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Jodeln und Juwelen

Jodeln und Juwelen

Titel: Jodeln und Juwelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Welt würde heutzutage wagen, mit diesem Protzteil am Hals zu erscheinen?
Höchstens ein Mitglied eines Königshauses oder ein berühmter Filmstar, aber
sicher niemand aus Pleasaunce.
    Den rechtmäßigen Eigentümer dieser
Kostbarkeit musste die Polizei ausfindig machen. Was der Schmuck im Koffer von
Beds Onkel zu suchen hatte, war ziemlich klar. Wer immer die Diamanten
gestohlen hatte, wollte sie offenbar möglichst schnell wieder loswerden. Dass
Emma mit einer Tasche voll falscher Juwelen auf der Fähre erschienen war, hatte
ihm die Gelegenheit gegeben, auf den Trick aus Poes »Gestohlenem Brief«
zurückzugreifen und gleichsam den Brief unter anderen Briefen zu verstecken.
    Vor kurzem hatte sie in der Zeitung
gelesen, in Maine gäbe es mehr Multimillionäre als irgendwo sonst in den
Vereinigten Staaten, auch wenn Maine im Großen und Ganzen kein sehr reicher
Staat war. Dies lag wohl vor allem an Leuten wie den Sabines, die nur zeitweise
hier residierten, und an Wochenendurlaubern und Besuchern, die kamen und
gingen, wann immer sie Lust hatten. Es war durchaus vorstellbar, dass eine
dieser steinreichen Frauen aus einer Laune heraus die Fähre nahm — wie in einem
von Agatha Christies Romanen mit Schmuckköfferchen und langfingriger Kammerzofe
oder in Begleitung eines Gatten, dessen Millionen vielleicht weit weniger multi
waren, als er seinen Geschäftspartnern weismachte. Ihr erstaunlicher Fund
konnte das Ergebnis eines Diebstahls oder eines noch nicht abgeschlossen
Versicherungsbetruges sein. Ganz egal, um was es sich handelte, sie hatte nur
den Wunsch, das Ding so schnell wie möglich wieder loszuwerden. Aber wie?
    Musste sie sich unbedingt darüber den
Kopf zerbrechen? Hatte sie nicht bereits genug Sorgen? Sie legte das
Hundehalsband aufs Bett, holte die lange Hutnadel, die sie auf der Fähre
getragen hatte, um ihren geliebten Panama sicher zu verankern, und machte sich
daran, das Futter des Koffers weiter zu untersuchen. Zu ihrer großen
Erleichterung wurde sie diesmal nicht fündig. Sie versuchte, ihre Nerven zu
beruhigen, indem sie den Iolanthe- Schmuck weiter ordnete. Einige Sets
waren unvollständig, was sie kaum überraschte. Sie waren schon oft verliehen
worden, ein Wunder, dass überhaupt noch etwas von ihnen übrig war.
    Keine ihrer schlechten Fälschungen
hätte diesen wahr gewordenen Goldgräbertraum ersetzen können. Wahrscheinlich
hatte der Dieb ein oder zwei andere Schmuckstücke in das Schmuckkästchen
gelegt, aus dem er das Collier gestohlen hatte, falls überhaupt ein
Schmuckkästchen existierte, damit es sich genauso schwer anfühlte wie vorher,
mutmaßte Emma. Ohne genau zu wissen warum, nahm Emma die Halskette der
Feenkönigin, die sie selbst vor so vielen Jahren ausgewählt hatte, legte sie zu
einem handlichen Päckchen zusammen und stopfte sie genau dort unter das Futter,
wo sie das Hundehalsband gefunden hatte. Doch dann widerte die ganze Geschichte
sie plötzlich an. Sie warf den übrigen Schmuck wahllos in die Tasche und
schloss sie, so gut es ging.
    Wahrscheinlich hatte der Dieb darauf
gebaut, dass ein Komplize die Reisetasche in der Herrentoilette abholen würde.
Irgendjemand war jetzt vielleicht stinkwütend, weil Graf Radunov ihm
zuvorgekommen war. Es sei denn, Radunov selbst war der Komplize. Während sie
schlief, hätte er ihr die Tasche jederzeit abnehmen können. Vielleicht hatte er
seine Meinung erst vor dem vorletzten Stopp geändert und es für das Sicherste
gehalten, Emma die Tasche zurückzugeben und von ihr an Land tragen zu lassen.
Er hatte wohl gedacht, dass eine Frau, die dumm genug war, sich auf einer
geschäftigen Fähre in aller Öffentlichkeit mit einem Schlafmittel außer Gefecht
setzen und vorübergehend bestehlen zu lassen, auch nicht genug Grips hatte, um
zu merken, dass ihre Ansammlung falscher Kostbarkeiten sich vergrößert hatte,
bevor der Dieb die Gelegenheit fand, sich das echte Collier wieder unter den
Nagel zu reißen.
    Aber Emma wusste, wie sie dieses
Problem lösen konnte. Adelaide Sabine hatte ihr anvertraut, wo sich ihr
Wandsafe befand, von dessen Existenz angeblich nicht einmal Vincent etwas
wusste. Emma war da anderer Meinung, konnte sich jedoch durchaus vorstellen,
dass Vincent die Kombination nicht kannte. Aber er nahm möglicherweise an, dass
Mrs. Kelling nichts Wertvolles mitgebracht hatte, das sie darin aufbewahren
wollte, und würde sicher nicht schnüffeln. Emma schlüpfte in ihren blauen
Morgenmantel und fand ein Paar Hausschuhe mit weichen

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