Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt
direkt auf den Bauch zu setzen, bevor du abdrückst.«
»Ich komme damit schon klar.«
»Wo wir gerade von Großwildjagd reden«, meinte Doc. »Weißt du schon, dass Manny Levine nach dir Ausschau hält?«
»Wer ist Manny Levine?«
»Ein Irrer. Der Bruder von Sammy Levine.«
»Und wer ist Sammy Levine?«
»War«, korrigierte Doc. »Sammy ist vor ungefähr elfeinhalb Jahren spurlos verschwunden. Man erzählt sich auf der Straße, dass du ihm beim Einstieg in die erneuerbaren Energien geholfen hast.«
»Erneuerbare Energien?«
»Methanproduktion.«
»Ich kenne keinen von beiden. Aber nur für den Fall, dass dieser Manny auftaucht, wie sieht er aus?«
»Ein bisschen wie Danny DeVito, wenn der einen schlechten Tag erwischt, nur mit einer noch beschisseneren Laune. Trägt eine .44 Magnum Ruger mit sich rum und benutzt die auch furchtbar gern.«
»Das ist ein ganz schön großes Kaliber für einen kleinen dicken Mann«, meinte Kurtz. »Danke für die Warnung.«
Doc zuckte wieder mit den Schultern. »Brauchst du im Augenblick sonst noch was?«
»Einen Totschläger.«
»Normal, Nylon oder Leder?«
Es war schon nach Mitternacht, als Kurtz nach Cheektowaga zurückfuhr, die 45er in ihrem Holster, die 38er in der linken Jackentasche und den knapp ein Kilo schweren Totschläger in der rechten Jackentasche. Er hielt sich die ganze Strecke strikt ans Tempolimit oder blieb sogar darunter. Er wollte nicht riskieren, in eine Verkehrskontrolle zu geraten. Sein Führerschein war seit acht Jahren abgelaufen.
Er lenkte den Wagen gerade auf den Parkplatz seines Motels, als ihm der Sportflitzer auffiel, der mit aufgeklapptem Verdeck weit weg von den Laternen parkte. Ein roter Honda S2000. Das konnte ein Zufall sein, Kurtz glaubte aber nicht an Zufälle. Er wendete eilig und fuhr auf die Straße zurück.
Der S2000 blendete die Scheinwerfer auf und beschleunigte rasant, um hinter ihm zu bleiben.
KAPITEL 7
Kurtz fuhr etwa drei Meilen, bis er zur Erkenntnis gelangte, dass der Typ hinter dem Steuer des Honda ein verfickter Idiot sein musste. Der Fahrer hielt sich so weit hinter ihm, dass Kurtz ein paarmal nach einer Ampel oder einer Abzweigung langsamer fahren musste, damit sein Verfolger wieder zu ihm aufschließen konnte.
Kurtz fuhr weg von den Lichtern der Stadt über eine Landstraße, die er noch von früher kannte. Die Stadt hatte sich noch nicht bis hierher ausgebreitet und das Verkehrsaufkommen war gering. Kurtz beschleunigte, bis der Sportwagen Gas geben musste und nur noch 20 oder 30 Meter hinter ihm im Rückspiegel auftauchte, dann bog er in eine Nothaltebucht ein, bremste hart und zwang den protestierenden Buick schleudernd zu einer exakten 180-Grad-Kehre. Seine Scheinwerfer strahlten den S2000 an, der wenige Meter von ihm entfernt zum Halten kam. Außer dem Fahrer saß niemand im Wagen.
Kurtz kraxelte aus dem Auto, ging hinter der Fahrertür des Buicks in Deckung und zog seine frisch erworbene 45er Kimber.
Ein großer Mann stieg aus dem Roadster. Seine Hände waren leer.
»Kurtz, du Arschloch. Komm da raus, verdammt noch mal.«
Kurtz seufzte, steckte die 45er ins Holster zurück und trat ins Licht der Scheinwerfer. »Das willst du nicht wirklich, Carl.«
»Einen Scheiß will ich«, sagte der groß gewachsene Bodyguard des Farino-Klans.
»Wer hat dich geschickt?«
»Niemand hat mich geschickt, du Arschloch.«
»Dann bist du noch blöder als du aussiehst«, sagte Kurtz. »Falls das überhaupt möglich ist.«
Carl kam näher. Er trug die gleiche enge Hose und das gleiche Poloshirt wie vorher, nur diesmal ohne den Blazer, und stellte so trotz der kalten Nachtluft seine Brustmuskeln zur Schau. »Ich trage keine Waffe, Schwanzlutscher«, erklärte er.
»Gut«, meinte Kurtz.
»Tragen wir das ...«
»Was tragen?«
»... von Mann zu Mann aus«, beendete der Bodybuilder seinen Gedankengang.
»Dann fehlt aber ein Mann«, sagte Kurtz. Er blickte auf seine Armbanduhr. Die Straße blieb leer.
»Häh?«
»Noch eine Sache, bevor wir uns prügeln«, sagte Kurtz. »Wie hast du mich gefunden?«
»Ich bin dir gefolgt, als du bei Mr. Farino weggefahren bist.«
Gott, ich werde nachlässig! , dachte Kurtz und geriet zum ersten Mal leicht aus der Fassung, seit er den bulligen Bodybuilder im Sportwagen erspäht hatte.
Carl kam noch einen Schritt näher. »Niemand nennt mich Schoßhündchen«, rief er ihr letztes Aufeinandertreffen in Erinnerung. Er ließ die Muskeln in seinen eindrucksvollen Unterarmen spielen und
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