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Jodeln und Juwelen

Jodeln und Juwelen

Titel: Jodeln und Juwelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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der Koch sicher später etwas für ihn mit«, fügte sie
hinzu, um nicht allzu herzlos zu erscheinen. »Wie ich sehe, wird bereits
aufgetragen.«
    Sandy war in der Tür zum Esszimmer
erschienen. Diesmal trug sie ein sauberes rosa Baumwollkleid und hatte ihr
Schlangengewirr mit einem Haarnetz gebändigt, wie Emma erleichtert feststellte.
    »Bubbles lässt ausrichten, dass Sie
bitte Platz nehmen möchten, Mrs. Kelling.«
    »Vielen Dank, Sandy. Sind alle so
weit?«
    Emma nahm natürlich den Platz am
Kopfende des Tisches ein. Graf Radunov schob ihr mit einer eleganten Verbeugung
den Stuhl zurecht, und sie bedankte sich dafür, indem sie ihm den Ehrenplatz zu
ihrer Rechten anbot. Neben ihm ließ sie Mrs. Fath Platz nehmen. Den jungen
Black John Sendick platzierte sie am anderen Ende. Mit Groot zu ihrer Linken
und Lisbet Quainley daneben wirkte der Tisch schließlich doch einigermaßen
ausgeglichen, vorausgesetzt, Wont erschien ebenfalls und setzte sich auf den
Stuhl neben Miss Quainley.
    Bernice tauchte mit zwei Suppentellern
auf, setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen und streckte dabei die
Zungenspitze heraus, um die Balance besser halten zu können. Sie stellte gerade
stolz und erleichtert den ersten Teller vor Emma auf den Tisch, als Wont
hereinkam und sich ohne Entschuldigung auf den leeren Stuhl fallen ließ.
    Er hatte es nicht für nötig befunden,
sich frisch zu machen, und trug immer noch die viel zu engen Jeans und das
zerknitterte Hemd, das er während der Überfahrt vollgeschwitzt hatte. Emma war
froh, dass sie ihm den Platz am anderen Ende des Tisches zugedacht hatte. Pech
für Miss Quainley, aber vielleicht waren Künstler nicht allzu zimperlich. Sie
nickte Wont kühl zu und setzte ihre Plauderei mit Graf Radunov fort. Sandy
kredenzte zwei weitere Hummercremsuppen. Sie schien Gott sei Dank
selbstsicherer zu sein als Bernice und kehrte rasch mit den nächsten beiden
Tellern zurück, während Bernice vorsichtig mit dem letzten Teller hereinschlurfte
und ihn vor Wont hinstellte. Er starrte ihn an und verlangte lautstark zu
wissen: »Was ist denn das für ein Zeug?«
    »Es ist eine wunderbare
Hummercremesuppe«, flüsterte Lisbet Quainley ihm peinlich berührt zu.
    »Gegen Meeresfrüchte bin ich
allergisch.«
    »Das stimmt doch gar nicht, Ev! Auf der
Überfahrt hast du zwei Hummerbrötchen gegessen, und es hat dir nicht das
Geringste ausgemacht.«
    »Das war etwas ganz anderes.«
    »Sandy«, sagte Emma ziemlich
ungeduldig. »Nimm Dr. Wonts Teller wieder mit und bringe ihm stattdessen ein
Glas Tomatensaft. Falls sonst noch jemand Probleme mit bestimmten Lebensmitteln
haben sollte, darf ich Sie bitten, mich darüber zu informieren, damit ich
morgen früh dem Koch Bescheid sagen kann.«
    Sonst hatte niemand Probleme. Selbst
Wont war vorübergehend sprachlos. Dann machte er einen Riesenwirbel und lehnte
es vehement ab, seinen Tomatensaft zu trinken, doch die Übrigen stellten sich
taub und straften ihn mit Missachtung, woraufhin er wieder in stummes Grübeln
verfiel. Emma stellte kurze Zeit später fest, dass er sich von dem Hühnchen
zweimal nahm.
    Radunov erzählte ihr eine amüsante
Geschichte über eine Gräfin aus seinem näheren Bekanntenkreis. Black John
Sendick ließ sich daraufhin über die Katze seiner Mutter aus, die der Gräfin
ziemlich ähnlich zu sein schien. Emma witzelte über den Raub ihrer
Theaterjuwelen auf der Fähre, um einerseits das Gespräch aufrechtzuerhalten und
andererseits allen Anwesenden klar zu machen, dass sie nichts Stehlenswertes
bei sich hatte.
    Dass man ihr ein Schlafmittel
verabreicht hatte, erwähnte sie nicht. Es war alles andere als lustig, und
außerdem konnte es sein, dass sie sich geirrt hatte. Sie bemerkte, dass Alding
Fath ihr merkwürdige Blicke zuwarf. Wenn die Frau tatsächlich so telepathisch
veranlagt war wie sie behauptete, warum erzählte sie dann die Geschichte nicht
selbst zu Ende, dachte Emma verärgert.
    Mrs. Fath nickte, als könne sie
tatsächlich Emmas Gedanken lesen und teile ihre Meinung. »Das kann man wohl
sagen«, meinte sie. »Hier gibt es eine Menge Schmuck.«
    »Wie meinst du das?« Lisbet Quainley
beugte sich über den Tisch und blinzelte durch das Kerzenlicht. Ihre Stimme
klang schrill und scharf. »Spürst du etwa schon, wo der Schatz liegt?«
    »Ich spüre definitiv etwas, aber es ist
sehr undeutlich. Schrecklich verschwommen, zu viele gegensätzliche Strömungen.
Alles voller Wellen. Schwarzweiß, das ist alles, was ich sehe.

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