Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Titel: Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
... wenn ich heute Morgen nicht persönlich bei Thomas Gonzaga angerufen hätte, dann befänden wir uns jetzt in einem Krieg, nicht wahr, Leonard?«
    Miles zeigte seine Handflächen und runzelte die Stirn. »Carl war die Sache peinlich. Er hatte Schmerzen, stand unter Medikamenten und wollte auf jeden Fall vermeiden, dass wir ihm die Schuld geben.«
    »Er ist diesem Kurtz gefolgt und hat versucht, eine persönliche Rechnung auf Kosten der Familie auszutragen«, fasste Sophia zusammen. »Und dann hat er Scheiße gebaut. Warum sollten wir ihm nicht die Schuld geben?«
    Miles schüttelte den Kopf und schenkte Don Farino einen Blick, der besagte: Frauen verstehen so was einfach nicht.
    Byron Farino verlagerte sein Gewicht im Rollstuhl. Es war unverkennbar, dass ihm die acht Jahre alte Schussverletzung und die Kugel, die noch immer in der Nähe seines Rückgrates steckte, Schmerzen bereiteten. »Stell einen Scheck über 5000 Dollar für Carls Familie aus. Es gibt da nur seine Mutter?«
    »Ja, Sir«, sagte Miles. Er ging großzügig darüber hinweg, dass Carl mit einem 20-jährigen männlichen Model aus Miles’ Bekanntenkreis zusammenlebte.
    »Kümmerst du dich darum, Leonard?«, fragte Farino.
    »Natürlich.« Miles zögerte und beschloss dann, aufs Ganze zu gehen. »Und der Däne?«
    Farino schwieg einen Moment. Der tief im Grün verborgene Beo krähte vor sich hin. Schließlich sagte der alte Don: »Ja, ich glaube, ein Anruf beim Dänen wäre tatsächlich angebracht.«
    Miles blinzelte. Er war positiv überrascht. Damit würde er 30.000 Dollar für Malcolm und Cutter einsparen. Miles verschwendete keinen Gedanken daran, den Vorschuss zurückzufordern. »Ich setze mich mit dem Dänen in Verbindung ...«, begann er.
    Farino schüttelte den Kopf. »Nein. Darum kümmere ich mich selbst, Leonard. Du machst den Scheck für Carls Familie fertig und sorgst dafür, dass die Mutter das Geld bekommt. Ach ja, und Miles ... wie lautete der Rest von Kurtz’ Nachricht gestern Abend?«
    »Er hat uns nur verraten, wo wir Carl finden können. Kurtz besaß die Unverfrorenheit – ich meine, er sagte, das wäre nichts Persönliches gewesen – und dann betonte er noch, dass sein 400-Dollar-pro-Tag-Auftrag erst heute beginnt. Er will gleich vormittags Buell Richardsons Frau befragen.«
    »Vielen Dank, Leonard.« Farino entließ den Anwalt.
    Als Miles gegangen war, wandte sich Farino seiner Tochter zu. Wie bei seiner älteren Tochter erkannte er viel von ihrer verstorbenen Mutter wieder: die vollen Lippen, den olivfarbenen Teint, den schwarzen Haarschopf, der sich um das ovale Gesicht lockte, die langen, empfindsamen Finger, die üppigen Kurven. Aber er musste zugeben, dass in Sophias Augen deutlich mehr Intelligenz und Tiefe aufblitzten als bei seiner Frau.
    Farino saß lange gedankenverloren da. Der Beo raschelte in seinem Käfig, respektierte aber die Stille. Schließlich sagte der Mafiaboss: »Traust du es dir zu, dich um diese Angelegenheit zu kümmern, Sophia?«
    »Natürlich, Papa.«
    »Wenn man mit dem Dänen zu tun hat, kann das ziemlich ... befremdlich sein«, sagte ihr Vater.
    Sophia lächelte. »Ich habe doch selbst darum gebeten, stärker in die Geschäfte der Familie einbezogen zu werden, Paps. Alle Familiengeschäfte.«
    Farino nickte unglücklich. »Aber bei diesem Dänen ... sei da sehr, sehr vorsichtig, Liebchen. Selbst auf der gesicherten Telefonleitung. Sag nichts, was irgendwie als Beweismittel gegen uns verwendet werden könnte.«
    »Natürlich, Papa.«
    Draußen auf dem Rasen des Anwesens musste Leonard Miles sich Mühe geben, nicht breit zu grinsen. Der Däne . Aber je mehr er darüber nachdachte, desto vernünftiger erschien es ihm, diesen ganzen Mist zu beseitigen, bevor der Däne in Aktion trat. Und Miles wollte auch ganz sicher nichts unternehmen, was Malcolm und seinen Partner verärgern könnte. Selbst der Gedanke, dass sich der Däne und Malcolm und Cutter über den Weg liefen, bereitete Miles ein flaues Gefühl in der Magengegend. Auch wenn Mrs. Richardson von nichts eine Ahnung hatte, erkannte Miles jetzt, dass er sich früher oder später um sie kümmern musste. Sie war ein brennendes Pulverfass.
    Wenn du in diesem Tempo versuchst, alle Pulverfässer in die Luft zu sprengen, schimpfte der sparsame Teil seines Verstands, landest du noch im Armenhaus.
    Miles blieb stehen und dachte darüber nach. Schließlich schüttelte er den Kopf. Er sorgte sich um ein paar Tausend Dollar, wo es doch um Millionen –

Weitere Kostenlose Bücher