Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt
aber es fanden sich auch einige Villen, die hinter steinernen Mauern und Stahltoren versteckt lagen. Kurtz fuhr bei einer von ihnen vor, sprach seinen Namen in ein Mikrofongitter und wurde gebeten zu warten. Eine Videokamera, die auf einer Steinsäule am Tor montiert war, stellte ihre langsamen Schwenkbewegungen ein und starrte auf ihn herunter. Kurtz ignorierte sie.
Das Tor öffnete sich und drei Bodybuilder-Typen in blauen Blazern und grauen Freizeithosen kamen zu ihm heraus.
»Sie können den Wagen hier stehen lassen«, sagte der von den dreien, der am gelecktesten aussah. Er wies Kurtz mit einer Geste an auszusteigen.
Sie durchsuchten ihn gründlich – fassten ihm sogar kurz in den Schritt –, dann musste er sich das Hemd aufknöpfen, damit sie sehen konnten, dass er nicht verkabelt war. Anschließend beförderten sie ihn auf die Rückbank eines Golfwagens und kurvten mit ihm die lange gewundene Auffahrt zum Haus hinauf.
Kurtz achtete nicht sonderlich auf das Gebäude. Es war eine gewöhnliche, aus Stein gemauerte Villa, vielleicht mit etwas mehr Sicherheitstechnik ausgestattet als der Durchschnitt. Im Hintergrund erkannte er eine Vierergarage, aber ein Jaguar, ein Mercedes, ein Honda S2000 und ein Cadillac standen trotzdem wie an einer Perlenschnur vor der Einfahrt aufgereiht.
Der Fahrer hielt das Gefährt an und die beiden anderen eskortierten Kurtz in den Poolbereich.
Obwohl es bereits Oktober war, befand sich noch Wasser im Pool und es lagen keine Blätter darin. Ein älterer Mann im karierten Bademantel saß zusammen mit einem etwas jüngeren zweiten mit schütterem Haar und grauem Anzug an einem Klapptisch. Sie tranken Kaffee aus filigran wirkenden Porzellantassen. Der kahl werdende Mann schenkte gerade aus einer silbernen Kanne nach, als Kurtz und seine Bewacher eintrafen. Ein vierter Bodyguard, diesmal mit enger Hose und Poloshirt unter dem blauen Blazer, stand mit den Händen über dem Schritt gefaltet ein paar Schritte hinter dem alten Mann.
»Setzen Sie sich, Mr. Kurtz«, sagte dieser jetzt zu ihm. »Sie werden verzeihen, dass ich nicht aufstehe. Eine alte Verletzung.«
Kurtz setzte sich.
»Kaffee?«, fragte der alte Mann.
»Gern.«
Der Mann mit dem schütteren Haar schenkte ein, aber es war offensichtlich, dass er kein Diener war. Eine teure Aktenmappe aus Metall lag neben ihm auf dem Tisch.
»Ich bin Byron Tatrick Farino«, stellte sich der alte Mann vor.
»Ich weiß, wer Sie sind.«
Der alte Mann lächelte dezent. »Haben Sie einen Vornamen, Mr. Kurtz?«
»Sind wir so vertraut miteinander, dass wir uns beim Vornamen anreden, Byron?«
Das Lächeln erstarb.
»Passen Sie auf, was Sie sagen, Kurtz«, mahnte der Kahle.
»Halten Sie den Mund, Consigliere .« Kurtz ließ den alten Mann keine Sekunde aus den Augen. »Dieses Treffen betrifft nur Mr. Farino und mich.«
»Richtig«, sagte Farino. »Aber Ihnen ist sicher bewusst, dass dieses Treffen eine reine Gefälligkeit ist und nur deshalb stattfindet, weil Sie uns ... äh ... einen Dienst in Bezug auf meinen Sohn erwiesen haben.«
»Indem ich verhinderte, dass Little Skag von Ali und seiner Gang in der Dusche in den Arsch gefickt wurde«, erläuterte Kurtz. »Ja. War mir ein Vergnügen. Aber hier geht es ums Geschäft.«
»Sie wollen eine Entlohnung dafür, dass sie dem jungen Stephen geholfen haben?«, fragte der Anwalt. Er klickte die Aktentasche auf.
Kurtz schüttelte den Kopf. Er fixierte noch immer Farino. »Vielleicht hat Skag Sie bereits darüber informiert, was ich anzubieten habe.«
Farino nippte an seinem Kaffee. Die Hände des alten Mannes waren fast so durchsichtig wie das teure Porzellan. »Ja, Stephen hat über seinen Anwalt verlauten lassen, dass Sie mir Ihre Dienste anbieten wollen. Aber was genau könnten Sie für mich tun, Mr. Kurtz?«
»Nachforschungen.«
Farino nickte, aber der Anwalt lächelte unangenehm. »Sie waren früher einmal Privatdetektiv, Kurtz, aber Sie werden nie wieder eine Zulassung bekommen. Um Himmels willen, Sie sind auf Bewährung raus. Wie kommen Sie auf die Idee, dass wir einen abgehalfterten Privatdetektiv, bei dem es sich gleichzeitig um einen rechtskräftig wegen Mordes verurteilten Exsträfling handelt, auf unserer Gehaltsliste brauchen?«
Kurtz wandte seinen Blick dem Anwalt zu. »Sie sind Miles. Skag hat mir von Ihnen erzählt. Er sagte, Sie stehen auf kleine Jungs und je älter und schlaffer Sie werden, desto jünger werden die Knaben.«
Die Augen des Anwalts verengten sich zu
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