Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Titel: Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
Kurtz und sie fuhren schweigend weitere zehn Meilen oder so.
    Arlene kurbelte das Fenster runter, steckte sich eine Zigarette an und ließ die verbrannte Asche vom kühlen Herbstwind abstreifen.
    »Ich dachte, dein Mann mag es nicht, wenn du rauchst.«
    »Alan ist vor sechs Jahren gestorben.«
    Kurtz nickte und beobachtete, wie die Felder vorbeirauschten.
    »Ich denke, ich hätte dich in den vergangenen elf Jahren ein- oder zweimal besuchen können«, sagte Arlene. »Um dich auf dem Laufenden zu halten.«
    Kurtz drehte sich um und sah sie an: »Warum? Dafür hattest du keinen müden Penny bekommen.«
    Arlene zuckte die Achseln. »Wie du siehst, habe ich deine Nachricht auf dem Anrufbeantworter abgehört. Aber wieso warst du dir so sicher, dass ich dich nach all den Jahren abhole?«
    »Es wäre kein Weltuntergang gewesen, wenn du es nicht getan hättest. Es fahren ja immer noch Busse zwischen Batavia und Buffalo.«
    Arlene rauchte den Rest ihrer Zigarette, dann warf sie den Stummel aus dem Fenster. »Rachel, Sams kleines Mädchen ...«
    »Ich weiß.«
    »Ihr Ex-Mann hat das Sorgerecht bekommen und lebt noch immer in Lockport. Ich dachte, du würdest das wissen wollen.«
    »Ich weiß, wo er wohnt. In Attica gibt es Computer und Telefonbücher.«
    Arlene nickte und konzentrierte sich aufs Fahren.
    »Du arbeitest in so einer Art Kanzlei in Cheektowaga?«
    »Ja. Genau genommen sind es drei Kanzleien in einem ehemaligen Kwik-Mart in einer Einkaufspassage. Zwei der Büros werden von billigen Winkeladvokaten betrieben, das dritte ist eigentlich nur eine Briefkastenfirma.«
    »Bist du damit offizielle Rechtsanwaltssekretärin?«
    Arlene zuckte wieder die Achseln. »Meistens mache ich Schreibarbeit, verbringe eine Menge Zeit am Telefon, um potenzielle Klienten ausfindig zu machen, und suche dann und wann das juristische Zeug im Netz zusammen. Diese sogenannten Anwälte sind zu geizig, um sich Gesetzbücher oder Software zu leisten.«
    »Macht dir das Spaß?«
    Sie ignorierte die Frage.
    »Was zahlen sie dir? An die 2000 im Monat?«
    »Mehr.«
    »Na gut. Ich packe 500 auf das drauf, was die dir zahlen.«
    Sie lachte schnaubend. »Um was zu tun?«
    »Dasselbe, was du früher getan hast. Nur jetzt mehr am Computer.«
    »Sollte da irgendwie ein Wunder geschehen und du kriegst deine Lizenz als Privatdetektiv zurück, Joe? Hast du 3000 Mäuse im Monat auf die Seite gelegt, um mich bezahlen zu können?«
    »Man muss keine Lizenz als Detektiv besitzen, um Nachforschungen anzustellen. Überlass es mir, sich den Kopf zu zerbrechen, wie ich dich bezahlen soll. Du weißt, wenn ich sage, du kriegst das Geld, dann kriegst du es auch. Was meinst du, könnten wir ein Büro in der Nähe des alten an der East Chippewa finden?«
    Arlene lachte wieder. »Die East Chippewa ist jetzt seriös geworden. Du würdest die Gegend nicht mehr wiedererkennen. Teure kleine Boutiquen, Bistros mit Delikatessen und Tischen auf dem Bürgersteig, Wein- und Käseläden. Die Mieten sind dort ziemlich explodiert.«
    »Ach du Scheiße«, meinte Kurtz. »Na ja. Ein Büro in der Innenstadt wird es auch tun. Verdammt, sogar ein Keller würde es tun, solange es da mehrere Telefonanschlüsse und Strom gibt.«
    Arlene fuhr von der Autobahn, bezahlte die Maut und bog Richtung Süden ab. »Wo willst du heute schlafen?«
    »Ein billiges Motel oder irgendeine andere Absteige in Cheektowaga wäre nicht übel.«
    »Warum ausgerechnet Cheektowaga?«
    »Ich muss mir morgen früh deinen Wagen leihen und dachte, es wäre ganz praktisch, wenn du mich auf dem Weg zur Arbeit aufsammelst. Du kannst morgen früh dort kündigen und deine Sachen zusammenpacken. Ich hole dich am frühen Nachmittag ab und wir machen uns auf die Suche nach einem neuen Büro.«
    Arlene steckte sich eine weitere Zigarette an. »Du denkst wirklich immer an alles, Joe.«
    Kurtz nickte.

KAPITEL 3
    Orchard Park war ein wohlhabendes Viertel in der Nähe des Stadions der Bills. Arlene fuhr zwar nur einen gewöhnlichen Buick, aber die Karre hatte eines von diesen GPS-gesteuerten, LCD-beleuchteten Dingsbumsen ins Armaturenbrett eingebaut. Kurtz rührte es nicht an. Er hatte sich die Route eingeprägt und für alle Fälle eine alte Straßenkarte mitgenommen. Er fragte sich, ob den Leuten in den letzten zehn Jahren jeglicher Orientierungssinn abhandengekommen war, weil sie diesen elektronischen Mist brauchten, um sich zurechtzufinden.
    In den meisten Häusern in Orchard Park wohnten Familien der oberen Mittelschicht,

Weitere Kostenlose Bücher