Jodeln und Juwelen
ich
grundsätzlich Menschen, die keinerlei Mimik zeigen. Dann erzählte mir Vincent,
dass die Spuren an Jimmy Sorpendes Kleidung darauf schließen ließen, dass man
ihn hochgehoben und die Klippe hinuntergeworfen habe, was auf einen großen,
starken Täter schließen ließ. Ich muss allerdings zugeben, dass ich als Erstes
an Black John Sendick dachte.«
»Und ich war sicher der nächste
Verdächtige«, brummte Vincent.
»Nun ja, es bestand immerhin die
Möglichkeit«, gab Emma zu, »aber darüber haben wir uns ja bereits unterhalten.
Ich schöpfte neuen Verdacht, als ich sah, wie Groot gemeinsam mit Black John
das Floß baute. Groot brüllte Dr. Wont an und fuchtelte auf Furcht erregende
Weise mit einem Riesenhammer herum. Nicht dass man es ihm hätte verdenken
können, denn Dr. Wont ist sicher der schrecklichste Vogel, der je geschlüpft
ist, aber die Szene bewies, dass Groot nicht immer der friedliche Mensch war,
der zu sein er vorgab. Das Pokerspiel hat mich endgültig in meinem Verdacht bestärkte.
Groot versuchte die ganze Zeit zu pfuschen und war stinksauer, als es nicht
klappte.«
»Weil Sie ebenfalls pfuschten.« Alexei
Radunov amüsierte sich köstlich. »Und ich dachte schon, Sie hätten mich
verdächtigt, die Karten markiert zu haben.«
»An Sie habe ich natürlich zu allererst
gedacht«, erwiderte Emma mit zuckersüßer Stimme.
»Vielen Dank für die Ehre, Teuerste,
doch Sie überschätzen meine Fähigkeit, andere hinters Licht zu führen. Sie
haben den alten Fingernageltrick angewandt, nicht wahr?«
»Nur weil er es zuerst getan hat.«
»Was ist der alte Fingernageltrick?«
erkundigte sich Black John.
»Man macht winzige Knicke an den Ecken
der Karten oder kleine Einkerbungen auf der Rückseite. Jemand hatte die Karten
manipuliert. Ich konnte es beim Mischen genau fühlen. Also habe ich einfach
noch ein paar weitere Kerben hinzugefügt und abgewartet, wer unsicher werden
würde. Zu Lebzeiten meines Mannes haben wir uns diesen Spaß manchmal bei
unserer wöchentlichen Pokerrunde gegönnt. Die Gewinne gingen ohnehin an den
Hilfsfond für bedürftige Feuerwehrleute, daher gehörte Pfuschen einfach mit
dazu.«
Radunov lachte herzlich. »Emma, Sie
überraschen mich immer wieder aufs Neue! Demnach war es also eine Art falsus
in uno, falsus in omnibus.«
»Sehr richtig«, erwiderte Emma. »Groot
hat außerdem gelogen, als er mir von Footsy-Wootsy erzählt hat.«
»Dieser vulgäre Schuft! Nur gut, dass
ich nichts davon gewusst habe, sonst hätte ich ihn auf der Stelle gefordert!«
»Alexei, es handelt sich dabei nicht um
einen frivolen Scherz. Footsy-Wootsy ist der Name einer Schuhfirma, für die
Groot angeblich bis vor kurzem gearbeitet hatte. Meine Nichte hat seine Angaben
überprüft und festgestellt, dass die Firma schon seit drei Jahren nicht mehr
existiert. Und dann die absurde Geschichte, jemand hätte ihn in Aldings Cottage
eingeschlossen. Dabei hat er dort zum fraglichen Zeitpunkt Lisbet Quainley eins
über den Schädel gegeben und ist dann ins Haus gerannt, um mein Zimmer zu
durchsuchen. Er hat sich schmutzig gemacht, als er aus dem Fenster sprang und
das Spalier herunterkletterte.«
Den eigentlichen Clou, nämlich das Loch
in Teds Turnschuh, den sie bereits auf Joris Groots Neujahrsskizze gesehen
hatte, erwähnte Emma wohlweislich nicht. Eine Dame brauchte schließlich nicht
alle ihre kleinen Geheimnisse preiszugeben. Außerdem hatte Deputy MacDuff
inzwischen sowohl den Skizzenblock als auch den Turnschuhträger in Gewahrsam
genommen. Und da nahte auch schon Theonia mit einem Tablett voller Hors d’oeuvres.
»Ah. da bist du ja, Theonia. Bernice,
würdest du Mrs. Brooks bitte das Tablett abnehmen und es herumreichen? Was hat
Sarah
gesagt?«
»Sie hat noch ein paar weitere Fakten
zusammengetragen. Lisbet Quainley lebt von einer kleinen Erbschaft und
Gelegenheitsaufträgen im Bereich Kunsthandwerk. Sie ist zwar Malerin, gilt
jedoch als wenig talentiert. Ihre wirkliche Begabung besteht darin, sich mit
den unmöglichsten Männern einzulassen.«
Emma und Alding Fath tauschten ein
Lächeln. »Wer hätte das gedacht? Und was hast du sonst noch erfahren?«
»Die große Entdeckung besteht darin,
dass Bill Jones, ein Freund von Sarah und Max, herausgefunden hat, was Joris
Groot gemacht hat, nachdem er den Footsy-Wootsy-Job verloren hat. Er hat er als
freiberuflicher Grafiker für Juweliergeschäfte gearbeitet und Schmuck für ihre
Werbekampagnen gezeichnet. Wenn es um winzige Details ging, war
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