Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt
reden, Mrs. Richardson.«
»Ich tue doch alles, um bei den Nachforschungen zu helfen, Mr. ...«
»Kurtz.«
»Ja. Aber Sie sagen, Sie arbeiten nicht für die Polizei. Sind Sie ein Privatdetektiv?«
»Ja, ich stelle Nachforschungen an, Ma’am.« Als Kurtz noch eine Zulassung besaß, zog er bei solchen Gesprächen immer einen guten Anzug und eine seiner zwei akzeptablen Krawatten an. Jetzt kam er sich komisch vor in seiner Eddie-Bauer-Windjacke und der billigen Hose. Arlene hatte ihm eine von Alans alten Krawatten geliehen, aber Kurtz war fünf Zentimeter größer und rund 20 Kilo schwerer als Arlenes verstorbener Mann, deswegen ließ sich in seinem Kleiderschrank kein geeigneter Anzug auftreiben. Kurtz wollte mit einer Neuanschaffung warten, bis er etwas Geld zur Seite gelegt hatte. Nach dem Kauf der zwei Pistolen, den 300 Dollar für die Büroausstattung an Arlene und den Ausgaben für Lebensmittel und Miete verblieb nur ein kläglicher Rest von 35 Dollar.
»Wer ist sonst noch daran interessiert, Buell zu finden?«, fragte die Frau des Buchhalters.
»Ich bin nicht autorisiert, die Identität meines Klienten offenzulegen, Ma’am. Aber ich kann Ihnen versichern, es handelt sich um jemanden, der nur das Beste für Ihren Mann wünscht und ihn finden will.«
Mrs. Richardson nickte. Ihr Haar war in einem komplizierten Knoten hochgesteckt und Kurtz kam nicht umhin, die kunstvoll wehenden blonden Locken zu bewundern, die ihren perfekten Hals umschmeichelten. »Gibt es irgendetwas, das Sie mir über die Umstände des Verschwindens von Mr. Richardson erzählen können?«
Sie schüttelte langsam den Kopf. »Ich habe der Polizei natürlich alles gesagt. Ehrlich gesagt gibt es nichts Außergewöhnliches, woran ich mich erinnern könnte. Am Donnerstag ist es genau einen Monat her. Buell hat zur üblichen Zeit das Haus verlassen ... um Viertel nach acht ... und gesagt, er würde direkt ins Büro fahren.«
»Seine Sekretärin hat uns gesagt, dass er für diesen Tag keine Termine hatte. Ist das für einen Buchhalter nicht ungewöhnlich?«
»Überhaupt nicht. Buell hatte nur sehr wenige private Klienten. Die meisten Angelegenheiten mit ihnen klärte er sowieso telefonisch.«
»Kennen Sie die Namen dieser Klienten?«
Mrs. Richardson schürzte ihre perfekten rosa Lippen. »Ich bin sicher, das ist vertraulich, Mr. ...«
»Kurtz.«
»... aber ich kann Ihnen versichern, dass alle seine Klienten bedeutende Leute waren ... seriöse Geschäftsmenschen ... und über jeden Zweifel erhaben.«
»Natürlich. Und er fuhr am Tag seines Verschwindens den Mercedes E300?«
Mrs. Richardson legte den Kopf schief. »Ja. Haben Sie denn den Polizeibericht nicht gelesen, Mr. ...«
»Kurtz. Doch, Ma’am, das habe ich. Ich überprüfe nur sämtliche Details noch einmal genau.«
»Na ja, das hat er. Ich meine, er hat den kleineren Mercedes genommen. Ich musste an diesem Tag einige Einkäufe erledigen, deswegen überließ er mir den größeren Wagen. Die Polizei hat das Fahrzeug am nächsten Tag gefunden. Den kleinen Mercedes, meine ich.«
Kurtz nickte. Little Skag hatte erzählt, der Mercedes E300 wäre in Lackawanna abgestellt und innerhalb weniger Stunden komplett auseinandergenommen worden. Auf dem Chassis hatte man Hunderte von Fingerabdrücken gefunden, aber die bisher identifizierten gehörten alle zu Gangmitgliedern und Anwohnern, die sich daran zu schaffen gemacht hatten.
»Können Sie sich einen Grund vorstellen, warum Mr. Richardson abtauchen wollte?«
Die statuenhafte Blondine zuckte zurück, als habe Kurtz ihr eine Ohrfeige versetzt. »Meinen Sie etwa eine andere Frau, Mr. ...«
»Kurtz«, sagte Kurtz und wartete.
»Ich verwahre mich gegen diese Frage und die damit verbundenen Unterstellungen.«
Kann ich dir nicht verdenken, Schätzchen!, hätte Kurtz beinahe laut ausgesprochen. Wenn dein Mann nebenbei noch was laufen hatte, dann war er ein Volltrottel. Er wartete weiter.
»Nein, es gab keinen Grund, warum Buell das Bedürfnis haben sollte – wie haben Sie es doch formuliert, Mr. Katz? – abzutauchen. Er war glücklich. Wir waren glücklich. Wir führen ein angenehmes Leben. Buell plante, in etwa einem Jahr in Rente zu gehen, wir besitzen ein Haus auf Maui, wo wir einen Teil des Jahres verbringen wollten, und haben uns kürzlich ein Boot zugelegt ... einen kleinen 20-Meter-Katamaran ...« Mrs. Richardson hielt inne. »Wir wollten in den kommenden Jahren um die Welt segeln.«
Kurtz nickte. Ein kleiner 20-Meter-Katamaran
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