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Joe Golem und die versunkene Stadt

Joe Golem und die versunkene Stadt

Titel: Joe Golem und die versunkene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Mignola
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Herz erinnert.
    Er machte einen Schritt näher zum Baum, und das Aussehen des Knotens schien sich zu verändern. Die Windungen und Winkel wechselten, als hätten sie sich neu angeordnet.
    »Da soll mich doch der Teufel holen«, sagte Joe und griff nach dem Knoten, schob die Finger in den verwesten Leichnam und den verrotteten Baum, zog das halb eingeschlossene Artefakt heraus und hielt es hoch.
    »Was ist das?«, fragte Molly. Sie sprach überlaut, da sie Schwierigkeiten hatte, ihre eigene Stimme zu hören.
    Joe schaute sie an. »Das ist das Pentajulum.«
    Ihr Gehör schien wieder besser zu werden, denn ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Joe konnte es ihr nicht verübeln. Mit dem Pentajulum konnte Church ihr helfen, Felix Orlov zu finden.
    »Wie ist es in den Baum hineingekommen?«, wollte Molly wissen und rieb sich die Schläfen, als könnte sie auf diese Weise die Kopfschmerzen vertreiben. »Zum Runterschlucken ist es zu groß.«
    Das Pentajulum pulsierte in Joes Hand. Einige Röhrchen waren eiskalt, andere gaben angenehme Wärme ab. Es fühlte sich beinahe so an, als gehörte es zu ihm, als würde es an seiner Hand haften, mit seinem Fleisch verschmelzen   … als wollte es, dass er es hielt. Es war zu groß, als dass Golnik es hätte verschlucken können, aber eine andere Theorie drängte sich Joe auf.

    »Church hat das Ding zum letzten Mal gesehen, als Golnik es in der Hand hielt. Als Church den Kerl niederschoss, ging er zu Boden, und das Pentajulum war nicht mehr aufzufinden. Es muss schon in ihm gesteckt haben, schon als er auf dem Boden lag und verblutete.«
    »Ich begreife nicht   …«
    Joe wandte sich Molly zu. »Es muss sich irgendwie in ihn hineingegraben haben.«
    »Das ist ja ekelhaft.« Molly erschauderte. »Dann hätte es ein großes Loch in seinem Körper geben müssen. Wie hätte Church das übersehen können?«
    »Vielleicht hat sein Körper es irgendwie absorbiert. Niemand weiß genug über dieses Ding, um sagen zu können, was es kann und was nicht«, entgegnete Joe. »Ganz ehrlich, ich bekomme schon ’ne Gänsehaut, nur weil ich es in der Hand halte. Es fühlt sich an, als wäre es lebendig. Ich weiß nicht, wie ich es besser erklären soll. Ich habe das Gefühl, es weiß, dass wir hier sind, unddas gefällt mir gar nicht. Was da mit dem Baum passiert ist   … Sicher, es kann Golniks Magie gewesen sein, irgendein Fluch von ihm, der den Baum befiel und Besitz von ihm ergriff. Aber das glaub ich nicht. Ich glaube, es ist das Pentajulum gewesen. Es wollte raus.«
    Er hielt es noch höher, damit Molly es besser sehen konnte, doch als sie widerwillig die Hand danach ausstreckte, zog er es zurück, ehe ihre Finger es berührten. Natürlich tat er es aus Sorge um das Mädchen, denn dem Knoten schien eine seltsame Boshaftigkeit innezuwohnen, der er Molly nicht aussetzen wollte, dennoch fragte er sich, ob nicht vielleicht mehr dahintersteckte. Übte es irgendeinen Einfluss auf ihn aus? Begehrte er das Pentajulum jetzt, wo er es besaß, schon so sehr, dass ihm nicht recht war, wenn ein anderer es berührte?
    Molly warf leicht den Kopf zurück, aber ihr Gehör schien ihr keine großen Schwierigkeiten mehr zu bereiten. Joe fragte sich allerdings, ob es ihr noch immer in den Ohren klingelte. »Also hat es einfach darauf gewartet, dass hier jemand vorbeikam?«, fragte sie.
    »Nicht nur gewartet. Du hast ja gesehen, wie der Baum aufbrach und die Hand wie in Zeitlupe hochkam, fast so, als würde sie geboren.«
    Molly sah beklommen aus, und ihr Gesicht war blasser denn je. »Du meinst, das Pentajulum hat veranlasst, dass die Leiche sich bewegt hat? Wie eine Marionette?«
    »Das werden wir niemals erfahren«, erwiderte Joe und blickte wieder auf den pulsierenden Knoten.
    »Tu ihn weg«, sagte Molly. »Bitte, ich möchte das Ding nicht mal anschauen. Gehen wir einfach zurück zu Mr.   Church, damit wir Felix suchen können.«
    Joe betrachtete den Baum. Er hatte wenigstens die Hälfte seiner Blätter verloren; die übrigen wurden braun und starben an den Ästen. Der Baum sah tot aus, und die verschrumpelten Überreste Andrew Golniks waren noch mehr zerfallen. Was immer den Baum und die Leiche belebthatte   – Golniks finstere Zauberkraft oder das Pentajulum   –, der Fluch war von ihnen abgefallen.
    »Du hast recht«, sagte er. »Gehen wir.«
    »Was ist das?«, fragte Molly plötzlich.
    Joe runzelte die Stirn. Dann hörte er auch die merkwürdigen Geräusche, auf die Molly aufmerksam geworden

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