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Jodeln und Juwelen

Jodeln und Juwelen

Titel: Jodeln und Juwelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Schwarzweiß.«
    »Schwarzweiß? Wie merkwürdig.« Joris
Groot würdigte die mollige Seherin neben sich keines Blickes. Seine hellblauen
Augen waren auf die Kerzenflammen fixiert. »Footsy-Wootsy hat in diesem Jahr
eine Serie schwarzweißer Kinderschuhe herausgebracht. In Weißlila wurden sie
auch angeboten, aber die haben sich nicht verkauft. Das kann Alding doch nicht
meinen, oder? Schwarz und Weiß mit Strömungen. Weißt du, woran mich das
erinnert, John? An die großen Felsen draußen im Wasser, die wir bei unserem
Spaziergang gesehen haben. Glänzend schwarz, überall Strömungen, und oben
darauf die großen weißen Möwen.«
    »Die ihre hübschen weißen Visitenkarten
überall auf den Felsen verteilten.« Ergänzte Black John belustigt.
    Lisbet Quainley reagierte pikiert.
»Guano ist nicht hübsch! Starr und leblos, aber nicht wertlos. Anfang und Ende
des Kreislaufs.«
    »Stimmt genau, Liz. Am einen Ende rein
und am anderen wieder raus.«
    »Ach halt doch den Mund! Kannst du die
symbolische Bedeutung nicht sehen? Leben, Tod, Fruchtbarkeit.«
    »Dünger«, korrigierte Black John.
    »Segen, du Dummkopf! Segen der Erde.
Ev, das ist es! Genau das brauchen wir für dein Cover.«
    Wont blinzelte. »Vogelscheiße?«
    Dies war mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit das erste Mal, dass jemand dieses Wort an Adelaide Sabines
Tisch benutzt hatte, dachte Emma. Hoffentlich gelang es ihr, ernst zu bleiben.
    Wohl kaum, zumal Graf Radunov ihr auch
noch ins Ohr flüsterte: »Miss Quainley hat Recht. Das wäre wirklich
angemessen.«
    »Hören Sie auf, Sie schrecklicher
Mensch«, murmelte Emma hinter ihrer Serviette zurück. »Ich kann mich kaum noch
halten.«
    Eigentlich hätte sie ruhig lachen
können, es wäre sicher nicht aufgefallen. Die anderen waren viel zu sehr mit
der Wahrsagerin beschäftigt, um zu bemerken, dass die beiden sich daneben
benahmen.
    »Nun verrate es uns endlich, Alding«,
schmeichelte Groot. »Was ist in dem Wasser?«
    »Wasser. Überall Wasser. Riesenmengen
von Wasser.«
    »Auch das ist richtig.« Der nächste
Flüsterkommentar von Radunov. Emma beging die schreckliche Indiskretion, ihm
einen sanften Tritt vor das Schienbein zu verabreichen.
    Alding Fath sprach mit leiernder Stimme
und ausdruckslosem Gesicht weiter. »Glitzernde Steine, sie kommen aus dem
Wasser. Schwarz und Weiß zwischen den Steinen. Und Tote im Wasser.«
    »Die spanischen Matrosen!« Lisbet
Quainley wippte unruhig auf ihrem Stuhl herum.
    Sandy und Bernice waren genauso
fasziniert wie die Malerin, stellte Emma fest. Die beiden Mädchen waren
hereingekommen, um das Geschirr vom Hauptgang abzuräumen, standen jedoch völlig
gebannt an der Anrichte, und sahen aus, als würden ihnen jeden Moment die Augen
aus dem Kopf fallen. Joris Groot strahlte.
    »Siehst du, Ev? Wir brauchen nur auf
die Ebbe zu warten, nach draußen ins Watt zu marschieren und das Zeug
auszugraben.«
    Everard Wont richtete sich auf, um
seine ganze Größe zur Geltung zu bringen, und schaute ihn verächtlich von oben
herab an. »Wenn es so einfach wäre, Joris, wäre der Schatz bestimmt längst
gefunden worden. Wir brauchen eine Taucherausrüstung, Schwimmbagger, Schläuche,
ein Boot — wo ist dieser Hausmeister hin? Ich muss ihn unbedingt sprechen.«
    Emma wandte sich an die beiden Mädchen.
»Würdet ihr bitte den Tisch abräumen? Sandy, wenn dein Vater im Moment nicht zu
beschäftigt ist, würdest du ihn dann bitte zu uns ins Esszimmer schicken?«
    »Ja, Mrs. Kelling.«
    Da sie schließlich nicht dafür bezahlt
wurden, Maulaffen feil zu halten, machten sich die beiden jungen Mädchen daran,
so schnell wie möglich den Tisch abzuräumen und Geschirr und Besteck in die
Küche zu tragen. Die Schwingtür war noch nicht zugefallen, da waren sie auch
schon wieder zurück, diesmal in Begleitung von Vincent.
    »Sie wollten mich sprechen, Mrs.
Kelling?«
    Bevor sie antworten konnte, hatte sich
Everard Wont eingeschaltet. »Ich will mit Ihnen sprechen. Ich will bis
auf weiteres das Exklusivrecht für die Nutzung des Bootes. Wo ist es?«
    »Hängt ganz davon ab, von welchem Boot
Sie sprechen.«
    »Das entscheide ich erst, wenn ich die
Boote gesehen habe. Wo ist das Bootshaus?«
    »Etwa zwei Meilen von hier. Auf dem
Festland. Das is’ die nächste Stelle, soweit ich weiß.«
    »Und wo liegen Ihre Boote?« Wont
schrie schon fast. Vincent ließ sich nicht provozieren.
    »Wir haben keine Boote.«
    »Was soll das heißen, keine Boote?«
    »Ich würde sagen, es bedeutet

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