Jodeln und Juwelen
zufällig an der falschen Stelle
stolperte, oder etwa nicht? Was haben Sie dazu benutzt? Ein Nudelholz?«
»Um Himmelf willen! Natürlich nicht.
Nur den grofen Holflöffel. Ich wollte Fie nicht verletfen, Miffif Kelling. Ich
wollte nur unbedingt daf Hofpif retten.«
»Schon gut, Bubbles. Überlassen Sie mir
das Hospiz, und konzentrieren Sie sich darauf, Alding Faths Schwingungen wieder
in Gang zu bringen. Peter braucht sie bestimmt, um den restlichen Schatz zu
finden, und ich freue mich schon auf ihre Gesellschaft.«
Es würde genug Gelegenheit für
entspannte Teestunden und angeregte Unterhaltung geben. Black John Sendick
würde in seinem verrückten Sweatshirt herumgeistern und vielleicht sogar
endlich etwas richtig Spannendes zu Papier bringen, da er inzwischen einen
kleinen Vorgeschmack auf die wirklichen Schrecken des Lebens bekommen hatte.
Alexei Radunov würde den charmanten Unterhalter spielen, wenn er nicht allzu sehr
mit seinem Rasputin und seiner Königin Victoria beschäftigt war. Und Sandy,
Bernice und Neil würden nur darauf warten, ihr jeden Wunsch von den Augen
abzulesen, während Vincent darüber wachte, dass sie auch alles richtig machten.
Und Tweeters Arbuthnot hatte versprochen, auf seinem Weg zu den Papageitauchern
vorbeizuschauen. Sie würde zwar keine Zeit zum Drachenfliegen haben, wenn sie
das Hospiz vor dem Untergang retten wollte, aber man konnte schließlich nicht
alles haben. Der Start war zwar alles andere als ideal gewesen, doch im Großen
und Ganzen versprach es ein recht angenehmer Sommer zu werden.
Nachwort
Die Kelling-Saga geht weiter. Stoff
genug bietet die weitverzweigte Bostoner Dynastie schließlich, die ihre
Ursprünge und ihr Vermögen bis in die Kolonialzeit zurückverfolgen kann. Das
damals im Ostasienhandel erworbene Geld wurde offensichtlich gut angelegt und
vermehrt sich seitdem ständig. Drei Dingen ist dies zu verdanken: Zum einen
sind die männlichen Kellings, von der farbigen Ausnahme des Lebemanns Jemmy
Kelling abgesehen, eminent fleißig, zum andern leben sie nach der Devise, dass
ein gesparter Cent ein verdienter Cent ist, und drittens heiraten sie gern
innerhalb des Clans, da eine Nicht-Kelling vielleicht keine so solide Mitgift
hätte und vor allem — eine schreckliche Vorstellung — dazu neigen könnte, Geld
auszugeben. So sind alle Kellings von einer Sparsamkeit, die
Nicht-Neuengländern nachgerade als Geiz erscheinen könnte. Es gibt nur eine
Ausnahme, und das ist die Wohltätigkeit. Sarah Kelling, die Heldin der Serie,
entstammte einem ärmeren Zweig der Familie, aber auch sie wurde dazu erzogen,
einerseits jeden Cent zur Bank zu tragen und andererseits die sich so bildenden
Sümmchen von Zeit zu Zeit für einen guten Zweck zu stiften.
Eine Lieblingstante Sarahs ist die
angeheiratete Tante Emma, Witwe von Cousin oder Onkel Beddoes. ›Cousin‹ deckt
dabei alles ab, Vettern und Cousinen, Onkel und Tanten und ist zudem
generationenneutral. Jeder Kelling vermag von jedem ›Cousin‹ noch im Schlaf den
Grad der Vetternschaft und die Stufe im Stammbaum anzugeben, wo diese Vetternschaft
begründet ist, auf der Ebene der Eltern, der Großeltern oder gar der
Urgroßeltern. Sarah gehört als erste zu der Generation von Kelling-Frauen, die
sich zaghaft zu emanzipieren beginnen, die ebenso fähige wie resolute Emma noch
nicht. Ihr Lebenslauf ist der der typischen Dame der Bostoner Oberschicht: Eine
hervorragende Erziehung in allen weiblichen Fertigkeiten, Heirat mit einem
wohlhabenden Mann aus der eigenen Schicht, tadellose Führung eines riesigen
Haushalts, sorgfältige Erziehung der Kinder und daneben noch Wohltätigkeit
aller Art. Nach dem Erwachsenwerden der Kinder und dem Tod des Gatten bleiben
die Führung des Haushalts und die Wohltätigkeit, um das Leben der ebenso fähigen
wie resoluten Frau auszufüllen — und die Kunst, die ebenfalls der Wohltätigkeit
dient.
Wie wir aus »Ein schlichter alter Mann«
(DuMonts Kriminal-Bibliothek Bd. 1052) wissen, ist sie die tragende Säule der
»Piraten von Pleasaunce«, einer Gruppe von Laiensängern und -musikern, die
unter diesem einer Oper von Gilbert und Sullivan nachempfundenen Namen das
Œuvre der beiden pflegen. Sir Arthur Sullivan (1842-1900) hatte nach Libretti
seines Partners Sir William Gilbert (1836-1911) eine Fülle von komischen Opern
geschaffen, die wegen ihres geringen Schwierigkeitsgrades im englischen und
amerikanischen Raum vor allem von Laienensembles von der Schulabschlussfeier
über
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