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Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Titel: Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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. Welche Dimensionen diese Lady wohl als groß einstufte? Er versuchte, sich ein Jahr auf einer 20 Meter langen Jacht mit dieser Frau vorzustellen. Tropische Häfen. Lange Nächte auf See. Es fiel ihm nicht sonderlich schwer. »Nun, Sie waren mir eine große Hilfe, Mrs. Richardson«, sagte er, stand auf und steuerte auf die Tür zu.
    Mrs. Richardson beeilte sich, mit ihm Schritt zu halten. »Ich wüsste nicht, wie meine Antworten auf diese wenigen Fragen Ihnen behilflich sein könnten, meinen Ehemann zu finden, Mr. ...«
    Kurtz hatte die Sache mit dem Namen aufgegeben. Er kannte Klebstoffschnüffler mit einem besseren Kurzzeitgedächtnis als diese Frau.
    »Doch, Sie waren mir sogar eine große Hilfe«, betonte er. Das war sie auch gewesen. Kurtz hatte das Gespräch nur aus einem einzigen Grund vereinbart. Er wollte wissen, ob sie etwas mit dem Verschwinden des Buchhalters zu tun haben konnte. Das schloss er kategorisch aus. Mrs. Richardson war attraktiv – sogar eine Schönheit –, aber sie war sicherlich nicht die hellste Leuchte im intellektuellen Kronleuchter. Ihre Naivität kam ihm nicht gespielt vor. Kurtz bezweifelte, dass sie in der Lage war, sich auszumalen, wie ihr Mann während des Gesprächs gerade in einem hastig geschaufelten Grab verrottete oder von den Fischen am Grunde des Eriesees abgenagt wurde.
    »Vielen Dank noch einmal«, sagte er und ging zu Arlenes Buick hinaus.
    »Scheiße!«, fluchte Malcolm. Er und Cutter kletterten gerade aus dem SLK. Malcolm streckte die Hand aus, als wollte er Cutter festhalten, bremste aber wenige Zentimeter vorher ab. Er würde seinen Kollegen niemals ohne dessen Erlaubnis anfassen und Cutter würde ihm eine solche Erlaubnis niemals erteilen. »Warte«, sagte Malcolm und beide Männer hasteten in den Wagen zurück.
    Kurtz kam aus dem Haus. Jetzt, wo Malcolm ihn deutlicher sehen konnte, bemerkte er, dass Kurtz immer noch Ähnlichkeit mit seinem Fahndungsfoto besaß. Er war lediglich ein bisschen älter, ein bisschen hagerer und ein bisschen bedrohlicher.
    »Ich dachte, er würde da drin den halben Tag verbringen. Was für’n beschissener Schnüffler is ’n das, gerade mal fünf Minuten bei der Witwe?«
    Cutter hatte ein Fallmesser aus der Tasche seines Kapuzenshirts hervorgekramt und schien in den Anblick der Rundungen des Heftes vertieft.
    »Wir warten eine Minute, vielleicht geht er ja wieder rein«, sagte Malcolm.
    Kurtz ging nicht wieder hinein. Er stieg in den Buick und fuhr davon.
    »Scheiße«, fluchte Malcolm noch einmal. Dann: »Na schön, Miles, der Rechtsverdreher, sagt, wir sollen beide Pakete abholen. Welches Paket wollen wir zuerst abholen, Cutter, alter Kumpel?«
    Cutter starrte auf das Anwesen. Seine Hand zuckte und beide Klingen schossen hervor. Das Messer war von einem berühmten Büchsenmacher angefertigt worden und verfügte über eine Doppelklinge. Cutter klappte eine der Klingen wieder ein und ließ die andere offen und arretiert. Sie war gebogen, auf zehn Zentimeter Länge rasiermesserscharf geschliffen und auf der Rückseite mit einem scharfen Widerhaken versehen. Ein sogenanntes Guthook-Jagdmesser.
    Cutters Augen leuchteten.
    »Ja, du hast wie immer recht«, pflichtete Malcolm ihm bei. »Ich kenne eine Möglichkeit, wie wir Kurtz später wiederfinden können, wenn wir so weit sind. Jetzt haben wir hier noch etwas zu erledigen.«
    Die beiden Männer stiegen aus dem Mercedes. Malcolm piepte ihn zu, dann überlegte er es sich noch einmal und piepte ihn wieder auf.
    »Hätte ich fast vergessen«, entschuldigte er sich. Er holte die Polaroidkamera aus dem Kofferraum, dann überquerten beide Männer im Regen die menschenleere Straße.

KAPITEL 10
    Das Erie County Medical Center war ein riesiger Gebäudekomplex, nahe genug am Kensington Expressway, dass die Patienten das Rauschen des Verkehrs hören konnten, wenn sie es denn darauf anlegten. Die wenigsten taten das. In der Regel waren die Patienten viel zu sehr mit Dahinvegetieren und Sterben und dem Versuch, trotz Schmerzen einzuschlafen, beschäftigt. Deshalb nahmen sie den fernen Klang der Autos über dem lauten Sirren der Klimaanlage, den Gongs und Ansagen und dem Geplauder in den Fluren und Zimmern nicht wahr. Offiziell endete die Besuchszeit abends um 21:00 Uhr, aber die letzten Besucher bequemten sich in der Regel erst um kurz nach zehn nach Hause.
    Um 22:15 Uhr an diesem Oktoberabend stieg ein hochgewachsener dünner Mann in schlichtem braunem Regenmantel und Tirolerhut mit roter Feder aus

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