden wir in alle drei Gespräche einsteigen, ohne zwischen ihnen die Verbindungen zu sehen. Wir erkennen, welche unglaubliche Entwicklung die Globalisierung nehmen und welche Chancen sie uns in den kommenden Jahrzehnten bringen wird, ohne dass wir erkennen, welche Auswirkungen dies auf unsere Arbeit und auf die derer, die nach uns kommen, haben wird. Aber wenn wir die anstehenden umfassenderen Veränderungen wirkungsvoll meistern wollen, müssen wir die Zusammenhänge zwischen diesen drei Bereichen des Nachdenkens erkennen. In Robert Reichs Worten:
Es ist Zeit für eine umfassendere Diskussion darüber, welche Kombination von wirtschaftlicher Dynamik und sozialem Frieden wir für uns selbst, unsere Familien und unsere Gesellschaft wollen. Und welche öffentlichen Entscheidungen wir brauchen, um diese Ausgewogenheit zu erreichen. 25
Diese Diskussion ist deshalb wichtig, weil wir mit jedem Schritt in unserem Arbeitsleben Entscheidungen treffen, mit denen wir auch unser Leben aufbauen. Es sind spontane Entscheidungen in dem Sinn, dass sie von Minute zu Minute erfolgen, aber auf Dauer gesehen unserem Leben den Geschmack, unserer Existenz den Grundton und unserer Arbeit die Struktur geben.
Aber trotz ihrer Spontaneität sind diese Entscheidungen insofern selbstbestimmt, als wir sie oft automatisch und ohne nachzudenken treffen. Niemand zwingt mich, jedes Wochenende zu arbeiten oder wenig Zeit mit meinen Kindern zu verbringen, und es wird auch niemand gezwungen, sich ein großes Auto oder ein Eigenheim anzuschaffen. Um unseren freien Willen auszuüben, müssen wir entscheiden. Alternativen gibt es immer. Wenn wir die Struktur unseres künftigen Arbeitslebens erwägen, sind wir dazu aufgerufen, bewusste Entscheidungen zu treffen, anstatt automatisch zu wählen. Verantwortung verwässert zu begreifen,
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