Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt
Bridge. Er bestellte sich drei Jumbos mit allem, inklusive scharfer Sauce, einer Portion Zwiebelringe und Kaffee, dann ging er mit dem Pappkarton zu einem Picknicktisch neben dem Zaun vor dem Fluss. Einige Familien, ein paar Geschäftsleute und ein Häufchen Obdachloser verzehrten hier ebenfalls ihr Mittagessen. Blätter fielen lautlos von dem großen Ahornbaum. Der Verkehr auf der Peace Bridge dröhnte gleichmäßig herüber.
Es gab nur wenige Dinge, die man in Attica nicht bekommen konnte. Ein Ted’s Hotdog gehörte dazu. Kurtz erinnerte sich an Winternächte in Buffalo, bevor die Filiale am Sheridan Drive einen Gastraum eröffnete, in dem man drinnen essen konnte: Mitternacht, zehn Grad unter null, meterhoch Schnee und 30 Leute, die wegen der Hotdogs Schlange standen.
Als er fertig war, fuhr er den Scajaquada Expressway noch bis zum Youngman Memorial Highway, dann nach Osten zum Millersport Highway und schließlich in nordöstlicher Richtung die letzten 15 Meilen bis Lockport. Er brauchte nicht lange, um das kleine Haus an der Lilly Street zu finden. Kurtz parkte auf der gegenüberliegenden Straßenseite und wartete ein paar Minuten.
Das Haus war wie die meisten in Lockport: ein gewöhnlicher weißer Klinkerbau in einer netten alten Wohngegend. Bäume ragten über die Straße hinweg, gelbe Blätter segelten von ihnen herunter. Kurtz spähte zu den Schlafzimmerfenstern im ersten Stock hinüber und fragte sich, welches wohl ihr Zimmer war.
Er fuhr zur nächstgelegenen Mittelschule. Er hielt nicht an, sondern rollte langsam am Grundstück vorbei. Die Polizisten reagierten in der Nähe von öffentlichen Schulen ziemlich nervös und würden nicht sehr rücksichtsvoll mit einem gerade entlassenen Mörder umspringen, der noch nicht einmal den Antrittsbesuch bei seinem Bewährungshelfer hinter sich hatte.
Es war nur ein Gebäude. Kurtz wusste nicht, was er erwartet hatte. An Mittelschulen gab es keinen Hof, auf dem sich die Schüler in der Pause versammelten. Er sah auf die Uhr und fuhr zurück in die Stadt. Auf dem Rückweg nahm er die 990, um Zeit zu sparen.
Arlene führte ihn zu einem Erotikladen, der einen halben Block vom Busbahnhof entfernt lag. Glas von zahllosen zersplitterten Crack-Fläschchen knirschte unter seinen Füßen. Eine gebrauchte Spritze begrüßte ihn in einer Ecke des Eingangs. Der größte Teil der Schaufenster war überstrichen, aber auch der verbleibende Rest am oberen Rand starrte vor Dreck, sodass man dort ebenfalls nicht hineinsehen konnte.
Das Innere unterschied sich nicht von jeder anderen Porno-Videothek, die Kurtz in seinem Leben gesehen hatte, und das waren nicht gerade wenige gewesen: Hinter einem Tresen las ein gelangweilter Mann mit Aknenarben ein Automagazin, drei oder vier Kunden sahen sich verstohlen die Magazine und Videos in den Regalen an und ein weiblicher Junkie in schwarzem Lederoutfit beäugte die Kundschaft. Dazu gesellte sich die übliche Sammlung von Dildos, Vibratoren und anderem Sexspielzeug in einer Glasvitrine. Der einzige Unterschied war, dass die Videokassetten, die er aus seiner Zeit vor dem Knast kannte, inzwischen DVDs Platz gemacht hatten.
»Hey Tommy«, begrüßte Arlene den Typen hinter der Verkaufstheke.
»Hey Arlene.«
Kurtz sah sich um. »Nett. Machen wir unsere Weihnachtseinkäufe dieses Jahr früher als sonst?«
Arlene ging voran durch einen engen Flur an den Peepshow-Kabinen entlang, vorbei an einer Toilette mit einem handgemalten Schild, auf dem stand: DENKT NICHT MAL DRAN, EUCH HIER EINEN ABZUWICHSEN, IHR ARSCHLÖCHER!, weiter durch einen Perlenvorhang und dann hinter einer unbeschrifteten Tür die Treppe hinunter.
Der Keller war lang gezogen, muffig und roch nach Rattenscheiße, aber er wurde durch ein niedriges Geländer in zwei Bereiche unterteilt. Leere Bücherregale säumten drei der vier Wände. Es standen lange, angestoßene Tische im Eingangsbereich und ein Metalltisch am hinteren Ende.
»Notausgänge?«, fragte Kurtz.
»Das ist das Gute daran«, sagte Arlene.
Sie zeigte ihm einen Hinterausgang, der nicht mit dem Sexshop verbunden war, steile Steinstufen, die durch eine stahlverstärkte Tür auf eine Seitengasse hinausführten. Zurück im Keller ging sie zielstrebig zu einer der Wände, zog ein Regal nach vorne und brachte so eine weitere Tür zum Vorschein. Sie fischte einen Schlüssel aus ihrer Handtasche und drehte ihn in dem Vorhängeschloss um. Der versteckte Ausgang führte in eine leere Tiefgarage.
»Als der Laden noch
Weitere Kostenlose Bücher