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Jodeln und Juwelen

Jodeln und Juwelen

Titel: Jodeln und Juwelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Computern. Emma besprühte
sich mit Norell, um zu zeigen, dass ihr Herz ganz dem Kampf der Frauen gehörte,
setzte sich ihre Perücke auf und war gestiefelt und gespornt, als Vincent vor
ihrer Schlafzimmertür erschien. Er sah aus, als würde er am liebsten
irgendjemand den Kopf abbeißen, was man ihm wirklich nicht verdenken konnte.
    »Sandy sagt, Sie wolln mich sprechen?«
    »Ja. Sie hat mir erzählt, Ihr
Amnesiemensch sei verschwunden. Hat sie Ihnen auch gesagt, dass er anscheinend
nicht mit leeren Händen fort ist?«
    »Er hat ‘ne Tasche mit Schmuck mitgehen
lassen, sagt sie. Ich hoffe, es war nichts Wertvolles drin?«
    »Nein«, versicherte Emma. »Ganz im
Gegenteil. Nur alter Modeschmuck, den ich zum Ausbessern mitgebracht hatte.
Aber es ist trotzdem ärgerlich, bestohlen zu werden. Merkwürdigerweise wurde
mir die Tasche auch schon gestern auf der Fähre gestohlen und dann in der
Herrentoilette abgestellt. Graf Radunov hat sie für mich gerettet. Langsam
wünsche ich mir, er hätte es nicht getan.«
    Sollte sie Vincent erzählen, was sie in
der Tasche gefunden hatte? Oder lieber nicht? Sie beschloss, es nicht zu tun.
Jedenfalls noch nicht. Sie kannte zu viele hervorragende Amateurschauspieler,
die mühelos den perfekten Ostküsten-Butler imitieren konnten. Außerdem wollte
sich Emma noch nicht eingestehen, dass sie keine Lust hatte, die Zügel aus der
Hand zu geben. Dazu war sie zu sehr gewohnt, allein Verantwortung zu tragen.
Vincent schien es ähnlich zu gehen, er hatte offenbar seit Jahren, vor allem
seit George Sabines Tod, so gut wie alles entschieden. Natürlich würde Emma
sich keinesfalls auf etwas so Primitives wie einen Machtkampf einlassen, sie
hielt es einfach nicht für notwendig. Sie hatte ihm von dem Diebstahl erzählt,
das musste genügen, um ihn zu veranlassen, sofort etwas zu unternehmen.
    »Ich habe meine Tasche genau
untersucht«, fuhr sie fort, »und es scheint nichts zu fehlen. Aber ich fühle
mich sehr unwohl bei dem Gedanken, dass jemand in meinem Zimmer
herumgeschlichen ist, während ich schlief. Falls es hier irgendwo eine
Polizeistation gibt, würde ich vorschlagen, wir rufen dort an.«
    »Die wissen schon Bescheid«, sagte
Vincent. »Ich hab’ schon heute Morgen in aller Frühe dran gedacht, dass wir den
Mann noch mal genauer befragen sollten, bevor die Jungs ihn abholen, und wollte
mal nach ihm sehen. Also bin ich in die Vorratskammer, um nachzusehen, ob er
sich heute ‘n bisschen besser erinnert. Aber er war weg, flink wie ein Wiesel.
Das Feldbett sah völlig unbenutzt aus. Daraufhin hab’ ich mich ans Telefon
gehängt und meinen Bruder Lowell angerufen, der is’ hier Hafenmeister. Ich hab’
ihn gebeten, die Hafenpolizei zu benachrichtigen, und er hat versprochen, den
ganzen Hafen höchstpersönlich abzusuchen. Und ich wollte die Insel durchkämmen,
zusammen mit den Jungs. Ich kann wirklich nich’ verstehen, wie er von der Insel
weggekommen is’, aber ich weiß ja auch bis jetzt noch nich’, wie er hergekommen
is’. Ich weiß nich’ mal, wie er aus der Vorratskammer rausgekommen is’, aber
das krieg’ ich bald raus.«
    Vincents Kiefer erinnerten an eine
Hummerfalle, dachte Eva überflüssigerweise, nur wirkten sie noch kräftiger.
»Sind Sie sicher, dass er es nicht allein geschafft haben kann?« fragte sie.
    »Die Tür war nich’ aufgebrochen, das
Schloss war intakt, und die Lüftungsschlitze sind nich’ mal für ‘ne Katze groß
genug. Höchstens für ‘n ganz kleines Kätzchen. Sieht also ganz so aus, als hätt’
ihn jemand rausgelassen. Es sei denn, er hatte ‘nen Schlüssel in der Tasche,
als ich ihn eingesperrt hab’. Was nich’ der Fall war, denn ich hab’ ihn
eigenhändig gefilzt.«
    »Konnte ihn denn jemand einfach
herauslassen? Ist der Schlüssel so leicht zugänglich? Hatten Sie ihn denn nicht
bei sich?«
    Vincent war zwar nicht gerade
verzweifelt, aber er schien sich ziemlich unwohl in seiner Haut zu fühlen.
»Nein, hatte ich nich’. Das Zimmer, in dem ich schlafe, liegt am andern Ende
des Flurs, wissen Sie. Ich hab’ es mir ausgesucht, weil es ‘ne Tür nach draußen
hat. So kann ich raus zum Schiff oder sonst wo hin, ohne die andern zu wecken.
Das bedeutet, dass ich ziemlich weit weg bin von der Speisekammer. Im Winter,
wenn das Haus leer steht, schieb’ ich immer den Riegel vor und nehm’ den
Schlüssel mit. Aber mit ‘nem Menschen drin fand ich das irgendwie nich’
richtig. Es hätte ja sein können, dass es brennt. Oder dass er

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