Jodeln und Juwelen
werden, auch
wenn ich wusste, dass es in guter Absicht geschah.«
Kapitel 7
»Das kann ich mir sehr gut vorstellen.«
Emma hatte keine Ahnung, warum Alding Fath ihr das alles erzählte, wusste
jedoch nicht, wie sie es verhindern konnte. Und ob sie das überhaupt wollte.
»Aber als Sie dann auf eigenen Füßen standen....« hakte sie nach.
»Von wegen auf eigenen Füßen! Als ich
fünfzehn war, bekamen meine Eltern Angst, dass die Schule einen schlechten
Einfluss auf mich haben und meine Gesinnung zu weltlich werden könnte, daher
nahmen sie mich von der Schule und verheirateten mich mit dem Neffen des
Pfarrers. Wir waren gerade mal eine Woche verheiratet, als ich plötzlich
absolut sicher war, dass mein Mann es mit der Frau seines Onkels trieb. Und
mich nur als Tarnung benutzte, weil er dachte, ich sei zu jung und zu dumm, um
was zu merken. Eine Weile habe ich den Mund gehalten. Ein eigenes Heim zu
haben, war besser als bei meinen Eltern zu wohnen. Außerdem belegte ihn die
Frau so sehr mit Beschlag, dass er mich mit gewissen Dingen nicht behelligte.
Irgendwann konnte ich die ganze Heuchelei dann nicht mehr ertragen. Und als er
wieder einmal behauptete, zur Chorprobe zu gehen, habe ich ihm meine Meinung
gesagt. Er hat mich windelweich geprügelt und mir angedroht, mich umzubringen,
falls ich auch nur ein Wort verrate.«
»Wie furchtbar! Und was haben Sie
gemacht?«
»Gewartet, bis er weg war, das bisschen
Geld genommen, das ich mir heimlich mit Beerenpflücken verdient hatte, und zur
Bushaltestelle gegangen. Es reichte gerade für eine Fahrkarte nach Atlanta.
Mein Vater hatte dort eine Schwester, die ihn nicht sonderlich mochte, daher
nahm ich an, dass Tante Flossie die richtige Anlaufstelle für mich sei. Was
sich als richtig herausstellte. Sie nahm mich bei sich auf und besorgte mir
Arbeit in einem Kaufhaus. Was bedeutete, dass ich für mein Zimmer bezahlen
konnte und außerdem noch ein bisschen Geld für mich selbst übrig hatte. Eine
Zeit lang ging alles gut. Doch dann hatte ich so eine Ahnung, dass mein Vater
herausgefunden hatte, wo ich war, und mich zurückholen wollte. Daraufhin bin
ich weg nach Wilmington und habe in einem Diner Bratkartoffeln gemacht, bis ich
genug verdient hatte, um mir ein paar nette Kleider zu kaufen und mich für
einen Job in einer Bank zu bewerben. Dort gab es ein Ausbildungsprogramm, und
ich wollte zur Abendschule gehen und meinen Schulabschluss machen.«
»Sehr vernünftig.«
»Das fand ich auch. Aber leider hatte
ich dann so eine Ahnung. dass jemand in meiner Bank heimlich Geld für sich
selbst abzweigte. Und weil ich ein braves Mädchen war, ging ich zum
Bankdirektor und erzählte es ihm. Etwa eine Sekunde zu spät wurde mir siedend
heiß bewusst, dass er es war, der die Hand in der Kasse hatte. Daraufhin hat er
mich natürlich sofort gefeuert.«
»Ach herrje.«
»Und so ging es immer weiter. Ich bekam
eine Stelle, es passierte etwas, und schon flog ich wieder. Man hätte
eigentlich denken sollen, dass ich irgendwann gelernt hätte, meinen Mund zu
halten, aber irgendwie habe ich es nie geschafft. Eines Tages saß ich in einem
Straßencafe, als eine Frau an meinen Tisch kam und mich fragte, ob sie sich zu
mir setzen dürfe. Ich sagte, aber sicher, sie nahm mir gegenüber Platz und fing
auch schon an, mir ihre Lebensgeschichte zu erzählen.
Ihr Mann war ein Spieler. Er war einer
Selbsthilfegruppe beigetreten und versuchte, von seiner Sucht loszukommen, doch
vor ein paar Tagen war die schöne antike Uhr, die sie von ihrer Großmutter
geerbt hatte, plötzlich verschwunden. Sie war sicher, dass ihr Mann sie
verkauft hatte, um das Geld zu verspielen. Er schwor Stein und Bein, dass es
nicht stimmte, aber es war nicht das erste Mal, dass er sie belogen hatte. Sie
wusste nicht, was sie tun sollte.
Also habe ich es ihr gesagt. ›Am besten
bitten Sie Ihren Mann um Verzeihung‹ riet ich ihr. ›und werfen den
scheinheiligen Mistkerl raus, der bei Ihnen zur Untermiete wohnt. Sagen Sie
ihm, er soll Ihre Uhr wieder zurückbringen und aus Ihrem Haus verschwinden,
oder Sie hetzen ihm die Polizei auf den Hals. Die Uhr ist in einem Pfandhaus
und das Geld hat er mit einem Flittchen durchgebracht.‹
Ich habe den Mann bis ins kleinste
Detail beschrieben. Er war der Sohn von jemandem, den sie im Urlaub kennen
gelernt hatten, gab sich als Theologiestudent aus, was er entweder nicht war
oder nicht hätte sein dürfen. Ich spürte genau, dass er nicht besser war als
mein
Weitere Kostenlose Bücher